Ich muss sagen, dass ich mir eben durchaus eine Träne wegdrücken musste, als ich das Video gesehen habe. Es ist einfach verdammt realistisch aufgezeigt, wie das Leben wirklich ist. Auch im Krieg.
Ich war gestern bei einem tödlichen Verkehrsunfall. Zwei Kradfahrer haben sich in einer Kurve getroffen. Auch da habe ich sehr beklemmende Bilder gemacht und war froh, dass ich nicht als Kameramann arbeiten muss. Am Boden liegt der eine Kradfahrer (der nicht den Unfall verursacht hat), wird reanimiert. Über ihm schreit seine Lebensgefährtin, die mit auf dem Motorrad saß. Weil sie realisiert, was da passiert. Im Hintergrund schreit der Unfallverursacher vor Schmerzen, ehe er selbst ins Koma wegen seinen Verletzungen fällt - Ich habe die Bilder nicht veröffentlicht. Sowas gehört nicht in eine Lokalzeitung und hat den Leser nicht zu interessieren. Da soll dann doch der Text sprechen, da dieser die Grenzen angibt und man hier vielleicht nicht so viel interpretieren sollte.
Reporter müssen berichten, und zwar so echt, wie es war. Natürlich habe ich diese Bilder nicht genommen, aber immer wenn ich drauf schaue, bekomme ich diese Erinnerungen. Es war grauenhaft. Der Kriegsreporter ist noch eine Stufe höher, noch näher dran und erlebt es hautnaher. Dann entstehen solche Bilder, die auch aufklären und zeigen: Der Krieg ist nicht schön, es ist ein Greuel.
Mir gefällt das Video außerordentlich gut, weil es zeigt: Vor Ort blendest du aus, machst deine Arbeit. Die wirkliche Tragweite deiner Bilder bemerkst du erst später beim entwickeln.
Das finde ich spannend, dass man erst im nachhinein realisiert was man gesehen hat und das man es dennoch fotographiert hat. Meine Frage wäre auch gewesen; warum überhaupt dann sowas fotographieren.
@ medienmacher:
Diese Abgestumpfheit -die ich mir auch selbst zuschreiben muss- wird nicht mehr von solchen Schockern wie das im Video gewählte erregt. Aber das Bild des Mädchens mit einem Gewehr an dem Kopf würde doch viel eher etwas erreichen im Menschen, der dies betrachtet. (wie bereits weiter oben zu lesen)
Warum eigentlich nicht einschreiten als Fotographin?
Sie könnte das Leben eines Kinds (Was gibts es Größeres?) eventuell retten, wenn sie das auch selbst mit ihrem bezahlen müsste.
Nur weil ihre Bilder vielleicht den Krieg "verkürzen" könnten, wenn die Gesellschaft nicht so abgestumpft ist, wie die im Zuschaueraum der Verleihung?
Begeht man nicht immer große Fehler sobald man beginnt ein Leben gegen andere aufzurechnen? (Eigentlich auch schon beim Gedanken: Fotographin, 35 gegen Kind, 6? ) Leben also unterschiedlichen Wert zuzumessen?
Je mehr ich mich hiermit auseinander setze, desto mehr Fragen und noch weniger Antworten bleiben mir.
Ja, sie hat das falsche Motive gewählt.
Ja, man kann verstehn, dass sie nicht das Kind gerettet hat.
Ja, die Reaktonen des Publikums sind schreklich gefühlslos, zeigen eine verrohte Gesellschaft.
... ?
Danke auch für den weiterführenden Link zu den teilweise ebenfalls bedrückenden Kriegsbildern.