Aktuell ist Dresdener Stadtfest also ideale Bedingungen um das 23er mit X-E2 mit der X100s zu vergleichen.
Vorab die Veränderungen die ich an der Kamera und dem Objektiv getroffen habe.
X-E2 + 23er:
Softreleasebutton, Thumb-Rest von Lenstmate, zurechtgeschnitter selbstklebend Filzstreifen den ich vom EVF ausgehend bis über den Thumb-Rest geklebt habe. Ich bin "Links"-schießer und die HotShoe-Halterung des Tumb-Rest hat mich voll in die Stirn gepikst. Jetzt habe ich eine homogene softe Stirnauflage.

Das Objektiv hat eine Schraubensonnenblende von JJC (62mm Standard) erhalten. Das Teil ist deutlich unauffälliger als die originale Riesentulpe, Vignetierungen und Flares sind mir nicht aufgefallen.
X100s:
Originale Lederhülle, Sonnenblende von JJC und eine B&W UV Filter.
X-E2 + 23mm F1.4 vs. X100s
Ergonomie
Die X-E2 mit dem 23er ist merklich schwerer als die X100s aber mit dem Thumb-Rest lässt sich die Kamera sehr gut halten, dadurch fällt das Mehrgewicht nicht so sehr auf. Die X100s punktet durch das geringere Gewicht. Ein Thumb-Rest ist daher in meinen Augen nicht nötig.
Der Wunsch nach einer Handschlaufe wurde insbesondere bei der X-E2 geweckt. Das klassische "Halsband" empfinde ich als unpraktisch, häufig baumelt das Teil einfach im Weg herum.
Ergonomie unentschieden!
ND-Filter
Erstes Ärgernis, F1.4 funktioniert bei hellem Tageslicht nicht! Die Begrenzung auf 1/4000s ist eine Hinkefuss, ein ND-Filter ist also zwingend erforderlich. Klar abblenden hilft aber man möchte ja gerade die F1.4 bei solch einem Objektiv ausnutzen. Bei der X100s reicht ein Knopfdruck und schon ist die Offenblende nutzbar.
Klarer Vorteil für die X100s!
Autofokus
Trotz verbessertem AF gegenüber der X100 empfinde ich diesen Punkt bei der s als häufigsten Störfaktor. Beispiel: Ich war mit 2 Freunden unterwegs, in einem kleinen Park mit Bäumen habe ich voll auf ein Gesicht fokussiert und die X100s schafft es den Hintergrund knackscharf zu stellen und die Gesichter bleiben verwaschen... Ein Phänomen das ich schon häufiger bei der X100s erlebt habe!
Mit der X-E2 habe ich nur einen Fehlfokus gehabt und das war als die beiden an mir vorbeigelaufen sind, ich sie gerufen und sie sich umgedreht haben und ich dabei den Auslöser komplett runtergedrückt habe. Das AF-Feld lag dabei auch nicht 100% auf eine Gesicht. Generell ist die X-E2 wirklich fix. Davon mal abgesehen schafft die X-E2 echtes AF-C mit immerhin 3fps.
Klarer Punkt für die X-E2!
Viewfinder
Bereits bei meiner X100s habe ich eigentlich nur den elektronischen verwendet. Beim OVF fehlt mir einfach die Information, es ist so praktisch direkt das Bildergebnis zu sehen. Mir kommt es vor, dass der EVF bei der X100s etwas vergrößert ist. Die X-E2 ist auch gut aber das Bild wirkt kleiner, dafür sind die Informationen (Entfernung, ISO usw.) etwas besser zu erkennen. Man merkt deutlich den Unterschied zwischen OLED (X100s) und LCD (X-E2). Bei letzterem kommt es mir vor als würde das gezeigte Bild eher dem Endergebnis entsprechen. Die Farben des EVF der X100s wirken irgendwie etwas verfälscht.
Ich komme aber mit beiden EVFs gut zurecht, daher:
unentschieden!
Objektiv
Hallelujah, das 23er F1.4 legt echt noch einmal eine Schippe drauf. Ich fand das 23er der X100s ja schon sehr gut aber das Bokeh des 1.4er ist wunderschön. Die Bildqualität ist insgesamt on par aber dank der größeren Blende poppen die freigestellten Objekte oder Personen förmlich aus dem Bild. Das Freistellungspotential mit dem flexiblen Brennweitenbereich des 23er ist echt phänomenal. An den geänderten Manuellenfokusring habe ich mich schnell gewöhnt. Dank Fokuspeaking ist das echt ein Kinderspiel, auf die vordere Anzeige hab ich nie geachtet. Schade, dass Fuji die Distanzanzeige im EVF beim Manuelfokus deaktiviert.
Das 23er ist bezüglich Autofokus fixer als die X100s aber auch geräuschvoller. Zu Beginn war ich etwas schockiert aber ich habe mich schnell daran gewöhnt. Die X100s gibt auch ein paar Fokusiergeräusche von sich, wenn auch leiser.
Klarer Gewinner 23 F1.4!
Geräuschkulisse und Störfaktor
Die X100s ist ein Ninja. Man kann sich heimlich anschleichen, auslösen und wieder unbemerkt davon machen. In manchen Momenten ist das echt von Vorteil! Des Weiteren wirkt sie noch mehr wie eine oldschool Filmkamera. Interessanterweise löst das Gefühl eine Filmkamera vor die Nase gehalten zu bekommen bei vielen Personen Sympathien aus. Die Leute wirken weniger kamerascheu. Ich kann mir dieses Phänomen nicht erklären aber es ist irgendwie faszinierend. Bei dicken DSLRs mit noch dickeren Linsen wirken Menschen eingeschüchtert. Ich denke Leica Digitalfotografen kennen das Gefühl und vielleicht mach das ein Teil des Leica Mythos aus.
Die X-E2 ist etwas geräuschvoller aber auf dem Stadtfest waren soviel Umgebungsgeräusche, dass meine Freunde keinen Unterschied feststellen konnten. Ich habe sie auch gefragt welche Kamera angenehmer auf sie wirkt. Sie empfanden beide als gleichwertig und nicht sehr störend, nachdem sie sich einmal daran gewöhnt haben, dass ich ständig die Linse in ihre Richtung halte. Ich glaube die kleinere Sonnenblende für das 23er war eine gute Investition auch wirkt die schwarze X-E2 nicht sehr aufdringlich. Auf dem Stadtfest habe ich so einige Fotografen gesehen die wie Scharfschützen mit ihren FF-DSLRs und gewaltigen Telerohren in einer Ecke auf ihre "Opfer" warteten.
Insgesamt würde ich ich sagen die X100s hat dank ihrer nahezu Lautlosigkeit einen Vorteil, allerdings auch nur in sehr stillen Umgebungen. Die X-E2 gehört nicht zu den lautesten Kameras und daher ist der Störfaktor ebenfalls gering.
Knapper Punktevorsprung für die X100s!
Fazit
Die X-E2 + 23er F1.4 stellt eine Alternative zur X100s dar. Wer nur eine Kamera haben möchte sollte definitiv die X-E2 (oder andere X-Mount Fuji) kaufen. Die X100s sticht durch ihr Gewicht und Lautlosigkeit hervor, der AF ist aber verbesserungswürdig. Ich hoffe Fuji bessert das in einem FW-Update nach oder zumindest die Nachfolgerin wird dahingehend deutlich verbessert.
Die X-E2 ist im Grunde die etwas bessere Kamera, die X100s ein Nischenprodukt.
Es wird schwer werden mich für eine der beiden zu entscheiden. Das 23er Objektiv ist eine Klasse für sich und F1.4 sind ein unschlagbares Argument. Verkaufe ich die X100s?! Aktuell eher nein. Als Reisekamera ist die Kompaktheit genial, des Weiteren ist der eingebaute ND-Filter bequem und F2.0 sind auch nicht gerade schlecht. Mit der Ledertasche ist die gute X100s auch noch sehr gut geschützt. Die X-E2 braucht da deutlich mehr Platz.
Meine X100s wird denke ich meine Reisekamera mit Fokus auf wenig Gepäck (Motorradreisen) bleiben. Die Reduktion auf das Wesentliche hat etwas an sich. Für die restlichen Events wird aber die vielseitige und deutlich leistungsfähigere X-E2 + 23er F1.4 den Vorzug erhalten. Auch bei Reisen wo es nicht so sehr auf Gewicht ankommt (Flugreisen, Auto usw.) werde ich der Kombi wahrscheinlich den Vorzug geben.
Man möchte die 23er Brennweite zu seinem Fuji-Objektivpark hinzufügen und hat noch keine X100s?!
Wenn man seinen Fokus auf maximale Bildqualität und Ästhetik legt geht kein Weg an dem 23er F1.4 vorbei, Punkt.
Fotografiert man aber eh mit Blenden über F2.0 oder die F2.0 reichen einem aus dann sollte man klar zur X100/s greifen. Schaut man auf die Preise liegen die beiden nicht sehr weit auseinander man erhält mit der X100s ein geniales Fotoerlebnispaket und eine tolle Erweiterung zu seinem Kameraportfolio. Wer eher Stilleben fotografiert kann auch wunderbar zur noch günstigeren X100 greifen.