Fazit
Hallo zusammen,
bevor ich die Pen mit der GF-1 vergleiche, eine kurze Vorgeschichte: Ich fotografiere seit gut 4 Jahren mit DSLR, allerdings hat mich immer wieder die Größe und das Gewicht der Kameras gestört, so dass das Gerät öfter zu Hause blieb als es eigentlich sollte. Die letzte DSLR war die Nikon D90, die ich aber nach wenigen Tagen wieder zurück gab, die Bildqualität war natürlich super, aber sie war mir dann doch einfach zu groß und zu schwer.
Ich fotografiere hauptsächlich Landschaften, Architektur und available Light (Freunde auf Kneipen-Touren).
Vor gut 3 Wochen habe ich mir dann die Pen gekauft und war von der geringen Größe begeistert, wenn auch das verhältnismäßig hohe Gewicht mich überrascht hat. Das Retro-Styling ist natürlich auch klasse, trifft den Zeitgeist, kein Zeifel. Leider war der Autofocus bei sehr wenig Licht unzuverlässiger und langsamer als ich erhofft hatte, aus diesem Grund und aus purer Neugier bestellte ich mir die GF-1. Nach 24 Stunden nun mein Fazit, was natürlich 100% subjektiv ist, deshalb stelle ich auch keine Vergleichsbilder rein...
Bildqualität mit Kit Zoom
Die Pen hat sehr gute Ergebnisse OOC. Klasse Farben, recht scharf und sehr viele Details. Ich stelle grundsätzlich immer die Rauschreduzierung auf 'Low', damit nicht zu viele Details weggebügelt werden. Das führt aber bei der Pen auch zu gut sichtbarem Rauschen bei 100% Ansichten, auch schon bei ISO 200. Dieses Rauschen ist jedoch bei einer Ausbelichtung bei 20 x 15 cm nicht zu sehen, größere Formate habe ich nicht versucht.
Bei der GF-1 habe ich ebenfalls die Rauschminderung auf -1 gestellt, die Farbsättigung jedoch auf +1, da ja angeblich die Farben der Panasonic nicht so schön sein sollen wie bei Olympus. Das Ergebnis spricht für sich, die Farben stehen der Pen in nichts nach, die Schärfe ist mindestens auf dem selben Niveau. Beim Rauschen ist die GF-1 sichtbar besser (zumindest in meinen Tests bei low ISO), sie zeigt die gleichen Details bei nicht sichtbarem Rauschen, sehr schön! Bei hohen ISO-Zahlen sind die Kameras ebenbürtig.
Beide Kameras liefern also für den normalen Anspruch ausgezeichnete Ergebnisse OOC. Die Vorteile, die die GF-1 bei meinen Tests hatte, sind bei normalen Ausbelichtungen sicher nicht zu erkennen. Bei RAW Entwicklungen sind ebenfalls keine Unterschiede auszumachen, die bei sinnvollen Vergrößerungen sichtbar wären.
Autofocus
Hier ist für mich der eindeutige Sieger die GF-1. Ob das nun am Objektiv liegt oder nicht, ist mir egal. Die Pen 'trifft' bei very low light sehr selten, und wenn dann nach über einer Sekunde. Mir ist schleierhaft, warum Olympus nicht wenigstens ein kleines AF-Hilfslicht verbaut hat. Bei ausreichend Licht fühlt sich die Olympus-Kombi an wie eine schnelle Kompakte, die GF-1 wie eine durchschnittlich schnelle DSLR.
In wie weit das in der Praxis relevant ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ob man bei gutem Licht nun (gefühlte) 0,8 oder 0,3 Sekunden wartet, ist für viele sicher nicht ausschlaggebend. Bei mir persönlich hat das gemächliche Focussieren der Pen ein Gefühl ausgelöst, leicht veraltete Technik in den Händen zu haben. Und auf diese Art von Retro hatte ich nicht gehofft.
Haptik + Design + Bedienung
Die Pen fühlt sich sehr wertig an und sieht klasse aus. Man möchte sie in die Hand nehmen und Fotos machen! Dann schaut man auf das Display und denkt "Hmmm, das ist nicht ganz so schön."... die Auflösung ist etwas enttäuschend und bei sehr wenig Licht rauscht es wie verrückt. Aber trotzdem reicht es aus und macht einen vernünftigen Job. Auch bei praller Sonne ist es noch einigermaßen brauchbar, da hätte ich Schlimmeres erwartet. Die Bedienung ist recht einfach, wenn auch an gewissen Stellen leicht verwirrend, das Menüsystem hätte besser durchdacht sein können. Die Buttons fühlen sich leicht billig an, irgendwie gefällt mir der Druckpunkt nicht so gut. Die USB-Steckverbindungs-Öffnung ist nicht optimal, ich hatte oft Probleme, das 'Loch zu treffen'. Und wehe dem, der jetzt mit 'Keine Haare drum?' kommt

Im Großen und Ganzen jedoch macht es viel Spaß, die Pen zu benutzen, und darauf kommt es doch an. Noch ein Lob für die Bedienungsanleitung, sie ist sehr gut gegliedert und gut nachvollziehbar.
Überrascht hat mich, dass die GF-1 sich wertiger anfühlt als sie auf den ersten Blick ausschaut. Das Aluminiumgehäuse fasst sich prima an, der Zoomring des Kit ist aus angenehmen Gummi und die Buttons vermitteln einen Eindruck von Qualität. Über das Design lässt sich streiten, mir gefällt es, Punktsieger hier jedoch die Pen. Das Display der GF-1 jedoch ist klar besser, es hat die bessere Auflösung, wirkt in Bewegungen flüssiger, rauscht weniger bei low light. Die Menüs und Bedienung allgemein lässt sich schwer vergleichen, hier würde ich jedoch auch sagen, dass die GF-1 mir persönlich einen Tick besser gefällt. Absoluter Mist ist jedoch die Bedienungsanleitung, so wirres Zeug habe ich selten auf Papier gesehen, alle Achtung.
Zusammenfassend könnte ich mich bei diesen Disziplinen nicht für einen Sieger entscheiden, mit beiden Kameras macht das Fotografieren und 'Herumspielen' großen Spaß. Die GF-1 ist etwas leichter als die Pen, das Kit Zoom der Pen allerdings kleiner, da es clever versenkt wird bei Nichtbenutzung.
Features
Hier punktet die Pen mit dem internen IS, das ist sicher äußerst praktisch wenn man ältere Linsen oder z.B. unstabilisierte mFT-Linsen wie das Panasonic 20mm Pancake nutzt. Ausserdem hat die Pen eine nützliche Nivellierungsanzeige, ein (für mich) sehr praktisches Gitternetz mit Linen des goldenen Schnitts und darüber hinaus noch ein paar nützliche kleine Features die die GF-1 nicht bietet, so lässt sich zum Beispiel die Belichtungskorrektur in 1/6 EV-Schritten für verschiedene Modi anpassen. Spielkram wie die Art-Filter lasse ich mal aussen vor, da ich so etwas nie benutze. Video sieht gut aus, und hat Stereo Ton.
Die GF-1 hat einen (schwachen) internen Blitz der sehr nützlich sein kann, und ein AF-Hilfslicht welches ich bei der Pen oft vermisst habe. Generell hat der Autofocus mehr Features als die Pen, ob man das braucht muss jeder selbst entscheiden, mir ist in dem Punkt eigentlich nur die Treffsicherheit und die Geschwindigkeit wichtig, und da gewinnt die GF-1. Prima finde ich auch den Modus, der die Auswirkungen der Belichtungszeit (sprich: Bewegungsunschärfe) vor dem Auslösen simuliert. Die Videoqualität ist etwas besser als bei der Pen, der Sound jedoch nur Mono.
Fazit
Es sind beides tolle Kameras, daran besteht kein Zweifel. Allerdings werde ich die GF-1 behalten, der bessere Autofocus, der Blitz, das Display sowie das unterschwellige Gefühl, bessere Technik in den Händen zu halten, geben für mich den Ausschlag.
Viele Grüße,
Markus