Vor 9 Monaten hatte ich mir auch das 10-22 gekauft und habe mir die selben Gedanken gemacht, wie Du jetzt. Damals hat mir mein freundlicher Fotohändler auch das Tokina 12-24 noch zum Testen mit nach Hause gegeben und ich hatte die Gelegenheit beide ausführlich auszuprobieren.
Zunächst: die Verzeichnungen, die Du bemerkst, sind optisch-physikalischer Natur und bei Weitwinkelobjektiven normal, das hat mit der Objektivqualität nichts zu tun. Im Gegenteil. für mich macht das inzwischen mit den Reiz des Objektivs aus, da man Motive so herrlich übertrieben darstellen kann.
Die Schärfe ist bei einem WW auch anders zu beurteilen, da die Details extrem klein sind. Das 10-22 ist in der Mitte aber sehr scharf, kein Unterschied zum Tokina. Die Ecken sind bei Offenblende wirklich relativ weich, ab f6,3 wird's etwas besser. Ich muß sagen, dass dies damals auch ein Punkt war, über den ich mir sehr lange Gedanken gemacht habe. Das Tokina ist in den Ecken eindeutig besser, allerdings hat es nur 12mm (was in dem Brennweitenbereich eine ganze Menge ist), hat mehr CAs (welche aber korrigierbar sind) und die Farben waren im vergleich zum Canon irgendwie "gelblicher" und weniger brilliant (zumindest an meiner 30D).
Letztenendes habe ich mich dann für das 10-22 entschieden (damals noch 679,-- EUR + 100 EUR Cashback) und habe es bis heute nicht bereut. Die Sachen, über die ich mir am Anfang Gedanken gemacht habe, sind in der Praxis nicht relevant. Die Ecken sind bei Weitwinkelaufnahmen nicht wichtig, weil sich dort weder der Fokus befindet, noch bildwichtige Details.
Das 10-22 ist bei mir ein 0%-Ausschuß-Objektiv - aufgrund der geringen Brennweite kann man Verschlußzeiten von 1/15 noch ruhig halten und der AF sitzt eigentlich immer (was ja aufgrund der enormen Tiefenschärfe auch nicht so problematisch ist).
Noch ein Tipp: das 10-22 ist äußerst "gutmütig" bei Gegenlicht und eignet sich hervorragend für Nachtaufnehmen.
Gruß,
Jens