So, nach dem es hier schon länger kein Update gab, nehme ich mir die Zeit um ein bisschen über meine Bearbeitung in Lightroom 3 zu schreiben. Die Grundzutat ist bei mir Intuition und Ausprobieren, dass heißt es gibt bei mir keine Standardbearbeitung. Dennoch habe ich eine bestimmte Vorgehensweise bzw. Reihenfolge, die aber auch nicht immer eingehalten wird.
ACHTUNG! SEEEHR VIEL TEXT!
Im folgenden beschreibe ich einfach anhand eines Bildes meine Bearbeitung und hänge das OOC Bild an. Ich habe dieses Bild unter anderem ausgewählt um zu zeigen was sich mit entsprechender Bearbeitung aus relativ schlechtem Ausgangsmaterial noch alles herausholen lässt. Eigentlich hatte ich es schon mit einer Abgelehnt-Fahne markiert.

Alles was
fett geschrieben ist hat mit diesem Bild zu tun, alles normal geschriebene sind allgemeine Bearbeitungshinweise.
1. Stimmt der Ausschnitt? Entzerren notwendig? Ist das Bild gerade? Dies sind häufig die ersten Fragen die ich mir stelle und an Hand derer die ersten Schritte erfolgen. Diese Korrekturen stehen sozusagen bei mir an erster Stelle. Dazu aktiviere ich die automatische Objektivkorrektur um Objektivverzerrung, Chromatische Abberationen und Vignettierung zu entfernen.
Das Bild wurde gerade gerichtet, vertikal entzerrt und der Bildausschnitt wurde etwas verkleinert. Die Objektivkorrektur wurde aktiviert.
2. Bei manchen Bildern ändere ich das Format. Meist erfolgt eine Änderung von 3:2 ins quadratische 1:1 Format, selten gibt es Panoramaausschnitte wie 2:1 und sehr selten wird aus einem Querformat ein Hochformat. Formatänderungen dienen bei mir entweder der Eliminierung von störenden/unnötigen Bildelementen, der Blickführung oder der Verbesserung des Gesamteindrucks. Meist bleibt jedoch das ursprüngliche Format bestehen.
Bei diesem blieb das ursprüngliche 3:2 Format bestehen.
3. Grundeinstellungen werden vorgenommen. Belichtung, Wiederherstellung, Aufhellicht, Schwarz, Helligkeit, Kontrast, Klarheit, Dynamik und Sättigung werden je nach Bild angepasst. Dabei probiere ich auch viel aus. Generell werden die Bilder etwas aufgehellt, der Kontrast verstärkt (über Schwarzregler und/oder Kontrastregler), die Klarheit angemessen erhöht und das Bild leicht entsättigt (Dynamik etwas hoch, Sättigung runter). Bei zu hellen Lichtern wird auch der Wiederherstellungsregler genutzt. Das Aufhelllicht nutze ich recht häufig um mehr Zeichnung in den Tiefen zu erhalten. Eventuell wird noch der Weißabgleich angepasst. In den Grundeinstellungen nutze ich meist sehr viele Regler. Lieblingsregler: Klarheit, Aufhelllicht und Schwarz.
Bei diesem Bild wurde die Wiederherstellung komplett nach oben gezogen um die Wolken etwas besser hervorzubringen. Anschließend wurde per Aufhellicht der dunkle untere Bereich etwas aufgehellt (~35). Der Schwarzregler wurde zur Kontrasterhöhung auf +20 gestellt. Klarheit und Dynamik auf ~+35, Sättigung -15. Meist bleibt es jedoch nicht bei diesen Einstellungen, da ich sie immer wieder neu anpasse nachdem ich einen der anderen Schritte durchgeführt habe. Das Bild wurde übrigens in RAW aufgenommen und besitzt dementsprechend gute Reserven für Aufhelllicht/Wiederherstellung und Weißabgleich. Das Bild ist vergleichsweise stark bearbeitet.
4. Mit der Gradationskurve erzeuge ich meist eine leichte S-Form zur Kontrastanhebung. Seltener werden entweder Lichter oder Tiefen so richtig nach oben bzw. unten gezogen. Ein bisschen Trial & Error.
Bei diesem Bild habe ich eine sehr leichte S-Form erstellt.
5. Teiltonung ist DER Bereich in dem man Bildern einen einzigartigen Look verleihen kann. Ich nutze die Teiltonung sehr häufig. Oft bekommen die Lichter einen eher wärmeren Farbton und die Tiefen einen kälteren. Ab und zu gehen die Farbtöne auch ins grünliche. Das ergibt auch so ein bisschen einen Retrolook. Ansonsten lasse ich die Kreativität walten und probiere aus was mir gefällt.
Hier habe ich die Lichter gelb/orange gefärbt und die Tiefen eher blaugrünlich.
6. Allgemeine Korrekturen der bisher eingestellten Parameter sowie Einfügen von Verlaufsfiltern, Ändern der Kamerakalibrierung und HSL Anpassung. Wie schon oben geschrieben, bleiben die Regler der Grundeinstellung nicht lange so wie ich sie anfangs eingestellt habe. Ständig wird daran rumgeschraubt und optimiert bis mir das Ergebnis gefällt. Die Verlaufsfilter nutze ich um zu hellen Himmel vorsichtig abzudunkeln und um die Wolkenstruktur per Klarheit zu verstärken. Ansonsten dienen sie der Abdunklung oder Aufhellung größerer Partien. Die Kamerakalibrierung lässt sich auch sehr gut zur weiteren Farboptimierung nutzen. Vor allem macht es Spaß mit der Sättigung von Rot und Blau zu spielen. Im HSL Reiter optimiere ich gezielt bestimmte Farben und kann so z.B. Akzente im Bild verstärken, je nach Bild.
In den Grundeinstellungen wurde das Bild weiter aufgehellt und entsättigt da mir der Himmel zu bunt war. Dabei haben sich fast alle Einstellungen wieder verändert. In der Kamerakalibrierung habe ich die Sättigung von Blau und Rot verringert. Im HSL Bereich habe ich die Sättigung der Gelb- und Orangetöne für den Himmel und das Taxi erhöht, da mir diese bei dem vielen Entsättigen zu sehr Flöten gegangen sind. Mit Verlaufsfiltern habe ich den Himmel gerade so weit abgedunkelt (+ Klarheit), dass die Wolken besser hervortreten. Mit zwei weiteren wurden die rechte und linke Seite abgedunkelt . Ein letzter schräg über die Straße hat diese etwas aufgehellt.
7. Vignette und Korrekturpinsel. Eine Vignette bekommt bei mir fast jedes Bild, manche Bilder nur leicht, manche etwas stärker. Die Blickführung in die Mitte wird verstärkt und dort liegt ja meist auch das Hauptmotiv. Dabei benutze ich häufig auch den Regler für die weiche Kante. Mit dem Korrekturpinsel führe ich bei manchen Bildern Dodge&Burn durch um gezielt Kontraste zu verstärken und Akzente zu setzen. Manchmal nutze ich sie auch um die Klarheit in bestimmten Bereichen zu verstärken oder abzuschwächen. Ist ein sehr vielseitiges Hilfsmittel, auch wenn Lightroom recht schnell lahm wird wenn man mehrere Pinsel nutzt.
Eine recht ordentliche Vignette verstärkt die Kontraste im Himmel und bildet eine schöne Umrahmung. Der Retrolook wird auch verstärkt. Mit Korrekturpinseln wurde der Himmel und die Skyline etwas kontrastreicher gestaltet. Ein weiterer Pinsel verstärkt die Sättigung des Taxis und erhöht die Helligkeit dort leicht.
9. Schärfen und Entrauschen - spricht für sich. Mache ich auch manchmal schon früher, ist in Lightroom ja egal.
8. Nach dem nun so ziemlich alle Bereiche irgendwie ihre Anwendung gefunden haben, gibt es nachträgliche Korrekturen, Verbesserungen etc. Oft fällt mir auf, dass ich die eine oder andere Ecke doch heller/dunkler haben möchte oder mir die gesamte Sättigung zu stark/schwach ist und oder und oder... Dadurch bleiben bei mir einige Bilder in ständigem Wandel.
Das war mein kleiner Einblick, er unterscheidet sich glaube ich nicht sehr stark von Bearbeitungen anderer Leute. Zumindest nicht in der Hinsicht, dass sich Bearbeitungen nicht pauschal festlegen lässt. Übrigens gab es ein ganz ähnliches Bild wie dieses hier schon mal. Die Bearbeitung war jedoch eine gänzlich andere...
Ich kann nur sagen:
Lasst Kreativität walten!
#34 Brooklyn Bridge - die Zweite.
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