Kurzer Rückblick in die Vergangenheit: Es gab mal eine Zeit, da lag die normale Empfindlichkeit der Filme bei ISO 25-50, 100-125 galt als "mittel", und alles was darüber lag, war hochempfindlich. Die Bildqualität von KB galt als rechter und schlechter Kompromiss, aber ganz sicher nicht als professionell. Nachzulesen in alten Fotobüchern. Geändert hat sich das erst in den 80ern und 90ern des vorigen Jahrhunderts, als die Filmchemie immer besser wurde. KB 24x36 hat sich vor allem deshalb durchgesetzt, weil das Filmmaterial am kostengünstigsten war. Punkt. Einäugige Spiegelreflexkameras mit Wechselobjektiven in der heutigen Form gibt es auch noch nicht so lange, erst seit ca. den 1960ern, und in den folgenden 30 Jahren haben sie sich geradezu revolutionär gewandelt: Belichtungsautomatik und Autofokus. Außerdem verschwanden die vorzüglichen lichtstarken Festbrennweiten aus den Läden und wurden sukzessive von lichtschwachen Zooms ersetzt - die Fortschritte in der Filmchemie machten es möglich. Etwa 40 Jahre nach der legendären Nikon F neigte sich die analoge Fotografie langsam, aber schnell ihrem Ende im Massenmarkt zu. Fourthirds geht nun auch schon in sein sechstes Jahr - so gesehen auch schon eine ganz schön lange Zeit. Fotografie war noch gar nie eine zukunftsichere Angelegenheit. Und solange man hier einen technischen Fortschritt hat, wird sich das auch nicht ändern. SLR- oder DSLR-Systeme kann man eine gewisse Zeit anpassen oder modifizieren, aber irgendwann macht das keinen Sinn mehr, weil irgendwann eine völlig neue Technik verfügbar ist, die sich mit der alten Hardware nicht mehr sinnvoll verwenden läßt. Das gilt für KB-VF ebenso wie für F/T. Anlass könnte z.B. sein, dass die Notwendigkeit des Klappspiegels wegfällt.
Man sollte meinen, dass der Übergang von Analog auf Digital ein Meilenstein war. An den DSLRs sieht man das allerdings nicht. Die sind im Prinzip alle - auch Fourthirds - analoge SLRs, in die man einen Sensor eingebaut hat. Sogar der Platz für die Filmpatrone ist noch da, obwohl dieser Buckel nun schlicht überflüssig ist (aber es hat auch sehr lange gedauert, bis bei modernen Autos die Kotflügel verschwunden sind, verkümmerte Überreste sind sogar bis heute sichtbar). Allerdings funktionieren digitale Kameras vollkommen anders als analoge, man muss umdenken. Nichts ist mehr so, wie es war, Lichtstärke, Auflösung, ISO-Empfindlichkeit, Schärfentiefe, mal gar nicht zu reden vom Post-Processing, der "Entwicklung" des digitalen Bildes. Die wahren Revolutionen stecken im Inneren, das altgewohnte Gehäusedesign täuscht nur darüber hinweg.
Was dagegen gleich geblieben ist, sind die Fotografen. Und damit meine ich nicht etwa die Unfähigkeit, von analog auf digital umzudenken, sondern die Mentalitäten. Wer sich früher als Amateur von der Masse abheben wollte, kaufte eine Leica oder Mittelformat. Heute ist es die VF-DSLR, weil Leica und Digi-MF in den Technik-Diskussionen der Foren einfach nicht funktionieren (Zugegeben, manche haben, vor allem am Anfang, auch versucht, sich mit Fourthirds von der Masse abzusetzen, aber das kann man mental nicht durchhalten. Das Größenargument ist psychologisch einfach zu wirkmächtig, da kann man sich nicht dagegen erwehren, das Stammhirn ist einfach zu mächtig). Noch vor sechs Jahren hat dafür eine Crop-DSLR ausgereicht, dann kam die 300d und damit die Ära der Hinz&Kunz DSLRs. Zum Glück kostete die 5D dann auch nicht mehr, als die ersten Crop-DSLRs. Wenn es denn aber tatsächlich eine erschwingliche KB-Vollformat DSLR geben wird - das wäre das Schlimmste, was den KB-VF-Fans passieren könnte, nämlich eine VF-Inflation. Vor allem, weil sich die meisten Leute eine lichtschwache Kitlinse dranhängen würden - dank High-ISO-Fähigkeit ja kein Problem. "Sie brauchen mit dieser Kamera keine Lichtstärke, Sie können damit problemlos mit ISO 3200 fotografieren". Das wird bombensicher so kommen. Auf die Folgen für die Diskussionskultur in den Foren darf man dann gespannt sein.