Dann will ich das erstmal in einer realen, serientauglichen Kamera mit in allen anderen Belangen ebenfalls korrekten Abbildungseigenschaften (Farbwiedergabe, Dynamik, Pixelauflösung) sehen, bevor ich an die Revolution glaube, die da versprochen wird. Auch wenn ich mich insgeheim natürlich schon irgendwie darauf freue – und auch darauf, dass alle die Leute Unrecht kriegen, die behaupteten, dass man bereits nahe daran sei, dass beim Belichten nur noch einzelne Photonen auf eine Pixelzelle treffen. Denn dann könnte keine Sensortechnik mehr helfen.
Entschuldige, Robert, aber jetzt machst Du doch genau das, was Du mir als Polemik vorgeworfen hast, Du konzentrierst Dich auf einen einzigen Aspekt, die Sensorgröße. Und außerdem scheinst Du skeptisch zu sein gegen die einzige Möglichkeit, die es überhaupt ermöglicht, die Leistung von 4/3 Sensoren zu steigern, nämlich neue Sensortechnologien.
Olympus wird im 4/3 ganz sicher keine Kamera anbieten können, die mit der EOS 1Ds Mk.3 oder der kommenden Nikon D3x, Sony A900 usw. in der Bildqualität mithalten kann und auch der Aspekt mit der geringstmöglichen Schärfentiefe im Bereich 28-100 mm KB wird bei Oly vermutlich nie zu bekommen sein. Die zaghaften Vorstöße von Panasonic und Sigma mit dem 25/1.4 und 30/1.4 zeigen, daß solche Objektive relativ teuer sind, der AF an seine Grenzen stößt und im Vergleich zu den KB-Formaten die Möglichkeiten mit selektiver Schärfentiefe zu arbeiten, begrenzt sind. Oly wird auch ganz sicher keine low Light-Königin mehr anbieten können, aus ähnlichen Gründen.
Nun betrifft das vielleicht 1/4 der DLSR-Fotografen? Oder noch weniger.
Das würde bedeuten, dass 1/4 der DSLR Fotografen augenblicklich mit einer Technik fotografieren, die ihren Ansprüchen nicht ausreicht. Oder entsprechend weniger.
Ich denke daß das KB-Format die Marktlücke für sehr teure, hochwertige 4/3 Ausrüstungen im Bereich um/über €10000 sehr zusammenschrumpfen lassen wird, denn warum sind diese entsprechenden Objektive so teuer?
Hier konstruierst Du einen direkten Zusammenhang zwischen Objektivpreis und Aufnahmeformat. Wenn das so ist, warum sind dann Leica- und Zeiss-Objektive so viel teurer, als ihre Gegenstücke bei Nikon oder Canon? Warum ist das Sony 300/2,8 so viel teurer als das 300/2,8 von Canon? Warum kosten Objektive gleicher Lichtstärke und für dasselbe Format gerechnet nicht alle gleich viel?
Ich habe da eine ganz andere Theorie: Für Hersteller gehört es zum guten Ton, auch etwas für Leute im Portfolio zu haben, denen nur das Beste und Teuerste gut genug ist. Übrigens, nur mal so nebenbei, mit einer KB-Ausrüstung für über 10000€ kommst Du schon langsam in Reichweite eines MF-Digibacks, für so die 15000 bist Du dabei. Als Profi kannst Du zusätzlich noch die Mehrwertsteuer absetzen, das macht dann auch schon einen ganzen Batzen aus. Und wenn die Sensorpreise fallen - was für eine Markdurchdringung von KB-VF notwendig ist - dann können wir irgendwann hier auch mal über Digi-MF reden.
Wegen Lichtstärke (die man für wenig Schärfentiefe oder für low light benötigt) und höchster optischer Qualität und Auflösung. Genau das kann ein KB-System besser. Da bleibt kein Raum mehr für 4/3.
Jetzt hast Du 4/3 schon wieder beerdigt. Du weißt schon, dass Du hier von einem theoretischen KB-System ausgehst, dass diese höchste optische Qualität und Auflösung auch bietet. Denn Du hast weder definiert, was "höchste optische Qualität" eigentlich meint, noch wie hoch "höchste Auflösung" ist.
Frage an die Runde: Besteht wenigstens ein klein wenig Hoffnung, diese Endlosschleife in Zukunft irgendwann durchbrechen zu können?
Ich fasse den üblichen Diskussionsverlauf/die Endlosschleife mal kurz zusammen:
Wir stellen fest, dass 4/3 Nachteile hat:
-Theoretisch-physikalische Nachteile (darauf bin ich bereits eingegangen)
-konkrete Nachteile: Zu teuer, zu groß, zu schwer, zu unwertig, zu wenig Auflösung&Dynamik, zuviel Rauschen, zu wenig Festbrennweiten, zu wenig lichtstarke Objektive. Hab' ich was vergessen?
Wir vergleichen nun das existierende 4/3 System mit einem theoretischen KB-System:
-theoretisch-physikalische Vorteile für KB
-konkrete Vorteile für KB: das preiswerteste denkbare KB-System ist billiger, kleiner und leichter als die schwerstmögliche Zusammenstellung eines 4/3 Systems, rauscht weniger, hat mehr Dynamik, lichtstarke Objektive, einen großen Gebrauchtmarkt.
konkrete Nachteile - lassen sich sämtlich kompensieren: Vignettierung verschwindet per Mausklick, mangelnde Schärfentiefe läßt sich per ISO-Erhöhung auffangen, lichtschwache Zooms dito, und ein begrenztes Auflösungsvermögen vieler Objektive dadurch, dass man so hohe Auflösung ja gar nicht braucht (Megapixelwahn). Hab' ich was vergessen?
Aber das sind Marktnischen, für Fotografen die in diesem Bereich arbeiten sind sie die Welt, für alle anderen womöglich bedeutungslos.
Ich vermute mal, dass 99% der hier Anwesenden nicht in diesen Bereichen arbeitet. Willst Du damit andeuten, dass wir hier über Dinge reden, die für uns bedeutungslos sind?
Die Schlussfolgerung wäre doch, dass 4/3 nur etwas für Leute ist, die aus bestimmten Gründen auf ein System verzichten können, dessen Leistung am physikalischen oder derzeit technisch möglichen Limit liegt. Oder?
Danke, das ist sehr schön formuliert!
LG, Joe
Ja, das hat Rolf wirklich schön auf den Punkt gebracht. Und deswegen muss ich es hier einfach nochmal reinkopieren:
"Ich habe hier in der Diskussion bei einigen den Eindruck, dass es für sie unvorstellbar ist, die Begrenztheit des eigenen Systems ganz schonungslos zu erkennen und dennoch nicht mit fliegenden Fahnen in ein neues zu wechseln, so wie Du es tust".
Ich glaube, so wie ich gerade die theoretischen Vorteile von 4/3 zerlegt und demontiert habe, kann ich den Satz bestens Gewissens und mit gewissem Stolz auch auf mich beziehen. Andererseits hat er mich auch ein bißchen nachdenklich gemacht:
Man kann also praktisch mit einem System zufrieden sein, obwohl man ganz klar und messerscharf dessen Limitierungen erkennt. Gut. Aber wie darf, muss man sich dann angesichts dieser Tatsache verhalten? Wie geht man mit dieser schonungslosen Erkenntnis um? Die hat ja dann praktisch gar keine Konsequenzen - man kritisiert das System schonungslos, knipst aber munter und zufrieden damit weiter? Mit anderen Worten, man misst den Limitierungen letztlich keine praktische Bedeutung zu, aber es ist dennoch unerlässlich, diese Limitierungen und Nachteile ständig zu erwähnen und zu wiederholen? (Robert, ich meine nicht Dich, sondern den allgmeinen, prinzipiellen, abstrakten Systemvergleich, wie er uns allen hier vertraut ist. Nicht, das Du Dich wieder getroffen fühlst)
@ Rolf und Thomas - ihr seid auch nicht gemeint, nicht dass es wieder Missverständnisse gibt. Ich habe niemanden konkret und direkt gemeint - es braucht sich also niemand getroffen fühlen.