Also, ich bin nicht durch irgendeine Nikon oder Canon rosarote Brille geblendet. Ich suche halt einfach nur das richtige Werkzeug für den jeweiligen Job.
5D MKIII: Da waren im Bereich Handling, Geschwindigkeit, Dynamik und Wiedergabe der Hauttöne im Bereich High-ISO, Weissabgleichs-Automatik, Feedback, Autofokus (41 Kreuzsensoren, auch aussermittig horizontal) ,Geräuschkulisse, Linsen-Auswahl (50L, 85L, 135L, 24 TSE II) die 5D MKIII für mich das Nonplusultra. Aber das Banding beim Hochziehen der Tiefen und die Auflösung sind nicht zeitgemäss.
D800: Im Bereich Bildqualität (Rauschmuster, Banding-Verhalten), Auflösung & Schärfe & resultierender Crop-Workflow, Bearbeitungsreserven in den Tiefen Belichtungsverhalten in schwierigen Situationen (Gegenlicht Indoor z.B., Einseitiger Lichteinfall in Räumen), Preis/Leistung und tollen Funktionen wie dem 100 % Knopf (inkl. Durchschalten der einzelnen Gesichter) und 3D-Tracking (dank RGB-Sensor), ist die D800 ungeschlagen.
Dafür ist sie handlingmässig eine Zicke. Das liegt an der langsamen Verarbeitungsgeschwindigkeit. Alles dauert gefühlt, ewig lange (Bildrückschau, Buffer zu klein, Liveview echt lahm durch den Blackout und das Rauschen). Bei den oben beschriebenen Low-Light-Szenario gibt es sogar mit AF-S und dem AF-Hilfslicht des SB-910 zuviel Ausschuss (AF-S 24-70 2,8G oder Sigma 35 1.4 drauf). AF-C, bei oben beschriebenen Low-Light Szenario, kann man komplett vergessen... Glückspiel mit 50 % Trefferchance würde ich sagen...
Auf einer Hochzeit komme ich so momentan bei insgesamt 18 Stunden Einsatz, 96 GB an Speichermedien und 2000 geschossenen Fotos auf ein Verhältnis von
65 % 5D MKIII zu 35 % Nikon D800. Die Nikon D800 kommt bei der Vorbereitung, dem 1. Treffen, Empfang, Glückwünsche, Gruppenbildern und dem Porträtshooting, vornehmlich Outdoor zum Einsatz! In der Kirche und ab 20 Uhr, Indoor, Feier, hängt die D800 nur noch 90 % am Sunsniper und wird als Kamera für Tele-Closeups und Details benutzt. Das wahre und zuverlässige Arbeitsgerät ist dann die 5D MKIII, vor allem beim 1. Tanz & Brautstrausswurf, wo wirklich der Raum stark abgedunkelt ist und wo man in Bereichen ISO 3200-6400, Blende 1.4-2.2 und gebouncten Speedlite + AF-C ohne AF-Hilfslicht arbeiten muss.
Ich möchte dieses Verhältnis, ehrlich gesagt mit der D810 umgekehren: Also 65 % D810 zu 35 % 5DMKIII.
Nach 2 Tagen testen muss ich schon sagen das der AF sehr schnell und exakt trifft, vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen. Hab hier gerade die Gardinen zugezogen und mit D800 + Sigma 35 1.4 Art und D810 + Sigma 50 1.4 Art bei jeweils ISO 6400, 1/125, ohne AF-Hilfslicht und mit Offenblende das Nikon-Logo auf dem D800 Karton versucht zu fokussieren. Fokusring bei beiden auf Naheinstellungsgrenze und dann aus 1 Meter auf das Logo.
D810, fokussiert schnell und trifft.
D800 kann sich nicht so recht entscheiden, hin- und herpumpen, dann findet sie den Fokus.
Was mich mich aber vor allem begeistert, ist wirklich die Arbeitsgeschwindigkeit der D810. Alles läuft so flott. Bei meinen Brenizern läuft nun der Puffer nicht mehr so schnell voll. Ich kann jetzt mit der D810 so arbeiten wie mit der 5D MKIII ! Kein Warten mehr, wie bei der D800, wenn der Puffer nach 15 Bildern vollgelaufen ist und man nur noch jede 2 Sekunden ein weiteres Bild machen kann und das Model oder das Hochzeitspaar sich die Füsse plattsteht, oder Dir jemand ins Bild läuft. Oder wenn sich die Sonne entscheidet, hinter einer Wolke zu verschwinden.
Die D800 hat sich öfter mal eine kleine Pause gegönnt. Das ewig lange Warten bis die Grüne Lampe endlich ausging. Ab- und zu war somit die ganze Kamera blockiert und man konnte nichts machen (trotz schneller 160 MB/s Sandisk Extreme Pro).
Die D810, da machst Du einfach mal Dauerfeuer bis der Buffer voll ist, dann gehts in einem 0,7s Takt weiter, die grüne Lampe leuchtet und "oh Wunder" - Bildrückschau und Menü und auch alles andere lässt sich ganz normal bedienen!
Dann habe ich gestern mit den
Live-View der D810 rumgespielt. Die 200 % Ansicht per Mittelknopf vom Multicontroller ist erheblich klarer und bei guten bis mittleren Lichtverhältnissen nun richtig brauchbar. Der exakte manuelle Fokus ist innerhalb weniger Sekunden eingestellt. Ab ISO 3200 wirds aber auch schwieriger, aber eine Einschätzung ist möglich. Bei der D800 ist es teilweise schon ab ISO 800 oder im Studio bei Einstelllicht-Verhältnissen schon dermassen verrauscht, das sich der Live-View zum exakten Einstellen mit dem Apo Sonnar nicht mehr lohnt. Geht, aber dauert ewig lange und man ist sich nie sicher, ob es jetzt 100 % getroffen ist. Da verlasse ich mich eher auf den Fokus-Indikator-Dot im Sucher.
Thema Blackout: Ich habe mal wieder nachgemessen. Mit der 16GB Sandisk Extreme Pro 160 MB/s CF dauert der Blackout ca. 2 Sekunden bei der D800, mit einer alten 8GB Sandisk Extreme III 30MB/s dauert der Blackout 4,7s. Bei der D810, egal mit welcher der beiden Karten, dauert der Blackout unter einer Sekunde !
Ich habe gestern in der Mittagspause, mit dem Apo Sonnar 2/135 ein paar Hummeln per Liveview gejagt. Bin nicht so der Insektenfotograf, aber anstatt "Klick", 2-4s Blackout, "Mist daneben", war es jetzt in der gleichen Zeit "Klick",...,"Mist daneben", "Klick",...,"Mist wieder daneben", "Klick",...
Auch der
Kontrast AF wurde wohl verbessert. Weniger hin- und herpumpen mit Sigma 50 1.4 Art oder 35 1.4 Art. Ich würde jetzt nach ein paar genaueren Tests nicht sagen, es ist doppelt so schnell, sondern eher 25-50 % schneller, je nach Motiv.
Meine Begeisterung für die D810 kommt grundsätzlich daher, das sie die schon geniale Bildqualität der D800, in den für mich signifikanten Bereichen, nochmal sichtbar steigern konnten. Das mag wirklich für den Einen, oder Anderen nicht nachvollziehbar sein, bei dem kleinen Unterschied in meinen gestern geposteten Testbildern, aber für mich zählt jedes Prozent, das ich an Bearbeitungsreserve bekommen kann. Natürlich ist das für jemanden der seine Bilder zur weiteren Bearbeitung erstmal runterskaliert und durch irgendwelche Lightroom-Presets oder Nik-Filter durchjagt nicht wichtig. Aber wenn man in der 200 % Ansicht Hautunreinheiten beseitigen muss und nicht unbedingt, verrauschte Haut durch eigene Texturen ersetzen möchte, dann ist jedes Prozent Rauschfreiheit und Schärfe eine Erleichterung. Bildinformationen wegnehmen (weichzeichnen, abmildern, stempeln) ist einfach und leicht, aber Bildinformationen dazugewinnen ( Rauschen entfernen/abmildern, Haut in der Frequenztrennung retexturieren) erheblich schwieriger und zeitaufwändiger.
Heisst jetzt also für MICH, ohne das ich das
Grundrauschen in einen unschönen Bereich bekomme, kann ich folgendes erreichen :
D810, 1/200, ISO 64, APO Sonnar 135mm bei Blende 4 ( volle 36 Mpixel laut DXO-Mark für die D800E, bei dieser Blende).
2/5 EV Belichtungsreserve und ca. +50/100 Tiefen, -50/100 Lichter und ein Schärfungspuffer bis ca. 60/100, wobei eher 30/100 reichen, um eine Schärfe zu erreichen, wie sie meine alte D800 mit 60/100 hatte UND OHNE DAS GRUNDRAUSCHEN auffällig zu verstärken.

Die Grenzen wurden weiter nach oben gesteckt.