Für ein Titelfoto in einer Zeitung reichen auch 24 Megapixel Auflösung, und dann kann die Redaktion immer noch croppen.
Die M ist die klassische Reporterkamera. Da erwartet keiner, dass er damit Fashion mit Bildergebnissen fotografieren kann, die dann auf ganze Wände gezogen werden müssen.
Die M10 bietet nicht mehr Auflösung als die M240, aber der Sprung in der Qualität ist trotzdem gross. Von der M9 zur M240 gewann man 1.5 Blenden an High ISO, aber wenn man die M9 gescheit nutzt, dann kann man auch aus unterbelichteten Bildern, die man im Nachhinein um mehrere Blenden aufhellt, noch eine mit der M240 vergleichbare Leistung herausholen, und zwar ohne dass Banding entsteht. Die M240 zeigt Banding ab ISO 3200 in den dunklen Bereichen. Da darf man dann nichts mehr aufhellen. Ich selber fand in meinem kurzen Test mit der M10 sogar ISO 16'000 gut und ISO 25'000 zur Not noch brauchbar, jeweils immer noch mit der Möglichkeit, im Nachhinein auch noch aufzuhellen. Das ist ein grösserer Qualitätssprung als von der M9 zur M240, auch weil bei der M10 die Farben bei höheren ISOs wirklich besser erhalten bleiben als bei der M240.
Was wäre herausgekommen, wenn man der M10 mehr Auflösung spendiert hätte? Sicher eine abartige Bildqualität mit den hervorragenden Leicalinsen bei sehr gutem Licht, also tiefen ISO und bei schneller Verschlusszeit. Bei höheren ISO wäre die Bildquali sicher nicht so gut geworden. Mehr als 24 Megapixel verwackelt man schnell. Mit der M10 bringt Leica nun eine kompakte Vollformatkamera, an der alle alten und neuen M-Linsen genutzt werden können (auch die Weitwinkel-Objektive von Voigtländer zeigen an der M10 offenbar signifikant weniger Probleme mit Farbverschiebungen gegen die Ränder hin) und mit der man jede Lichtsituation bewältigen kann. Das ist für mich Grund genug für ein Upgrade. Denn bis anhin musste ich für die Fälle, dass das Licht schlecht würde, immer noch die Nikon Df mit geeigneten Linsen zusätzlich mitschleppen. Dass die M10 nun auch noch schlanker geworden ist und ein ISO-Rad hat, nehme ich als Zugabe gern mit.
Und noch was zu Nikon usw.: Die D750 hat ja auch 24 Megapixel. Wenn man damit technisch so gute Bilder machen möchte wie mit einer Leica M240 oder eben M10, dann muss man schon mit speziellen Linsen antreten. Ich hatte die D750 und habe immer noch das AF-S 24-70mm nebst einigen Festbrennweiten. Das Zoom ist nicht mal in der Mitte so scharf wie eine gute Leica-Optik. Ausserhalb der Mitte ist das Resultat mit dem Zoom einfach weich – im Vergleich zu einem Schuss aus der M mit dem Summicron 28mm oder dem Apo-Summicron 50. Und es gibt auch nicht so viele Festbrennweiten von Nikon, die da mithalten können. Da weichen einige ja schon auf Sigma und die nicht ganz billigen Zeiss Otus usw. aus. Wie die Leica im Vergleich zu einer D810 abschneidet, entzieht sich meiner Erfahrung. Aber wenn man mit einer vergleichbar leistungsfähigen Spiegelreflex-Kombo antritt, dann stemmt man ein deutlich unhandlicheres und auffälligeres Trumm als die M.