Canon bringt ein Standardzoom von 24-105 mit f4, Nikon nur ein 24-70/4.
Canon liefert dazu noch ein f2-Standardzoom. Stellt als "Grundgerüst", da offenbar priorisiert, das auf die Beine, was Nikon stark gemacht hat: die Holy Trinity.
Canons 35/1.8 ist eher kleiner als das Z35/1.8. Und kann Markro. Hat Stabi.
Naja. Da war bei Canon zu Beginn auch nicht alles Gold, was glänzt. Die Bodies R und RP hinkten der Konkurrenz hinterher. Erst jetzt mit R6 und R5 ist man wieder "bei den Leuten". Bei den Objektiven scheiden sich meiner Meinung nach auch die Geister. Ein zwar gutes, aber halt auch recht teures 24-105 als Kitobjektiv ist schon eine hohe Einstiegshürde. Nicht umsonst wurde die RP mit EF-Linsen im Kit angeboten. Das 35/1.8 ist zwar erschwinglich und kann Makro, ist aber leistungsmäßig keine Offenbarung. Und ob die Exoten 28-70/2 und 85/1.2 so stark nachgefragt werden, ist eher zu bezweifeln.
Canon hat halt zwei Vorteile:
Sie haben einen deutlich größeren Bestandskundenstamm, aus dem sich automatisch ein größerer Umsatz generieren lässt, auch wenn man technisch nicht gleich immer die erste Geige spielt.
Und sie haben halt mit EF und EOS-M genügend starke Standbeine, um solch einen Umstieg auf das neue System stemmen zu können, ohne dass sie auf einen sofortigen Erfolg des neuen Systems angewiesen wären. Jetzt mit der R5 und R6 wird die Sache langsam rund und wenn da noch ein paar weitere Objektivlücken geschlossen werden, muss sich auch Sony langsam warm anziehen. Wie ich schonmal geschrieben habe: "the empire strikes back".
Nikon macht den Eindruck, daß sie den Unterschied zwischen Evolution und Revolution (und Spiegellos ist das) nicht kennen und setzen auf ein "dasselbe in grün".
Da steckt viel Wahrheit drin. Die bisherige Objektivauswahl ist aus meiner Sicht aber gar nicht mal das Problem. Ich habe eher den Eindruck, die Konstruktionen holen nicht das Optimum aus der ganzen Bajonettgeometrie raus. Die optischen Korrekturen einfach durch längere Aufbauten zu realisieren, ist meiner Meinung nach ein wenig einfallslos, wenn doch der Vorteil des kurzen Auflagemaßes angeblich bei kompakteren Konstruktionen liegen sollte. Wenn die jetzige 1.8er Linie stattdessen auf Kompaktheit getrimmt wäre, würden sich auch einige Kaufargumente mehr finden lassen. Und Sony beweist ja beispielsweise beim 20/1.8, dass es auch kompakter geht. Klar, das Nikon ist nochmal ein wenig besser auf Coma korrigiert, aber die sonstige optische Leistung ist auch beim Sony sehr ansehnlich.
Oder Nikon hat halt am Markt vorbei entwickelt und die Leute kaufen halt was anderes.
Das ist wohl ein wenig die Quintessenz bisher. Und da ist es momentan schwer, wieder in die Spur zurückzukommen. Sie brauchen ein paar mehr solcher Pluspunkte im System wie das 14-30. Das 24-200 ist anscheinend nicht so schlecht gelungen und im Vergleich zu den Modellen des Mitbewerbs ein solcher Pluspunkt. Und auch wenn man sichs nicht so recht vorstellen mag, vielleicht auch das kleine 24-50.
Und jetzt kommst du und stellst es als Fakt dar das man kein 24-70 zum 14-30 braucht?
Ja. Aber das gilt bei mir beispielsweise gleichermaßen. Wir brauchen zum 14-30 kein 24-70 dazu. Das wird schon eher auf das 28-200er Tamron rauslaufen. Zur Not sogar über den Sony-Adapter, wenn es in absehbarer Zeit nicht für Z kommt. Und schon bin ich mit zwei halbwegs kompakten Linsen unterwegs und kann recht viel damit anstellen.
Ich erwarte nicht, dass Nikon in kürzester Zeit ein APS-C-Angebot auf die Beine stellt, aber wenn sie z.B. ein 23/2 und 33/2, sowie irgendeinen innovativen Zoom (z.B. 14-50)
Richtig. Wobei das 16-50 schon ok ist. Da hätte man sich halt vielleicht auch vom großen Bajonett her gesehen was anderes als die f6.3 am langen Ende gewünscht, was rein aus der Geometrie auch locker gegangen wäre, ohne dass das Objektiv größer hätte werden müssen. Die Festbrennweiten seh ich auch so. Und endlich mal mit innovativem Design, wo die Optik ins Bajonett reinragt und man dann einen echten Vorteil vom kurzen Auflagemaß hat. Denn die Linsengrößen sind ja bei einem 23/2 oder 33/2 noch nicht allzu groß, so dass ein Längen-Aufbau von wenigen Zentimetern durchaus ausreichen müsste, siehe Canon 22/2. Dann hätte man mit dem 16-50 lauter "Jackentaschen-Objektive" und hätte mit dem Tele eigentlich schon ein ganz rundes Reisesystem. Und wenn man dann nach und nach sowas wie das 16-80 oder das 10-20 AF-P als native Linsen ergänzt, reichts ja schon fast. Viel brauchts für DX ja auch nicht. Speziallinsen wie ein Sigma 18-35 oder die ganz langen Tele kann man auch locker adaptieren.
Aber es ist noch ein weiter Weg bis dahin, bis sie dann wieder "wettbewerbsfähig" sind. Und sie sehen das ja mittlerweile selbst recht realistisch ein in ihrer Aussicht aufs nächste Geschäftsjahr, dass das noch ein ganz langes Tal der Tränen wird, das sie da durchschreiten müssen und dass sie weiter deutliche Marktanteile verlieren werden. Ein schlechteres Zeugnis als das kann sich das Management eigentlich gar nicht ausstellen, dass sie in ihrer Markteinschätzung so daneben gelegen sind.