Wo wird bei mir eigentlich MF "ignoriert", nur weil es gerade mal nicht explizit erwähnt wird? Sollen wir auch Fotohandys erwähnen, damit die auch nicht ignoriert werden, die armen?
Bei meinen Ausführungen habe ich nicht berücksichtigt, dass jemand ernsthaft auf die Idee kommen könnte, Fotohandys und MF-Kameras seien von den dort dargelegten Gesetzmäßigkeiten irgendwie ausgenommen, nur weil sie nicht explizit erwähnt wurden. Der Einwand, der hier ja zuerst von spezies kam, ist grotesk, und ich habe keine Lust, mich mit solchem Blödsinn überhaupt auseinanderzusetzen, weder im Ernst noch im Spaß.
Und ich wiederhole nochmal, dass mir vollkommen unklar ist, gegen welche vermeintliche Motivation hier bei mir angegangen wird, als sei ich der große Four-Thirds-Lästerer (und Mittelformat-Ignorierer), den es zu bekämpfen gelte.
Robert, Du musst Dir nicht unbedingt jeden Stiefel, der herumliegt, anziehen. Wenn er drückt, bzw. Dir die Motivation unklar ist, dann könnte es auch daran liegen, dass Du gar nicht gemeint warst.
Ich habe ausdrücklich geschrieben, dass meine Ausführungen nicht gegen die Physik oder die Technik zielen - Kernpunkt war der Umstand, dass die Vorteile von KB-VF erst so spät entdeckt wurden, obwohl es diese Kameras schon recht lange gibt. Und war da nicht mal was mit der Contax N oder der Kodak DCS14? (Für beide Firmen endete der Versuch, KB-VF am Markt zu etablieren, mit dem Ende ihres Engagements im DSLR-Sektor überhaupt).
Das andere war der Umstand, dass es die Sensorgrößendiskussion bereits bei Einführung des 4/3 Systems gab. Auch da war der 4/3 Sensor schon der kleine, mit jeder Menge Nachteilen behaftete - allerdings im Vergleich zum Crop 1,5/1,6 Format! Davon redet heute komischerweise kein Mensch mehr. Auch die Diskussionen über das "Rauschen" - früher Standardthema in der 4/3 Abteilung - haben in letzter Zeit stark nachgelassen. Was sich dagegen nicht geändert hat, ist die Struktur und der Verlauf der Diskussionen. Das ist immer das Gleiche. Irgendjemand findet einen Nachteil bei einer Sache, z.B. einem System oder einer Sensorgröße, und hat gleichzeitig einen Vorteil in der Tasche, die das System oder die Sensorgröße existentiell in Frage stellt.
Es ist interessant, dass in einem Thread, der die Frage nach der Zukunftsfähigkeit von 4/3 stellt, überhaupt KB-VF als Thema auftauchen kann. Das ist doch was völlig anderes. Es sei denn, man geht von einem Sensordarwinismus aus, der nur die Stärksten überleben läßt. Also, große Sensoren verdrängen die kleinen vom Markt. Interessante Hypothese. Allerdings nicht wissenschaftlich begründet. Die "Wissenschaft" schaltet sich erst ein, wenn es darum geht, die Vor- und Nachteile von großen und kleinen Sensoren zu thematisieren. Mit der Frage, inwiefern diese Vor- und Nachteile tatsächlich zu einer Verdrängung der kleinen Formate führen können oder müssen, beschäftigt sie sich nicht. Und die Hypothese vom Sensordarwinismus bleibt unwidersprochen im Raum stehen. Denkt man diese These aber ein bißchen weiter, dann folgt aus ihr mit einer gewissen Logik, dass 4/3 oder APS/DX Sensoren in naher Zukunft in Kompaktdigis verbaut werden müssen, um die dort bislang verwendeten Mini-Sensoren abzulösen. Es sei denn, für DSLRs vom Format 4/3 bis 24x36 gelten irgendwelche besonderen Gesetzmäßigkeiten hinsichtlich Qualität und Leistung, die sie aus den allgemeinen Ansprüchen an Fotografie, bzw. Bilder ausgliedert.
Allerdings hatte diese Theorie eine kleine, feine Spitze, die offenbar niemand so recht wahrgenommen hat. Nach ihr bedroht KB-VF gar nicht so sehr 4/3 (dem sogar eine ökologische Nische zum Überleben für möglich gehalten wurde), sondern die Crop-Sensoren! Nur zu Erinnerung - vor ein paar Jahren galt Crop noch als Nonplusultra. Und nun frißt die Revolution ihre Kinder.
Alle Hersteller (außer 4/3) kehren zum KB zurück! - Das ist ein der Thesen. Hört man in letzter Zeit übrigens öfters. Na und? Hätte man sagen können. Was geht uns im 4/3 Unterforum das an? Aber die Frage nach der Sensorgrößenleistung ist dann doch zu wichtig, um sie nicht irgendwie mit der Frage der Zukunftsfähigkeit von 4/3 zu verknüpfen. Aber Dank Argus-C3 haben wir die Gewißheit, dass, egal was kommt, 4/3 in jedem Falle überleben wird. Und sei es auch nur als zuschaltbarer Crop bei einer 24Mpix VF-DSLR.
Das einzige, was ich hier versucht habe, war, einen sachlich falsch und damit irrtümlich als Formatvorteil begriffenen Sachverhalt einer Klärung zuzuführen. Das ist alles. Und wer aufgrund dessen im Ernst meint, Four Thirds, das digitale Mittelformat oder das Fotohandy in Schutz nehmen zu müssen, mit dem möchte ich eigentlich über das Thema gar nicht weiter reden.
Gut, gehen wir mal auf den Formatvorteil ein. Eine 4/3 Kamera hat gegenüber einer KB-DSLR, die um zwei Stufen abgeblendet wird, und dafür um zwei ISO-Werte gepusht wird, keinerlei Schärfentiefenvorteile. Richtig. Man könnte natürlich genausogut sagen, dass 4/3 um zwei Stufen weiter aufgeblendet und mit einem um zwei Stufen verringerten ISO-Wert ebenfalls keine Nachteile gegenüber KB-VF hat. Der Unterschied besteht darin, ob man das Glas halb leer oder halb voll sieht.
Wenn man von der reinen Theorie ausgeht, dann wird eine ideale 4/3 niemals einen Vorteil gegenüber idealen KB-VF DSLR haben. Das kann man tausendmal durchrechnen, da steht man mit 4/3 auf verlorenem Posten. Nimmt man das sogenannte Freistellungspotential von KB noch mit dazu, dann neigt sich die Waagschale eindeutig zugunsten von KB-VF. Wie man es auch dreht und wendet, wer theoretisch an die Sache rangeht, der wird mit 4/3 niemals glücklich werden. Theoretisch hat das 4/3-System tatsächlich nur Nachteile. Selbst der Größen- und Gewichtsvorteil zieht nicht mehr, wenn man mit einem 300/2,8 durch Croppen bei einer 24Mpix KB-DSLR - zumindest in der Theorie - das exakt gleiche Ergebnis erzielen kann, wie mit 4/3. Mit dem Argument haben wir 4/3 erledigt und als Mythos entlarvt.
Jetzt kann natürlich einer daherkommen und sagen: Mir egal. Statt im Telebereich zu croppen, kaufe ich lieber 4/3 und dazu passende Weitwinkel - und du kannst ihm mit wissenschaftlicher Genauigkeit beweisen, dass er Unrecht hat. Allerdings gibt es auch einige 4/3 User, denen angesichts solcher rein theoretischer Betrachtungen der Hut hochgehen dürfte, weil sie in ihrer fotografischen Praxis diese theoretischen Nachteile nicht spüren. Das sind die Schönredner, die Fanboys, die Fanatiker... die haben tatsächlich keine Chance, diese Diskussionen für sich zu gewinnen (Deswegen hat sich vielleicht manche von hier auch vom Forum so stark zurückgezogen). Die haben nur ihre praktische Erfahrung. Damit haben sie aber gegen die Theorie keine Chance. Gegen die ideale KB-DSLR kann die ideale 4/3 niemals gewinnen. Damit steht der Ausgang aller künftigen Diskussionen zu dem Thema schon automatisch fest.
Das 4/3 System überzeugt entweder in der Praxis - oder es ist tot. Mit theoretisch-physikalischer Argumentation ist jedenfalls kein Blumentopf pro 4/3 zu gewinnen. Wenn Du mit Formatvergleichen an die Sache rangehst, musst Du 4/3 beerdigen. Das ist die Konsequenz.