So, ich drängel mich mal eben dazwischen und hier ist er nun, der Erfahrungsbericht von jemandem, der sich für die Mamiya ZD entschieden hat, ohne sie eigentlich zu brauchen. Ich bin kein Profi, fotografiere aber seit etwa 30 Jahren und habe einige Zeit eine Dunkelkammer für meine analoge Mittelformat-Pentax 645 betrieben. Ich habe zwar viel Spass am fotografieren, interessiere mich aber komischerweise viel mehr für die technische Seite, als für die fotografische. Es ist immer wieder interessant, wenn ich mich mit Berufsfotografen unterhalte, wieviel technische Probleme dort einige haben, die sich eben sehr wenig mit der technischen Seite auseinandersetzen und wieviel Schwierigkeiten ich habe ein nicht nur technisch gutes, sondern eben auch ein gestalterisch anspruchsvolles Bild fertig zu kriegen. Für mich steht in der Tat die Technik im Mittelpunkt - vermutlich etwas merkwürdig... .
Aber zurück zur ZD. Angefangen hat die Digitalfotografie bei mir mit der D1x, der Kodak 14N, der D2H, der D2x, über die Fuji S3 Pro zur S5 Pro zur Sigma SD10 und Sigma SD14 bis zum derzeitigen Stand der KB DSLR-Fotografie mit der, ja lacht nur, Sony Alpha 100 und dem Warten auf die Vollformat-Profi-DSLR von Sony. Ich mag einfach die Minolta-Objektive sehr und das Sony 70-200 2.8, sowie die Objektive der Minolta G-Serie sind wirklcih hervorragend. Da habe ich quasi den Body zu den Objektiven gekauft.
Warum denn nun die Mamiya? Seit etwa 12 Jahren wollte ich immer mal eine Mamiya haben. Als dann die ZD22 endlich auf dem Markt war, kamen ziemlich merkwürdig Testberichte und als Krönung die Mitteilung, dass Mamiya seine Kamerasparte verkaufen würde. Da habe ich natürlich, wie wohl fast alle Interessierten, erst einmal fünf Schritte zurück gemacht und gewartet. Ich war gleichermassen erstaunt, dass nun wirklich das ZD-Back gekommen ist, neue Objektive im Angebot sind und Mamiya tasächlich wieder Fahrt aufzunehmen scheint. Gut, wenn man sich die Mamiya-Websites in einigen Ländern anschaut, dann ist das nicht sehr vertrauenseinflössend, dass dort die aktuellen News über 1 Jahr alt, Links tot sind, Bilder nicht mehr abgerufen werden können, Softwareupdates irgendwo tief verschachtelt auf japanischen Seiten zu finden sind. Aber: Es tut sich was und ich bin voller Hoffnung, hier nicht auf ein totes Pferd gesetzt zu haben. Mein Motto war jetzt: Hol' dir die ZD und das Zubehör, solange das Vertrauen in Mamiya noch nicht wieder hergestellt ist und die Preise im Keller sind. Die Kompatibilität zu den ganzen 645er AF- und MF-, sowie auch den Zentralverschlussobjektiven hilft da sehr, sich ein ganzes Sortiment wirklich guter Objektive zu vergleichsweise günstigen Preise zuzulegen - NOCH!
Ich habe da etliche Objektive aus den USA zu beschämenden Preisen herübergeholt und auch mein ZD-Body kommt gebraucht von jemandem, der nun lieber eine Hasselblad least, als die gekaufte ZD22 zu behalten. Er sagte mir, er würde mit der ZD einfach nicht die benötigte Qualität erreichen. Ich kann es nicht beurteilen, ich habe nie mit einer digitalen Hasselblad gearbeitet. Oder ist der Name Mamiya Digital in Profikreisen möglicherweise auch etwas vebrannt? Ich kann da nur spekulieren und lasse es daher lieber.
Nach diesen ausschweifenden einleitenden Worten, möchte ich nun zu dem eigentlichen Thema kommen und danke Euch, wenn Ihr beim Lesen bis hierher gekommen seid, ohne einzuschlafen
Wie ist sie nun im Vergleich zu meinen Nikons, Fujis, Sigmas und Sonys? Fangen wir vorne an. Ich möchte mit dieser Kamera so KB-DSLR-mässig arbeiten, wie möglich. Nicht nur, aber auch. Ich möchte eine flexible, noch tragbare Lösung, wo es im System auch Zoom-Objektive, einen Autofokus und einen TTL-Aufsteckblitz in Verbindung mit einer brauchbaren Blitzsynchronzeit gibt. Ja, dann hol' dir doch eine KB-DSLR und würg' dir doch keinen dabei ab, aus einer Mittelformatkamera eine KB-DSLR zu machen, könnte man durchaus sagen! Aber: Warum hat Mamiya die ZD gebaut, die so KB-DSLR ist, wie keine andere Mittelformatkamera zuvor und schon überhaupt keine andere Digital-MF-Kamera? Damit sie wie alle anderen Digital-MF's eben nur unter typischen MF-Bedingungen eingesetzt werden kann und soll? Dann hätte Mamiya das ZD-Back zuerst gebaut oder vielleicht die voll integrierte Lösung eher wir die 645AFD ausehen lassen und eben nicht wie eine KB-DSLR auf Steroiden. Mamiya will mit der ZD22 ein Kundensegment erreichen, dem die KB-DSLR's zu wenig Mittelformat und das Mittelformat zu wenig KB-DSLR ist. Eine Bridgekamer XXL, sozusagen. Ein gewagtes Unterfangen - danke für deinen Mut, Mamiya!
So, nun ist die erste Seite schon voll und ich habe noch immer keine Zeile mit irgendwelchen Fakten über den eigentlichen Hauptdarsteller in diesem kleinen Bericht geschrieben, der wunderschönen Mamiya ZD22. Warum? Nun, weil ich mich so schrecklich gerne selber reden höre, pardon - schreiben sehe und weil ICH MICH ALS TEIL DER ZIELGRUPPE FÜR DIE ZD22 SEHE! Nicht für das Mitelformat generell, wohl aber für die ZD22. Naja, dafür musste ich halt etwas ausholen

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Noch wach? Falls nicht, bitte später ab hier weiterlesen ;-). Ich nehme schon einmal das Fazit vorweg. 90% der Kamera sind wirklich gut, teilweise hervorragend, 10% merkwürdig bis bösartig.
Meine erste Begegnung mir ihr hatte eine Fahrstrecke von insgesamt rund 1000km zur Bedingung, sowie ein Bündel bunter Scheine, die sich nach meinem Willen in echte Hochtechnologie verwandeln sollten, nachdem der korrekt gekleidete Herrn hinter der Panzerglassscheibe sie mir gleichermassen sorgfältig wie ernst überreicht hatte. Ich hatte keine Gelegenheit jemals eine ZD in der Hand gehalten zu haben, so kaufte ich blind eher verunsichert durch komische bis schlechte Testberichte, aber fest enschlossen diesen möglichen Fehler wie ein Mann durchzustehen. Fünf Stunden Autofahrt und nachdenken - was tue ich hier eigentlich? Ein Klingeln an der Tür, der Profifotograf macht auf und freut sich sehr, mich und meine Barschaft gleichermassen in Empfang nehmen zu können. Ich bin ungeduldig und will mein Schätzchen endlich in die Arme schliessen - meinem finanziellen Desaster direkt durchs Okular blicken, sozusagen. Da liegt sie. Grösser als erwartet, aber keineswegs zu schwer, nämlich 1400 Gramm mit Akku. Die Objektive allerdings haben es schon in sich, insbesondere wenn diverse Festbrennweiten den Koffer füllen, da sind 8 Kilo schnell zusammen. Die neueren AF-Festbrennweiten gehen da noch, aber die Manual-Fokus oder Zoom-Objektive sind scheinbar aus dem Vollen gefräst. Mein 500mm Tele wiegt allein schon 2,5 Kilo... . Nun denn, alles einpacken, ab nach Hause und erste Probeschüsse. Wird Sie mir das bieten, was ich suche? Eine sehr gute Auflösung mit hervorragender Schärfe, Eingangsdynamik, Farbwiedergabe mit einem noch brauchbaren Autofokus? Sozusagen eine Sigma SD14 mit Foveon-Chip, aber eben mit mehr Auflösung und weniger bösartigem Verhalten im Grenzbereich der korrekten Belichtung?
Wenn man eine Kamera mit diesen Eigenschaften sucht, dann ist ein enfernbarer AA-Filter schon hilfreich und da wird die Auswahl an Kamersa so richtig eng. So albern es klingt, die Entfernbarkeit des AA-Filters war für mich ein ganz wichtiger Punkt. Den gibt es sogar ohehin nur gegen heftigen Aufpreis von rund 1200 EUR. Ich habe ihn nicht und kann daher auch keinen A/B-Vergleich machen, aber wenn man den vorliegenden Berichten glauben kann, schluckt der doch einiges and Auflösung und Schärfe. Gut, die Kamera hat aufgrund der recht hohen Pixelzahl schon gute Reserven in diesem Punkt, aber das Prinzip ist irgenwie so widersinnig. Ich verwende superscharfe teure Objektive und baue ein Element, eben den AA-Filter ein, welcher mir ein gezielt unscharfes Bild liefert, welches ich hinterher wieder mit all den daraus resultierenden Problemen nachschärfen muss. Ich schlepp' mir doch keinen mit dem Stapel Festbrennweiten ab, um dann durch Milchglass zu fotografieren.... . Andererseits ist das ganze Bayer-Prinzip ein technischer Alptraum und ein Fall für's Museum. Man nehme ein Bild, zerschnippel es in viele einzelfarbige Teile, packe eine trübe Scheibe darüber und versuche dann herauszukriegen, was eigenltich wo hingehört - das ist Bayer. Trotzdem funktioniert das irgendwie und derzeit kommt man kaum darum herum. Okay, so einfach ist es dann doch wieder nicht, denn da ist ja noch unser guter alter Kumpel Moiree. Er ist eigentlich nie gefragt und doch immer wieder einmal da, je nach Motiv auch schon sehr häufig und heftig. Dazu noch so hinterlistig, dass man ihn erst am Computerbildschirm erkennen kann. Bei der ZD22 hat man wenigstens die Wahl: Trübes Milchglass oder lustige Farbmuster, Bayer eben.... .
Nachdem das Grundsätzliche geklärt ist, wie fotografiert es sich denn nun? Wie gesagt, sie ist gross, aber nicht zu schwer. Die Startzeit geht mit rund 3 Sekunden noch in Ordnung für den Brummer. Sämtliche Kontrollen und Anzeigen sind erfrischend übersichtlich und selbsterklärend. Alles liegt an der richtigen Stelle und hat eine Grösse, dass Pianistenfinger nicht notwendig sind. Auch diese fürchterliche Multivielfachdoppelbelegung irgendwelcher Softkeys, die durch gleichzeitiges Drücken einer kaum ereichbaren 3er-Tastenkombination über fünf aufwendig animierte Submenüs umschaltbar sind und den Weg zu einem Berg von völlig sinnentleerten Funktionen frei gibt, fehlt gänzlich. Gut so! Wer schon einmal eine DSLR bedient hat, kennt sich in 15 Minuten 100%ig aus. Vermutlich wurde dieses Gerät gebaut, um Fotos zu machen und nicht als Konkurrenz zu Spielekonsolen
Dafür dürfte sich der Bildschirm auch kaum eignen. Es hat einmal jemand über dieses Display geschrieben, dass es offenbar aus der elektronischen Schaltung eines Soviet-Panzers stammen würde. Hart, aber gerecht, würde ich sagen. Eine qualitative Beurteilung des Bildes ist trotz Zoom-Funktion schlicht nicht möglich. Die Auflösung und Grösse lässt zwar die komfortable Einstellung diverser sinvoll ausgewählter Kamerafunktionen, sowie Benutzerprofilen zu, aber das war es dann auch schon. Immerhin ist das Histogramm erkennbar. Das Display macht eigentlich alles richtig, solange es nicht für die Darstellung von Bildern genutzt wird, so komisch das auch klingt. Da hier ist ein Teil von den 10% Schrägheiten.
So, nun aber eine Speicherkarte her und rein damit. Aha, da ist die Klappe. Schön - und wie geht die auf? Wer diese Klappe aufkriegt, OHNE die Anleitung gelesen zu haben, kriegt ein Bier gratis von mir. Ohne Scherz, diese verdammte Klappe war für mich der einzige Grund, die Anleitung in die Hand zu nehmen - ich habe die einfach nicht aufgekriegt und scheine damir aber in guter Gesellschaft unter den ZD-Usern zu sein. Einmal offen, zeigt sich auch, dass Schutz vor Umwelteinflüssen bei der ZD kein Thema war. Es gibt weder Dichtungen, noch schliesst die Klappe auch nur annähernd dicht. Hier ist echt Vorsicht bei Oudoor-Einsätzen geboten. Dafür nimmt sie klaglos meine 8 GB Karte and formatiert die wieselflink. Nun denn, den Bizeps gespannt und schon habe ich die Kamera vor dem ungeschulten Auge.
Der Sucher ist im Verhältnis zu KB riesig und recht hell. Alle Kontrollanzeigen sind prima ablesbar, sinnvoll angeordnet, toll. Die drei AF-Markierungen sind nicht zu übersehen und die mittlere so gross, dass es mitunter nicht leicht ist per AF die Schärfe zum Beispiel auf die Augen zu legen, weil der halbe Kopf (okay nicht ganz) sich innerhalb der AF-Markierung befindet. Der arme Idiot, höre ich schon. Eine Portrait mit Autofokus... . Arm stimmt nicht ganz, Idiot vielleicht. Das ändert aber nichts daran, dass es kein Mikroprisma für eine manuelle Scharfstellung oder sonsteine typische Fokussierhilfe gibt. Auch nicht als auswechselbare Sucherscheibe, da gibt es zwar eine mit Gitterlinien, aber das war es dann auch schon und die Scheiben der 645 passen leider nicht. Immerhin gibt es eine elektronische Fokussierhilfe, die nicht einmal so schlecht ist, die erforderliche Korrekturrichtung und erfolgreiche Scharfstellung anzeigt. Nur verlässt sich diese Anzeige natürlich auf die Meldung des AF-Sensors und da ist das Feld des mittleren einfach immer noch riesig.
Da der Sucher allerdings wirklich gross ist, bleibt das Problem einigermassen beherrschbar, jedoch bei geringer Tiefenschärfe z.B. auch Im Makrobereich in Verbindung mit der Unmöglichkeit der Bildkontrolle in dem Display ziemlich gemein. Da gibt es später am Computerbildschirm öfter hängende Mundwinkel - im Sucher sah es so toll aus... . Hier wäre eine entsprechende Sucherscheibe von Mamiya oder auch einem Lieferanten wie vielleicht Katzeye eine tolle Sache.
Wo waren wir? Immer noch dabei das erste Bild zu machen. Also per AF, ein kurzer Blick über alle Statusanzeigen im Sucher ein Druck auf den Auslöser mir sauberem Druckpunkt und "Katschunk". Wow, denke ich. Da ist was abgefallen. Keineswegs, mir wird klar, dass ein Mittelformatspiegel doch etwas massiver ist als einer im KB-Format. Es ist ein akustisch gut gedämpftes, nach Masse klingendes Geräusch, was aber nicht darüber hinwegtäuscht, dass der Kamera-Body wirklich durchgeschüttelt wird. Ein Stativ oder herzhafter Handgriff als Dämpfungsmassnahme zwecks Verwacklungsvemeidung ist keine schlechte Idee. Es erscheint logisch, dass die Taste für die Spiegelvorauslösung einen zentralen Platz auf der Gehäuseoberseite hat... .
Was macht denn der Bildschirm so nach dem Auslösen? Als noch einmal "Katschunk" und flink den Blick auf den Monitor. Er zeigt das Bild oder Histogramm knapp 3 Sekunden nach dem Schliessen der Verschlusses an und nach weiteren 10 Sekunden ist das RAW-Bild auf die 120x CF Karte geschrieben. Nicht so schlecht für 35MB Raw-Files. Der Puffer fasst 10 RAW-Bilder, leider kann während des Schreibens nicht auf die Menüs im Display zugegriffen werden, alle anderen Einstellungen und auch weitere Aufnahmen laufen aber problemos. Ist der Puffer erst einmal voll, dauert es dann aber eben auch bis zu 2 Minuten, um den Puffer vollständig zu entleeren und auch den Zugriff auf die Menüs zu gestatten. Das kann etwas lästig werden, zumal die Kamera mit rund 1,5 Bildern pro Sekunde für eine MF-Kamera recht flink ist und der Puffer entsprechend schnell voll. Trotzdem: Durchaus benutzbar. Übrigens: Unbedingt RAW-Format wählen, alles andere ist kaum akzeptabel und vermutlich ein Grund für mieses Testergebnis.
Nun denn. Der Autofokus hat ja auch eine Einstellung für fortlaufende Scharfstellung. Wie auch die generelle Fokussiergeschwindigkeit- und sicherheit spielt die ZD minimal über dem Niveau in diesem Punkt mittelmässiger KB-DSLR's, wie vielleicht die Sigma SD14 oder Sony Alpha 100. Natürlich kein Vergleich mit einer D2H oder D2x... . Aber ein Hund, der locker auf einen zutrabt, ist durchaus scharf zu kriegen - nicht der Hund, sondern das Bild, natürlich

Da hatte ich Schlechteres erwartet.
Womit wir bei dem Thema Schärfe wären. Ich habe bisher mit dem 35mm AF, dem 80mm AF, dem 150mm AF, dem 55-100mm AF und dem 105-210mm AF, sowie dem 120mm Makro AF (aber mit manual Focus) Erfahrungen gesammelt. Ich habe noch nicht genügend Bilder gemacht, um hier wirklich ein Urteil zu fällen, aber ich bin mit allen Objektiven wirklich zufrieden. Das 35mm ist vielleicht nicht so superprickelnd, aber immer noch sehr weit vorne und das 120mm Makro ist verdammt gut. Natürlich sind die Festbrennweiten besser als die Zooms, aber unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es sich eben um Zooms handelt, bin ich auch hier glücklich. Lichtstärke ist natürlich ein Thema. Der von KB Lichtstärken von 1.4 oder 2 gewohnt ist und 2.8 als Mindestmass betrachtet, der wird hier nicht viel Auswahl haben. Das 35mm hat 3,5, das 80mm 2,8, die Zooms 4,5 usw... Das Freistellen von Motiven mit einem herrlichen Bouqet fällt ürigens sehr leicht und auch sehr deutliche Übergänge von dem Schärfe- in den Unschärfebereich lassen sich problemlos erzeugen. Manchmal mehr als einem lieb ist... . Das lichtstärkste mir bekannte Objektiv ist übrigens ein 80mm 1,9 MF und eine echte Ausnahme. Hier ist übrigens ein Link zu einem Test von drei Objektiven und auf der Site gibt es noch paar weitere Tests zum Thema Mamiya unbd Mittelformat generell:
http://www.popphoto.com/cameralenses/259/optical-trio-for-mamiyas-645-af.html
Übrigens, der Dalsa-Sensor hat eine Grösse von 48x36mm, ist also kleiner als der analoge Vertreter des kleinen Mittelformats 60x45mm. Dieses bedeutet bei den Objektiven, das wir einen Crop-Faktor von 1,16 haben und der Bildwinkel sich ensprechend verändert. So wird also aus einem 100mm ein 116mm, und als Normalobjektiv landen wird dann bei etwa 72mm Brennweite, wenn ich mich nicht verrechnet habe.
Was kümmert mich das wenig lichtstarke Objektiv, wenn ich die ISO-Taste habe. Oja. Ein heisses Thema. In Verbindung mit eher lichschwachen Objektiven und nach Berücksichtigung sämtlicher Faktoren effektiv geringerer Tiefenschärfe als im KB-Bereich geradezu brandheiss. Weiter angeheizt durch einen Sensor mit einer nativen Empfindlichkeit von ISO50 kommen wir dann so langsam in den Temperaturbereich von flüssiger Lava, denn die Gleichung lautet:
Lichtschwaches Objektiv plus wenig Tiefenschärfe plus unempfindlicher Sensor = Problempotential
Diese Kamera braucht LICHT! Je mehr, desto besser. Oder ein Stativ und ein möglichst statisches Motiv. Diese sehr groben Grundregeln lassen sich ein wenig entschärfen, begleiten diese Kamera aber jederzeit. Der Sensor verfügt über keine Mikrolinsen, welche die Lichtempfindlichkeit verbessern würden. Dalsa führt dafür Bildqualitätsgründe. Bei ISO50 gibt es praktisch kein Rauschen. Die Signalverstärkung geht bis etwa ISO100 gut, dann gesellt sich zu dem Helligkeitsrauschen ein Farbrauschen, welches bereits bei ISO200 problematisch wird und darüber kaum mehr hinnehmbar ist. Bei Verwendung der so beliebten Fill-Light-Funktion zum Aufhellen von Schattenpartien ist bereits bei ISO100 der kritische Punkt schnell ereicht. Ich habe zum Thema Rauschen einige 100% Crops eingestellt. Bei Verwendung von entsprechenden Rauschkillern lässt sich natürlich einiges reparieren und wieder erträglich machen, nur gehen dabei auch wieder Details verloren. Gut, dass wir Reserven haben. Vieles wird bei der 100% Ansicht auf den Bildschirm zwar sichtbar, ist aber selbst bei einem A2-Print kaum zu finden und bei einem normalen Betrachtungsabstand selbst bei 300 dpi definitiv unsichbar. Einmal vom Rauschen unter genannten Bedingungen abgesehen ist die Pixelqualität wirklich hervoragend und selbst 200%-Betrachtungen sehen besser aus, als 100% bei mancher anderen Kamera. Die Bilder eignen sich daher wirklich gut für das hochskalieren, wenn es wirklich gross werden soll.
Die Frage nach dem richtigen RAW-Konverter ist natürlich auch hier wieder ein Thema. Adobe Lightroom hat sich da bei mir auch gleichermassen bewährt wie Adobe Camera RAW, ich bevorzuge derzeit aber Silkypix, insbesondere ab ISO100. Ich bin nicht unbedingt der ganz grosse Freund von den Adobe-RAW-Konvertern, denn z.B. bei den Sigma's oder auch der Sony Alpha liefern die schlicht nur zweitklassige Ergebnisse, aber mit den Bildern der ZD22 kommne beide recht gut klar, wenngleich Silkypix im Bereich der Rauschunterdrückung, der Detailzeichnung sowie Restauration von Spitzlichtern die Nase hier meiner Meinung vorne hat. Ob das den Umweg im Workflow wert ist, fällt unter persönliche Vorliebe,
Bleibt noch das Thema Blitzen. Maximale Blitzynchronzeit ist 1/125 Sekunde. Nicht schlecht für das Schwergewicht. Es gibt einen SCA3952-Adapter, der die Verwendung von Metz Blitzgeräten gestattet und dann sogar TTL bietet. Funktioniert bei mir wunderbar inklusive voller Kommunikation mit dem Blitz über Empfindlichkeit, Blende, Brennweite, Reflektorsteuerung im Blitzgerät, etc. Wer höhere Synchronsisationszeiten braucht, kein Problem. Es gibt ein 55, ein 80 und ein 150mm Zentralverschlussobjektiv von hoher Qualität, womit Blitzsynchronzeiten bis 1/500 Sekunde möglich sind. Es sind allerdings keine AF-Objektive, optisch aber sehr gut.
So, nun reicht's. Was für ein Geschreibsel

Was wollte ich in diesem Erfahrungsbericht noch einmal klären? Die Frage, ob die ZD22 wirklich eine Bridgekamera zwischen KB und MF-Digital ist und natürlich ob die Kamera mir gefällt und meine KB DSLR in Rente schickt. Die Antworten lauten Ja und Jein. Die ZD22 vereint eine Menge Nützliches, was eine MF-Kamera in vielen Bereichen wie eine KB-DSLR einsetzbar macht. Eingeschränkt wird sie hier im wesentlichen durch den Lichthunger. Klar, vom Handling auf Reisen ist sie ein wenig vom Komfort eines Flohs in Form einer Sony Alpha mit einem 18-200 Reisezoom entfernt, aber die Bildqualitäten liegen dann dermassen weit auseinander, das man Äpfel mit Birnen vergleicht. Nehmen wir eine Pro-DSLR mit einigen Spitzenobjektiven, so landen wir bei Grösse und Gewicht etwa auf dem gleichen Level. Für mich persönlich bedeutet dass, ausser wenn das Licht eher schlecht und ziemlich hohe Geschwindigkeit gefragt sind, kann die ZD alles, was ich brauche und löst meine KB-DLSR als primäre Kamera ab. Das sind bei mir, wie auch bei vielen anderen, die die ZD getestet haben, so ungefähr 85%. Für die restlichen 15% komme ich um eine KB-DSLR nicht herum.
Was bedeutet das nun? Ganz einfach. Die Frage KB-DSLR oder digitales Mittelformat kann kaum mit einem "And the winner iiiiiissssss...." beantwortet werden. Bei mir heisst es, das 85% meiner Bilder technisch einfach viel viel besser werden und 15% eben so bleiben wie bisher. Dieses Verhältnis wird sich bei jedem anders sein, aber in fast allen Fällen dürfte die Kombination einer KB-DSLR mit dieser ganz speziellen "Bridgekamera" wirklich neue Möglichkeiten eröffnen. Ich weiss nicht, ob die ZD22 oder das ZD Back einer Haselblad, einem Sinar- oder PhaseOne-Back im Studio Konkurrenz machen kann. Ich denke aber eher nicht. Das wäre auch sehr merkwürdig, denn diese Geräte kosten einmal eben mindestens das Doppelte bis Fünffache, was auch für die Objektive gilt, sofern es die gewünschten Brennweiten überhaupt gibt. Wie hat der Vekäufer meiner ZD gesagt? Er kommt mit der ZD einfach nicht dahin, wo er mit der gemieteten Hasselblad hinkommt. Er wird es wissen, wo er hin will, wie er dahin kommt und wünsche ihm, dort angekommen zu sein. Ich weiss es auch und komme mit meinem dicken Brummer fast überall hin, wo ICH hin will und muss damit leben, dass ich das Einsteigermodell der digitalen Mittelformatwelt in der Hand halte. Sicher in ihrem Qualitätsanspruch nicht so kompromisslos, wie die noch teureren Modelle, aber derzeit der einzige Weg unterhalb der Preisklasse eines Mittelklassewagens eine komplette digitale Mittelformatausrüstung zu bekommen.
Brauche ICH diese Kamera denn? Nein. Braucht ein Hobbyfotograf überhaupt eine hochwertige Kamera und braucht der Mensch überhaupt ein Hobby? Was heisst eigentlich "brauchen"? Brauchen wofür? Um Spass zu haben? Um arbeiten zu können? Gar um zu überleben? Schwierig, schwierig. Ich gehe fahre jetzt mal mit dem dicken Teil an die Nordsee und mache ein paar Bilder. Ich glaube, DAS bauche ich jetzt!
Kurz noch eben zu den Bildern. Die schönen Bilder machen bekanntlich die gute Fotografen, ich mache dann mal solange die hässlichen und zeige die dunklen Seiten der Kamera. Diese 100% Crops stammen aus Lightroom, alle ohne irgendeine Rauschunterdrückung aufgenommen aus einer sehr dunklen Ecke eines Blumentopfes. Schwere Bedingungen also. Andererseits lassen sich nun einmal nicht alle Motive perfekt ausleuchten und dann taucht so etwas auf. Auch sehr schön zu sehen ist das Moieree auf den Blatthäärchen.