Ich besitze die X-E1 nun seit knapp 8 Monaten. Ich verwende die Objektive
14mm f2,8
35mm f1,4 und
60mm f2,4
Einen dreiwöchigen Fotourlaub in Irland (nur mit der oben genannten Kombi) und eine zweiwöchige Städtereise nach London sowie viele private Aufnahmen haben wir hinter uns. Zuvor habe ich 3 Jahre lang eine Nikon D700 und eine 5D Mark II benutzt und durch einen Freund Zugang zu APS-C Kameras von Canon sowie einer D800 von Nikon.
Mit diesen Kameras vergleiche ich die X-E1.
Gegenüber den Vollformat-Kameras fällt die Bildqualität nur leicht ab. Sie erreicht NICHT Vollformat-Qualität - also sehr fein abgestufte Tonwerte und die sehr hohen Mikrokontraste. Allerdings spreche ich hier von der 100%-Ansicht. Bei 80%-Ansicht sind die Unterschiede vernachlässigbar. Auch große Drucke (bis max. 90x60cm) in hoher Qualität (Betrachtung aus 20 bis 25cm Entfernung) oder Bildausschnitte sind möglich. Die D700 habe ich aufgrund ihrer Pixelanzahl nur bis 75x50cm Drucke eingesetzt.
Meiner Meinung nach schlägt die X-E1 alle APS-C Kameras bis zur letzten Generation der APS-C Sensoren. Die neuen APS-C Kameras sind qualitativ etwa gleichauf.
Bildrauschen:
Im Vergleich zur D700 (die auf Pixelebene weniger rauscht als die D800) fällt die X-E1 bei ISO 1600 nur leicht ab. Bei der D700 - 2008 der König der Rauscharmut! - werden mehr Details erhalten. Ab ISO 3200 sind die Unterschiede nicht mehr sichtbar.
Insgesamt eine beachtliche Leistung. ISO 3200 sind bis 50%-Vergrößerungen gut nutzbar.
Details:
Die Detailauflösung in den Bildern ist mit allen genannten Objektiven sehr gut! Lightroom hat die Detailbearbeitung inzwischen auch ganz gut im Griff, sodass man mit den Bild-Dateien arbeiten kann (meiner Erfahrung holt man derzeit das meiste in Lightroom aus den Dateien raus, wenn man bei der Schärfen-Rubrik den Detail-Regler auf 80% stellt und die Fotos so wenig wie möglich - am besten gar nicht - nachschärft). In 100%-Ansicht wirken saubere Bilder aus Vollformat-Kameras wie bereits erwähnt knackiger/plastischer. Dieses "Betrachten" ist oft aber unpraktikabel, da der Dateilverlust in der Paxis für normale Ausgaben wie Drucke oder Normal-Ansichten an Fernsehern oder Monitoren marginal und damit nicht von großer Relevanz ist.
Farben:
Meiner Meinung nach stellen die Farben die größte Stärke der X-E1 dar. Die Farben sind (bei gewählter Farbsimulation NegH.) deutlich stärker an "der Realität" dran als bei allen mir bekannten Kameras. Oft muss ich die Farben in der Nachbearbeitung kaum verändern bis sie mir gefallen.
Autofokus:
Meiner Meinung nach die größte Schwäche der X-E1.

Bei schlechten Lichtsituationen kann ein Scharfstellen schwierig bis unmöglich sein. Hierbei beziehe ich mich auf die Einstellung der maximalen Präzision - der kleinsten Größe des Fokusmessfeldes. Seine Größe lässt sich variieren. Je größer das Feld, desto mehr Kontraste werden erfasst. D.h. bei schlechtem Licht funktioniert der Autofokus mit der größten Messbasis am besten, bei sehr geringer Schärfentiefe kann er dann jedoch auch mal daneben liegen. Ich muss dazusagen, dass man sich an den Autofokus erst einmal gewöhnen muss. Von einer DSLR kommend müssen nun Kontraste statt Linien oder Formkanten anvisiert werden. In 80% der üblichen Lichtsituationen reicht der Autofokus völlig aus und ist - zumindest für mich - spätestens nach den letzten Firmware-Updates ausreichend schnell genug. Für Stillleben ist die Kamera eh ein Traum.
weitere Beobachtungen:
-Die Batterielebensdauer ist besser als erwartet: Ich bekomme etwa 400 Aufnahmen bei regelmäßigen Kontrollen und Menüspielereien hin.
-Die Auslöseverzögerung kann bei spontanen Streetfotos etwas nervig sein. Es sind nur Millisekunden, aber in Situationen, in denen man schnell reagieren muss (selten), werden daraus gefühlte Ewigkeiten.
-Die Verarbeitung ist gut und nicht schlechter als die der X-Pro1. Trotzdem wirkt die Kamera aufgrund ihres geringen Gewichts weniger robust, als sie vielleicht ist
-Der automatische Weißabgleich ist genauer als bei den meisten anderen Kameras (inkl. D700, D800 und 5D Mark II)
-Für Reisen und ständiges Herumtragen ist die Kamera geschaffen. Es gibt derzeit keinen besseren Kompromiss aus Bildqualität/Gestaltungsflexibilität und Portabilität (Leica M 240 ausgenommen).
Mein vorläufiges Fazit:
Die Fuji X-E1 ist eine sehr gute Kamera mit noch besserem Preis-/Leistungsverhältnis. Sie kommt in ihrer Performanz und Bildqualität sehr dicht an Vollformat-Kameras heran und schlägt mEn. nahezu die komplette Konkurrenz im formatgleichen Bereich und darunter.
Mich hat die X-E1 überzeugt, in absehbarer Zukunft keine DSLR mehr in die Hand zu nehmen, weil diese mir inzwischen einfach als große, sperrige Dinosaurier vorkommen, deren Masse das Maß an Bildqualität nicht kompensieren können, die die Umstände und Unannehmlichkeiten ihrer Konstruktion gleichzeitig bereiten.
Nichtsdestotrotz werde ich die Fuji X-E1 nach ihrer Königsaufgabe im Oktober - einem Fotoauftrag für eine Hochzeit! - mit allen Objektiven und allem Zubehör verkaufen.
Nicht, weil mich ihre Bildqualität oder ihr Handling nicht überzeugt, sondern weil es eine Leica M 240 gibt und diese Kamera meine Bedürfnisse noch ein wenig mehr befriedigen kann. Wenn es eine D700 oder D800 zu 80% tut, tut es eine Fuji X-E1 zu 90%, doch anstatt mich zufrieden zu geben, strebe ich die unerreichbaren 100% an. Die M 240 wirds vllt. auf 95% schaffen...ungeachtet des miserablen Preis-/Leistungsverhältnisses, das nach wie vor größter Trumpf der Fuji X-E1 ist.
