AW: Leica M9 ???
Sorry, aber ich will nicht mehr knipsen sondern fotografieren. Dass der Massenmarkt seine Familien- und Urlaubsbilder auf möglichst einfache Art und Weise machen will und deshalb Gesichtserkennung und Winke-Winke-Selbstauslösung haben will verstehe ich natürlich.
Gruß,
Wolfgang
Und da ist es wieder, das peinliche "Klassenbewußtsein" der leicafotografen, die automatisch zu einem Henri Cartier Bresson werden, weil sie eine M in der Hand haben. Wer eine M hat, der fotografiert künstlerisch wertvoll, alle anderen "knipsen" ja nur... oh, mein Gott....
Die hiesigen Bilderthreads zur M8 und M9 im Forum zeigen leider, daß Dein abgedroschener Spruch mit der Realität nichts zu tun hat: Man sieht dort neben guten, teilweise sgar sehr guten Bildern auch oberpeinliche Knipsereien, die man eigentlich nur dann posten kann, wenn einem auch der letzte Rest an Selbstkritik fehlt.
NAtürlich sieht man das auch bei allen möglichen anderen Modellbesitzern, alle möglichen DSLR-Besitzer posten ebenfalls Fotos, die eher in den Rundordner gehören. Und auch mit allen möglichen anderen KAmeras werden sensationell gute Fotos gemacht. Das Problem ist fast nie die Kamera, sondern zu 100% Derjenige, der sie in der Hand hat.
Aber die haben nicht diese unrühmliche Art so mancher M-Besitzer, sich Kraft ihres Leicakrempels automatisch als Berühmtheiten der Fotoszene zu fühlen.
Da lobe ich mir doch die Fotografen, die hier im Forum sensationell tolle BILDER präsentieren und man wieder einmal danach feststellt, daß sie die nicht einmal mit einer Mittelklassen- sondern mit einer Einstiegsklassen-DSLR (Du würdest es vermutlich herablassend als "Massenwaren-Knipse" machten. Aber diese leute besitzen etwas, was viel wertvoller ist als jede noch so teure Leica: Die FÄHIGKEIT, wunderbare Bilder zu gestalten.
Es kommt mithin auf eine BEGABUNG und WISSEN an, nicht auf einen BESITZ.
Vor DENEN, die die Gabe zur Gestaltung zeigen, habe ich hohen Respekt, nicht vor den arroganten "Ich habe ne teure Kamera, also bin ich toll" - Knipsern.
Denn es geht beim Fotografieren nicht um das Herumspazieren mit einer tollen Kamera, sondern um das Produzieren von guten Fotos.
Daß Du hier von "Meßsucher-Feeling" herumerzählst, ist völlig demaskierend.
es geht beim Fotografieren nicht darum, sich an einem Kamerafeeling zu ergötzen oder sich in die Rolle längst verstorbener ehemaliger Fotografen des letzten Jahrhunderts hineinzuphantasieren, es geht ganz einfach darum, gute Fotos zu machen.
Wohlgemerkt: Gut = in ihrer Aussage beeindruckend, ich rede nicht von sauber abfotografierten Backsteinwänden oder so...
Natürlich hat die X100 einen AF. Komischerweise stört die angeblichen "Puristen" das auch nicht, solange nur ein roter Punkt auf der AF-Kamera ist. Der ganz überwiegende Teil der derzeit produzierten Leica Kameras hat einen AF. Nur die M-serie nicht.
Bis vor 2 JAhren amüsierten sich die leicajünger ja auch noch über leute, die mit ausgestreckten Armen durch die Welt liefen, um Fotos zu machen. Jetzt laufen die gleichen leute mit einer sucherlosen X1 in gleicher Art durch die Gegend... man sieht wieder einmal: Leicajünger sind sehr anpassungsfähig...
Es geht beim Fotografieren nicht darum, einen Oldtimer spazieren zu tragen, es geht um FOTOGRAFIE, und die FOTOGRAFIE ist völlig Hersteller
unabhängig.
Und wenn Du den von mir verlinkten Thread im LUF durchlesen solltest, so wirst selbst Du endlich verstehen, daß sogar die letzten verbliebenen Leicafans genau DAS seit vielen Jahren wünschen, was Fuji da anbieten wird.
In den 80er Jahren habe ich einmal ernsthaft überlegt, vom R- auf das M-System umzusteigen. Das Marketing-Bombardement von leica hatte also durchaus eine gewisse Wirkung. Aber bereits nach extrem kurzer zeit mit der Kamera wurden mir die massiven Schwächen klar und ich bin seitdem noch mehr der Ansicht, daß eine Kamera einfach nur ein WERKZEUG ist und kein Kultobjekt. Jedenfalls ist das für ernsthafte Fotografen so.
Ist doch auch ok, wenn Leute Oldtimer fahren. Wenn es denen Spaß macht - wunderbar! Damit habe ich keine Probleme.
Aber sie sollen dann nicht behaupten, sie würden damit automatisch zu einem zweiten Michael Schuhmacher....
Daher weiterhin mein Tip an den TO:
Kurz ausprobieren, dann bekommt der Mythos rasch Kratzer und man selber einen gewissen Sinn für die Realität ....
Übrigens bin ich mal mit Kumpels aus dem Leicaforum mal einen Tag durch eine Goßstadt gezogen und wir haben "Street" Fotos gemacht. Die beiden hatten jeder eine M8 und sie haben wunderbare Fotos aus ihren Kameras gezaubert. Und zwar regelmäßig.
Ich hatte damals noch eine Olympus E1 (ist halt schon eine Weile her) und wir hatten einfach nur einen Heidenspaß zusammen, ich habe von den beiden viel über ihre Art, mit Menschen beim Fotografieren in Kontakt zu kommen, gelernt (war zuvor nie "einfach so einen tag lang Leute fotografierend" unterwegs, sondern habe sehr gezielt einzelne Personen fotografiert, meine Schwerpunkte lagen woanders) .
Die wären nie im Leben auf die Idee gekommen, sich wegen ihrer M-Leicas als bessere Fotografen zu fühlen oder verächtlich über "DSLR-Knipser" zu reden.
Aber denen ging es ja auch schon immer um Fotografie, nicht um Kameras....
und genau deswegen haben wir nur über FOTOS und Motive und persönliche fotografische Techniken geredet, die M-Leicas waren nie ein Thema....
gruß
MF