Solange sich Armbanduhren für mehrere 100.000 Euro pro Stück verkaufen lassen, sehe ich kein Problem darin, eine technisch unspektakuläre Kamera zum Dreifachen dessen anzubieten, was technisch vergleichbare Geräte kosten. Das gibt es bei Autos und vielen anderen Produkten auch, und oft lebt es sich gut in dieser Nische fern der Preiskampfniederungen und der Schnäppchenangebote. Wichtig ist nur, dass das Marken-Image stimmt.
Solange es Kunden gibt, die Produkte auch und gerade deshalb kaufen, weil sie exklusiv und teuer und selten und irgendwie "besonders" sind, gibt es keinen Grund zur Sorge. Leicas Aufgabe ist in diesem Segment weniger, die technisch beste digitale Kamera der Welt zu bauen - das kann eine so kleine Firma ohnehin nicht, die entsprechenden Ressourcen stehen für die Digitaltechnik nicht zur Verfügung, sodass nur der Einkauf etablierter Standardkomponenten und Outsourcing bleibt. Leicas Aufgabe ist es, die Marke zu pflegen und auszubauen, weltweit neue Märkte im exklusiven oberen Segment zu erschließen und weitere eigene Marken-Stores zu etablieren, in denen es nichts anderes als Leica gibt. Das kostet alles richtig Geld, das dort besser angelegt ist, als Sony dafür teuer dafür zu bezahlen, dass sie den neuen 24MP-Sensor zeitnah herausgeben. Denn dem typischen Leica-Kunden (bzw. den Kunden, die sich Leica gerne wünscht) sind Megapixel sowieso ziemlich egal.