Gut soweit.
Nun zum nächsten: Um Licht des bei hoch geöffneten Objektiven breit einstrahlenden Strahlenbüschels auch in die Photosite des Sensors zu bekommen, darf die numerische Apertur der Mikrolinse nicht viel geringer sein, als jene der Optik. Die vornehme Aufgabe der Mikrolinse besteht in 2 Dingen:
1. Licht, welches andernfalls auf Leiterbahnen treffen würde, in die "active site", also die lichtempfindliche Teilfläche eines Pixels zu dirigieren.
Schema:
http://www.jiscdigitalmedia.ac.uk/images/microlens_big.gif
2. Sehr schräg einfallendes Licht durch den Brechungsindex der Linse zur Optischen Achse hin zu brechen, damit beim folgenden Übergang in das optisch sehr dichte Silizium die reflektieren Anteile möglichst klein gehalten werden können. Diese Aufgabe wird zumindest auf den ersten Blick rein durch den Brechungsindex des Materials erfüllt.
Es lassen sich hierbei kaum beide Aufgaben gleichzeitig optimieren, denn eine hohe NA hilft zwar bei Punkt 1, führt aber zu sehr schrägem Lichtverlauf am Übergang Mikrolinsenmaterial-Silizium. Also wird man einen Kompromiss zu schliessen haben. Dieser Kompromiss kann auf der einen Seite zur Empfindlichkeitsmaximierung bei moderater Objektivöffnung (eher flache Linsen) oder auf der anderern Seite zur Optimierung des Akzeptanzwinkels (hoch aufgewölbte Linsen mit hoher NA) neigen.
Beim unisono-Schrei nach Rausch-freien Bildern in ISO-6400 ist ein Hersteller womöglich bei "Prosumer-Crop-Kameras" geneigt, die Empfindlichkeitssteigerung bei den typischerweise verwendeten Objektiven mit f/2.8 ... vornan zu stellen, opfert damit aber vielleicht etwas beim Akzeptanzwinkel, was sich dann bei "modernen" Kameramodellen in einer nicht mehr ganz optimalen Ausnutzung von f/1.2-Objektiven bemerkbar machen wird. Bei Kameras, deren Kundenkreis womöglich Wert auf eine hohe Freistellungsleistung legt (große Sensoren) und an denen nicht so selten auch mal Objektive mit f/1.4 oder gar f/1.2 zu finden sind, wird man, so wie bei Leica M, wohl eher den hohen Akzeptanzwinkel betonen.
Unterm Strich bewegen wir uns aber noch in Bereichen, die als Hersteller-spezifische Nuance gewertet werden können. Nur wenn die Akzeptanzwinkel so schlecht werden, dass zwischen einer vollen Blende des Aufblendens (f/1.8 auf f/1.2) nur noch weniger als eine halbe Blende an Zeitgewinn entsteht, dann ist auch das Freistellungspotential der hohen Öffnung zu einem ebenso großen Teil verschenkt.