AW: Die E-510 und ihr Belichtungsspielraum in der Praxis
Danke Thomas, für Deine Bemühungen um objektive Darstellungen. Lass Dich nicht von Leuten unterkriegen, die markenverliebt sind und/oder ihre Käufe rechtfertigen wollen.
Den Vorwurf kann man eigentlich immer gegen jemandem erheben, der zu einer bestimmten Kamera etwas nicht Vernichtendes schreibt. Umgekehrt könnte man dann gegen jeden, der sich kritisch äußert, reines Markenbashing vorwerfen, aus welchen Gründen auch immer. Aber dann brauchen wir hier gar nicht mehr Diskutieren.
Ich sehe bei manchen Leuten hier eine gewisse Unwilligkeit, sich mit bestimmten Sachverhalten auch nur näher auseinanderzusetzen. Mir ging es darum, das Magenta-Problem näher zu untersuchen, seine Ursachen herauszufinden, und eventuell eine pragmatische Lösung zu finden. Das könnte ja vielleicht interessant sein für Leute, die die Kamera bereits besitzen. Wo, wenn nicht hier, soll man sowas erörtern? Wir sind hier wahrscheinlich auch das einzige Forum, dass sich mehr mit den Problemen der Leute auseinandersetz, die die Kamera nicht haben, als mit denen der Leute, die sie haben.
Im Übrigen sind wir hier nicht im Magenta-Thread. Hierher gehören kritische Anmerkungen über den Belichtungsspielraum, keine RAW-Probleme. Aber die kamen nicht. Vielleicht ganz einfach deswegen, weil die ganzen Leute, die hier das Magenta-Problem thematisieren, die Kamera nie oder nur kurz in der Hand hatten. Aber es gibt eine Menge, was einem da auffallen könnte.
Ich verfolge das ganze "passiv" mit, und bin der Auffassung, daß Bilder wie hier
https://www.dslr-forum.de/showpost.php?p=2181290&postcount=330 nichts beweisen. Es ist sehr knapp belichtet, die Wolken haben Zeichnung und die Schatten der Bäume sind teilweise so weit "abgesoffen", daß ein nachträglicher "digitaler Aufhellblitz" wohl in diesem Fall angebracht wäre.
Da solltest Du vielleicht mal Deinen Monitor überprüfen, offenbar zeigt er RGB-Werte unter 10% nur noch als Schwarz an.
Eventuell zugelaufene Schatten sind übrigens auch ACR zu verdanken. Der Regler "Schwarz", der standardmäßig auf "5" steht, nimmt den Tiefen jegliche Zeichnung. Komisch, dass das noch niemandem aufgefallen ist (ich hab's selbst bereits mehrfach erwähnt). Wahrscheinlich ist es zu subtil.
Im Übrigen ging es bei dem speziellen Bild darum, dass es trotz RAW keinen Magenta-Stich zeigt. Falls die Unterbelichtung in diesem Fall jemanden gestört haben sollte, ein weiteres im Anhang(Gasthaus).
Möglicherweise muss man es tatsächlich mal hinschreiben:
Wenn man die Kamera aufs Motiv hält, ist das, was der Belichtungsmesser zeigt, nicht zwangsläufig die richtige Belichtung. Über die entscheidet der Fotograf. Manchmal will er ein Bild etwas heller haben, manchmal etwas dunkler, egal, was die Kamera darüber denkt. Jedenfalls so war es bisher. Die Strategie, diese Entscheidung auf die RAW-Entwicklung zu vertagen, scheint in Einzelfällen nicht zielführend zu sein (Magenta-Problem).
Die Belichtungskorrektur der Kamera ist nicht in erster Linie dazu da, das Bild dunkler oder heller zu machen, sondern um korrigierend eingreifen zu können, wenn die Automatik nicht so belichtet, wie der Fotograf möchte.
Offensichtlich gibt es die Meinung, RAW hätte einen wesentlich größeren Belichtungsspielraum nach oben und nach unten im Vergleich zum JPG. Wäre dem so, dann müßten die JPGs in den Lichtern und/oder Schatten deutlich beschnitten sein. Wäre dem so, dann wäre ein weißes Brautkleid nur im RAW weiß, und im JPG grau. Andererseits müßte es, wenn es im JPG schon weiß ist, im RAW "superweiß" sein. Aber "Weiß" ist nun mal der Punkt, an dem die Sensorzellen gesättigt sind.
Das führt uns nochmal zum "RAW-Headroom". Bei der E-510 kann man ganz genau sehen, was er ist, und wo er beginnt, und ich schätze, dass es bei anderen Kameras ähnlich ist - nämlich der Bereich, an dem die grünen Pixel gesättigt sind, bzw. den Wert 255 erreicht haben, aber in den roten und/oder blauen Pixeln noch Information vorhanden ist. Bringen wir diese Informationen als Lichterzeichnung ins Bild, dann sind die Lichter logischerweise Rosa. Und genau das passiert bei der E-510, wenn man Lichter per RAW aus dem blauen und roten Kanal ins Bild holt - aber es passiert seltsamerweise auch nicht bei jedem Bild. Ich habe mittlerweile Beispiele, wo ich die Belichtung herunterziehen kann, ohne dass etwas passiert. Ich bin allerdings noch nicht darauf gekommen, was der "Trick" ist.
Normalerweise werden Lichter im RAW-Konverter grau und flau, wenn man dort eine Belichtungskorrektur vornimmt. Da ich graue und flaue Lichter normalerweise nicht schätze, vermeide ich bei jeder Kamera, in so eine Lage zu kommen, das tun zu müssen. Vermeidet man es bei einer Olympus, ist man markenverliebt und unkritisch. Bösartiger, und, Entschuldigung, absurder kann ein Argument eigentlich kaum sein.
Falls man aber doch mal in die Lage kommt, es tun zu müssen, gibt es eine einfache Lösung in ACR: Die Sättigung für Magenta/Lila im HSL/Graustufenmenü ganz herausnehmen. Das kann man sich sogar als Benutzereinstellung speichern, wenn man möchte. Geht man so vor, dann kriegt man genau die gleichen grauen, flauen Lichter wie mit anderen RAWs auch (Dass man die Sättigung für Lila und Magenta dabei verliert, ist kein Problem, weil diese Farben normalerweise kaum in Bildern vorkommen, und weil das Herunterregeln der Belichtung die Farben sowieso vergrauen läßt).
Diese Lösung ist zugegeben etwas pragmatisch, weil sie den Hersteller einfach übergeht. Aber sie hat den Vorteil, dass sie schon hier und jetzt funktioniert.
Wie groß der "RAW-Headroom" jetzt ist, wurde schon mehrfach nachgefragt, konnte aber von niemandem beantwortet werden. Kein Wunder, denn was da als "Headroom" bezeichnet wird, sind rudimentäre und oft unvollständige Farbinformationen, die möglicherweise nicht ohne Grund vom Hersteller verworfen werden. Es sei denn, man glaubt, dass die ein diebisches Vergnügen daran haben, ihren Usern Bildinformation vorzuenthalten, bzw. wie Ostereier im RAW zu verstecken.
Aber egal, ob die Kamera 8 oder 12 oder 100 EV-Stufen Dynamik kann, die hellste Stufe muss im Ausgabemedium (Monitor, Print) als Weiß, die dunkelste als Schwarz abgebildet werden. Der Dynamikumfang ist dann das, was dazwischenliegt, die Zwischenstufen.
Hat man aber auch nur einen Hauch von Zeichnung in den Lichtern, kann man ihn per EBV beliebig dunkler machen - allerdings auf Kosten von Kontrast und Tonwertabrissen, bzw. Clipping. Mit Dynamik und Belichtungsumfang hat das aber nicht das Geringste zu tun.
Aber wir sind hier wieder weit weg vom Thema. Intention des Threads war eigentlich, dass die E-510 anders belichtet, bzw. die Bild-Engine anders arbeitet, als z.B. die der E-1, und dass wir uns nicht über Dynamik unterhalten dürfen, ohne dies zu berücksichtigen.
Darum noch ein paar letzte Gegenlicht-Beispiele: E-510 RAW aus ACR mit Standardeinstellung (nur wegen Magenta), Kamera-JPG desselben Bildes, selbes Motiv mit E-1. Obwohl die E-1 und die E-510 bei gleicher Blende und ISO zufällig mit derselben Verschlusszeit belichtet haben, ist das E-510 Bild in den Tiefen immer noch heller, als das der E-1, hat dafür aber auch weniger Lichterzeichnung.
Zum Schluss noch das Highlight-Recovery (das nur dazu da ist, den vollen Umfang des RAWs darzustellen, nicht, um den Betrachter mit einer naturalistischen Darstellung des Motivs zu ergötzen und zu begeistern. Naja, ganz stimmt es nicht, den Vordergrund hätte ich auch wesentlich heller machen können, so dass nichtmal mehr der Anflug von zugelaufenen Schatten erkennbar wäre). In diesem Fall brachte eine RAW-Belichtungskorrektur in ACR um -0,5 das Maximum dessen, was die Datei enthält - ab da wurden die Lichter nur noch dunkler, aber es kamen keine weiteren Details mehr zum Vorschein. Ich denke, es ist überflüssig zu erwähnen, dass eine einfache Minuskorrektur per RAW hier nicht funktioniert hätte, dann wäre nämlich der Vordergrund noch dunkler geworden. Das ist jetzt der Belichtungsspielraum der E-510, very extended, inklusive Headroom und Basement.