Wäre Gimp so gut, wie es seine (vorwiegend Linux)-Anhänger behaupten, es wäre viel verbreiteter. Ich bin überzeugt, die meisten Bildbearbeiter, gerade aus dem Foto-Bereich, haben irgendwann Gimp heruntergeladen und es ausprobiert. Es muss also einen Grund geben, weshalb die meisten Leute trotz dieser Gratis-Alternative Geld für ein anderes Bildbearbeitungsprogramm ausgegeben haben.
Dieser Grund muss aber keineswegs in der Funktionalität liegen. Ich dachte früher auch, 80% des Aufwandes für ein Programm sei die Funktionaliät, 20% die Nutzbarmachung für den Nutzer (Oberfläche, Hilfe, ...). Vielmehr ist es umgekehrt. Es ist erstaunlich zu sehen, wie wenig Geduld Viele haben, sich in etwas einzuarbeiten, das nicht auf den ersten Blick intuitiv ist. "Man muss die Anleitung lesen, um es bedienen zu können??! Dann benutze ich doch lieber was anderes." Sicher mag es Sachen geben, die PS kann und Gimp nicht. Aber hauptsächlich geht es glaube ich hier darum, dass PS als kommerzielles Programm das Ziel hat, für möglichst viele potentielle Benutzer benutzbar zu sein. Gimp hat in erster Linie mal das Ziel Funktionalität.
Ganz interessant ist ein (etwas bissiger)
Blog-Beitrag vom sehr aktiven und erfolgreichen darktable-Proekt in dem begründet wird, warum es keine Win-Version gibt.
Hehe, oh ja, der hat recht. Es gibt im OpenSource-Bereich da sehr unterschiedliche Ausrichtungen. Das KDE-Projekt zielt sehr deutlich darauf, eine Bedienbarkeit für Laien zu erreichen und sich möglichst so intuitiv und "smooth" anzufühlen wie Windows. Emacs oder vi hingegen...

Und das ist auch gut so.
Der durchschnittliche User, der auch mal eine Tabelle erstellt und kleinere Kalkulationen durchführt, nutzt nur einen kleinen Teil von Excel. Aber er ist für alle Eventualitäten gerüstet. (Komptabilität, Sortierfunktionen, Literatur etc.) Dieselben Argumente gelten für Outlook und Word.
Aus deiner Liste ist der mit großem Abstand wichtigste Grund die Kompatibilität. Und die ist nicht technisch bedingt. Excel ist nicht zu mehr Sachen kompatibel als Calc aus dem OpenOffice-Paket. Eigentlich ist es hauptsächlich zu sich selbst kompatibel. Da es aber alle anderen auch benutzen, ist nunmal die Kompatibilität zu Excel entscheidend. Und warum haben es alle anderen? Weil es alle anderen haben... Selbst wenn Calc derzeit exakt genauso gut oder besser wäre als Excel (tatsächlich weiß ich nicht, wie der Vergleich ausfällt, benutze beide zu selten), würde sich diese Situation nicht einfach auflösen.
Seh' ich genauso, das ist einfach übles Windows(User)-Gebashe*, leider nicht selten in der Unix-Gemeinde.
Das wird ja niemanden überraschen. Jeder hält das, was er selbst benutzt, für das einzig Wahre. Lies doch mal hier im Forum die Canon-versus-Nikon-Diskussionen, die KB-oder-Crop-Frage und vieles mehr. Und da Linux / Unix eben nicht der Standard auf dem Desktop ist, haben sich die meisten, die es doch benutzen, irgendwas dabei gedacht.
Sollte es aber darum gehen, für ein EBV-Programm nicht nur die Anerkennung von nerdigen Programmierern, sondern von Fotografen zu bekommen, dann wird darktable um Windows nicht herumkommen.
Sollte es darum gehen, ja. Geht es bei Darktable aber eben einfach nicht. Muss es doch auch nicht.
Außerdem: Nerds haben eine gewisse Tendenz, sich unter anderen Nerds recht wohl zu fühlen.
Der engagierte Amateurfotograf (denn das ist zunächst mal die nicht eben kleine "Nische", für die Projekte wie Gimp & Co interessant sind) interessiert sich doch, sorry, einen Schiet für irgendwelche EDV-technischen Fragen.
Und Darktable interessiert sich dann eben, sorry, einen Schiet für ihn. Und?
Abgesehen davon, sind "Nerds" und "Hobbyfotografen" keinswegs disjunkte Mengen. Ich zähle mich zu beiden Gruppen.
Hilft ein Programm mir bei meinem mit Herzblut und ruhiger Hand betriebenen Hobby? Prima! Hilft es mir nicht, sondern erfreut lediglich einige Programmierer, weg damit!
Und genau das ist das Problem: Als Programmierer möchte man eben die Anerkennung von Leuten, die die Arbeit zu schätzen wissen. Und das sind nicht nur aber oftmals Mitnerds. Wenn ich viel Arbeit in ein tolles Feature stecke und ein Nutzer klickt zweimal drauf rum und schmeißt mein Programm weg, weil es ihm zu viele Fenster hat und nicht intuitiv genug zu benutzen ist, kann er mir gerne gestohlen bleiben. Seine Anerkennung brauche ich nicht, weil sie nicht viel wert ist.