P7000 Erfahrungsbericht
Ich möchte mal versuchen, meine Erfahrungen mit der Kamera zusammenzuschreiben und so vielleicht auch anderen helfen, sich ein etwas genaueres Urteil zu bilden, oder aber die eigenen Eindrücke mit den meinigen zu vergleichen.
Zusätzlich mag aufgezeigt werden, wie sich Prioritäten verschieben können, indem man sein Urteil balanciert und nicht nur sieht, was mit einer Kompakten gegenüber einer DSLR nicht geht, sondern auch, was damit geht.
Motivation für die Anschaffung
Generell besteht bei mir Interesse an einer kompakten Lösung, die zusätzlich zur DSLR (D200) genutzt werden soll, namentlich als Begleiter für spontane Bilder, aber auch für Familienausflüge und ggf auch Schnappschüsse von Kindern etc.
Die bisherigen Versuche waren :
- TZ-7 die war mir allerdings speziell für die Schnappschüsse zu langsam
- E-P1 zwar kleiner als eine DSLR aber nicht wirklich kompakt , ausserdem zumindest mit dem Kit langsam im AF und wiedrum ein komplettes System, für sich ok, aber ich wollte nicht zusätzlich komplett etwas aufbauen.
- Ricoh CX-2 kompakt und schnell, guter Zoombereich , vielleicht letztlich der beste Kompromiss, leider ohne RAW
P7000
Die P7000 bietet dem Nikon User zwei Vorteile
- Nutzung vorhandenen Blitzequipments unter Beibehalt der Automatikfunktion
- Weiternutzung des originären Nikon RAW Konverters
Blitzequipment
Ersteres war mir nach den Erfahrungen mit den bisherigen Kameras wichtig, gerade vor dem Hintergrund der Schnapschüsse von Kindern, allerdings muss man anmerken, das ein Blitz , der auf einer DSLR harmonisch ist, gut auf eine Kompaktkamera passt. Sprich man kann seinen SB-800/900 nutzen, der ist aber fast so groß wie die Kamera, man wird sich also vermutlich irgendwann einen SB-400 anschaffen, dann ist der Vorteil relativiert.
AWL unterstützt die Kamera scheinbar nicht, der eingebaute Blitz ist leider nicht masterfähig und ein SB-xxx ruft nur ein recht unmotiviertes Statement hervor das da heißt "Fehlerhafte Blitzeinstellung"
RAW
RAW und die P7000 ist etwas, bei dem einem relativ schnell der Spass vergehen kann, es dauert, zumindest bei meiner P7000, geschlagene 4-5 Sekunden bis die Kamera das Bild gespeichert hat.
Das mit einer Sandisk Class 10 mit 30 MB/sec, eine Panasonic Class 8 war nicht langsamer.
Spass ist das nicht, unabhängig davon kann man die RAWS mit ViewNX oder CNX2 bearbeiten.
ACR macht das ab der Version 6.3, für LR2/CS4 Nutzer bleibt da nur der Weg über DNG.
Bedienung/Handling
Die Kamera macht Spass und fässt sich gut an, es wirkt eigentlich alles recht wertig, das Gehäuse liegt gut in der Hand.
Die Bedienung ist angenehm und wenig überraschend aus meiner Sicht, die Direktzugriffe auf Weißabgleich etc über ein entsprechendes Wahlrad finde ich gut gelöst.
Ein paar Defaulteinstellungen muss man wohl ändern
- Zoomgeschwindigkeit auf normal
- Die kürzeste Verschlusszeit für Auto ISO heraufsetzen oder ggf die ISO fest einstellen, mit dem Default wird man ziemlich oft lange Verschlusszeiten haben
Störende Dinge :
- Um das Objektiv ist ein Ring, der die Aufnahme für den WW Adapter abdeckt, dieser wackelt merklich, das ist mehr ein Ärgernis
- Unangenehmer aus meiner Sicht ist das hintere Drehrad, das ich schlecht zu bedienen finde, man kann die Kamera fast komplett mit rechts bedienen , ist man aber an dem Drehrad muss man den Druck auf das Gehäuse so weit reduzieren, das man die Kamera nicht mehr sicher hält. Schöner wäre ein zweites vorderes Einstellrad gewesen, gepaart mit der von Nikon DSLR's gewohnten Wippe. Man kann umbelegen, so daß das hintere Einstellrad bei zeitautomatik die Blende, und bei Blendenautomatik die Zeit regelt aber statt dem unteren Rad wäre ein zweites vorderes Einstellrad einfach schöner
- Die Kamera geht manchmal recht langsam zu Werke, zum Beispiel, wenn man in der Bildansicht ist und dann wieder ein Bild machen möchte.
Gut gelöst :
- Die Kamera erschliesst sich eigentlich recht intuitiv
- Der Zugriff auf alle wichtigen Einstellungen über das linke Einstellrad ( Qual/ISO/WB/BKTInfo/My( benutzerdefiniert))
- Der Monitor weiß zu gefallen, sehr schön auch die Taste mit der man in drei Stufen alle Informationen ein- oder ausblenden sowie den Monitor ganz abschalten kann, so hat man ggf freie Sicht zum komponieren und spart Strom, wenn man den Sucher nutzt. Der zeigt nur 80 % und leider auch keine weiteren Informationen wie Zeit oder Blende, dafür wird das Geschehen verzögerungsfrei dargestellt, Agfa Klick Feeling inbegriffen
- Die Kamera liegt durch die Griffleiste gut in der Hand
- Die Kamera ist sehr wertig und angenehm in der Haptik
- Die Menügestaltung finde ich ansprechend
- Die Direktzugriffe finde ich gut gelöst, etwas neidisch schaut man vielleicht auf das ISO Rad der G12, dafür erscheinen mir die Nikon Menüs intuitiver
Merkwürdigkeiten
Es gibt ein paar Punkte, die auffallen :
- Speziell bei S und A wird der Bildschirm manchmal sehr hell, scheinbar nachdem die Kamera fokussiert hat
- Bei schwachem Licht gibts manchmal violette Streifen quer über den Monitor, diese sind auf dem Bild aber nicht zu sehen
- Die Geschwindigkeit im Umgang mit den Speicherkarten ist nicht sensationell, besonders unangenehm ist das bei RAW, aber auch wenn man duch die Bilder scrollt könnte es gern etwas flüssiger sein
- Man kann AF Fehlfunktionen bei wenig Licht provozieren, diese gehen soweit, das die Kamera ggf nach dem 4. Fehlversuch das Objektiv initialisiert ( Eimal ein - und wieder ausfährt )
- Der Kamera liegt leider kein gedrucktes Handbuch bei, sondern nur eine Schnellstartanleitung, das eigentliche Handbuch wird nur auf CD geliefert, ärgerlich für alle, die gern Papier in der Hand haben - ich hätte mich mit einem gedruckten Handbuch wohler gefühlt
Bildqualität
Formulieren wir es so, die liegt im in diesem Segment erwartbaren Bereich. Man kann möglicherweise darüber streiten, ob nun eine G12 oder die P7000 bei ISO800 besser sind, es sind aber keine Welten, die sich da auftun.
Im Vergleich zu günstigeren Kompakten mit vergleichbarer Sensorgrösse ist sie glaube ich nicht so viel besser, ich habe den Eindruck, das ist ähnlich wie bei DSLR's wo ja die grösseren Modelle auch nicht unbedingt die bessere Bildqualität bieten, sondern durch Features und Bedienung glänzen. Das ist eben auch der Vorteil dieser Klasse gegenüber den "kleineren" Kompakten.
Resumee
Bei mir hinterlässt die Kamera einen zwiespältigen Eindruck, vielleicht lag es an mir, vielleicht hatte meine Version auch das weiter oben beschriebene AF Problem, ich hatte aber noch nie so viel Ausschuss aufgrund von Unschärfe mit einer Kamera, wie mit dieser.
Die RAW Geschwindigkeit ist ein echtes Ärgernis, ich habe vom Nikon Support die Aussage bekommen man möge die empfohlenen Speicherkarten nutzen, bei mir hat der Schritt auf eine Class 10 Karte ( Sandisk ) keine Besserung gebracht.
Auf der anderen Seite macht sie schon Spass und bietet einige schöne Features, die man einfach schätzen lernt.
Direktzugriff auf alle wichtigen Funktionen hebt sie von kleineren Kompakten ab, leider ab und an etwas träge.
Ausserdem ist sie eben klein genug, um sie immer dabei zu haben, allerdings nicht mehr wirklich kompakt, im Winter geht sie gut in die Manteltasche, im Sommer muss man sie sicher separat verpacken.
Wünschenswert wäre noch ein passender Schutzdeckel, der das Objektiv z.B. in der Manteltasche schützt, das gilt aber nicht nur für die P7000.
Geschwindigkeit, die Ricoh CX2 ist sehr viel geschmeidiger, das ist natürlich auch den Dateigrößen geschuldet. Ich würde bei der P7000 im Automatikmodus auch ein halbwegs brauchbares Point & Shoot erwarten, da war ich nicht immer begeistert.
Ich denke , ein Teil der Mankos lässt sich vielleicht per Firmwareupgrade nachträglich in Ordnung bringen, ein bischen wirkt es so, als sei da mit der heißen Nadel gestrickt worden.
Ich werde sicher nochmal einen Blick auf die S95 werfen, denn die Frage ist, wie sinnvoll diese Kameraklasse ( G12/P7000) bei den kleinen Sensoren mit ihren Beschränkungen ist.
Eventuell ist es sinniger, einen kleinen Sensor auch klein zu verpacken und genau diesen Vorteil zu nutzen, statt ein "Riesengehäuse" drumrum zu bauen.
Wenn man dann mehr will, geht der Weg halt in Richtung mFT wo die Qualität dann merklich ansteigt.