AW: Erster Test der E-30
Hallo species 8472,
ich komme ehrlich gesagt nicht ganz mit!
Was willst Du uns GENAU sagen? Ich mein das jetzt überhaupt nicht ironisch, oder sonstwie. Kannst Du es etwas genauer auf den Punkt bringen? (z.B. das hier: Wie das Ergebnis zustande kommt, ist ja egal, oder?)
Da bezog ich mich auf Crushis Aussage in #31, dass es völlig "wurscht" sei, wie das "sichtbare Ergebnis" zustande kommt. Ja, wenn das so ist, dann brauchen wir uns über "Dynamikumfang" eigentlich überhaupt nicht mehr zu unterhalten, weil es dann keine Rolle mehr spielt. Dazu später.
Zwischen Deinen Zeilen meine ich immer wieder Ironie "aufblitzen" zu sehen. Bin mir aber nicht immer so sicher wo sie anfängt und aufhört

Du hast ja erst neulich sehr ausführlich und fundiert über den Dynamikumfang in diesem Forum geschrieben (Dank dafür!) Aber jetzt bring es (für mich - vielleicht stehe ich auf der Leitung) auf den Punkt: Was hälst Du vom "olympischen" Dynamikumfang? Und was ist Deine Meinung hinsichtlich der Konkurrenz? (auf die Dynamik bezogen)
Rein theoretisch beträgt der Abstand im Signal-Rauschverhalten zwischen FT und KB ca. 2 Blendenstufen, zwischen FT und den "Crop-Formaten" so zwischen 0,7 und 1 EV, bei gleicher Belichtung und gleicher Auflösung und gleichem Stand der Technik. Wobei das reine Theorie ist und nicht die konkreten technischen Möglichkeiten und Probleme wiedergibt. Kann z.B. sein, dass der aktuelle FT-Sensor schlechter als 2 Blendenstufen verglichen mit KB ist. Kann auch sein, er ist besser. Um es herauszufinden, brauchen wir ein Labor, oder müssen einem solchen glauben.
Was den Dynamikumfang angeht, wird das schon schwieriger, unter dem Begriff wird nämlich im Forum sehr Unterschiedliches verstanden, einmal der wiedergebbare Kontrastumfang, dann wieder das Rauschverhalten... es gab im Technikunterforum mal einen Versuch, den Begriff zu klären, der endete allerdings im völligen Desaster... einigen wir uns darauf, dass jeder von Dynamik spricht, aber kaum einer weiß, was das ist.
Die 2 Stufen Unterschied zwischen FT und KB sind jedenfalls ein ungefährer Anhaltspunkt... allerdings mit der Schwierigkeit, zu beschreiben, was das für die bildmäßige Fotografie eigentlich bedeutet. Wollen wir ein brauchbares Bild ohne viel Nacharbeit aus der Kamera oder auch aus RAW, dann liegt der darstellbare Kontrastumfang um die 8 Blendenstufen, plus/minus 1-2 Stufen, je nach Kontrast, egal wieviel Dynamikumfang die jeweilige Kamera gespeichert hat. Heißt, wer einfach nur fotografieren will, ohne viel nachzubearbeiten, und auch normalerweise keine hohen ISO-Werte benutzt, muss sich bei FT keinerlei Sorgen um die Dynamik machen, egal wie gut oder um wieviel besser die Konkurrenz sein mag.
Fakt ist, dass die Ausgabedynamik, also Monitor und Print, praktisch immer niedriger ist, als die Eingangsdynamik des Sensors, auch bei FT. Bei normaler Kontrastwiedergabe ohne HDR, Pseudo-HDR oder Tonemapping werden nämlich die Dynamikunterschiede in den ganz hellen Lichterpartien oder in den Schatten zusammengequetscht, so dass man in vielen Fällen keinen Unterschied sehen wird. Packt man zuviel Kontrastumfang in ein Bild, wird es flau und farblos erscheinen. Darum könnten sich die Tests die Dynamikmessungen beim JPG-Output eigentlich sparen. Eine Belichtungskorrektur um 0,3 oder 0,7 Blendenstufen wirkt sich meist mehr aus, als ein um 1 Stufe höherer "Dynamikumfang" im JPG.
Anders liegt die Sache, wenn man noch mehr Kontrastumfang einfangen will. Da gibt's dann die Möglichkeit, per RAW weitaus mehr aus dem Bild herauszukitzeln. Wieviel genau ist schwer zu sagen, da ein Foto etwas anderes ist, als eine Messkurve. Über den Daumen gepeilt ist es sicher nicht verkehrt zu sagen, dass jemand, der EBV beherrscht aus einem FT-RAW mehr rausholen kann, als einer, der nur rudimentäre Ahnung hat, aus dem RAW einer D3, 5DII oder Hasselblad.
Außerdem spielt nicht nur die reine Sensordynamik eine Rolle, Streulicht z.B. hat einen größeren Einfluss als die Formatunterschiede, wie Wolfgang_R zeigen konnte:
https://www.dslr-forum.de/showthread.php?t=425965 (dürfte mittlerweile ja bekannt sein, trotzdem Link für die Suchfunktion)
Der nächste Punkt sind hohe ISO-Werte. Ist das Signal/Rauschverhältnis von hohem Wert, dann kann man hier kräftig erhöhen, ohne dass es allzu weh tut. Wenn allerdings der Wert von vornherein um 1 oder 2 Blenden niedriger liegt, dann wird sich das bei einer weiteren Verstärkung entsprechend stärker auswirken. Hier ist der Abstand zu anderen Formaten prinzipiell am größten, das war schon 2003 so, und das wird sich auch 2009 nicht ändern. Eine D700, 5D oder 5DII sind da eklatant besser.
Die Frage, die der Debatte hier zugrunde liegt, ist ja, ob es bei Olympus schlechter wird oder gleich bleibt oder etwas besser wird. Crushi brachte ja den Wert von 1,5 Blendenstufen, um den die D300 besser als die E-3 ist. Woher er den hat, oder worauf der sich genau bezieht, hat er nicht gesagt. Deswegen habe ich mir erlaubt, darauf hinzuweisen, dass der Unterschied zwischen D90 und D300 größer ist, als der zwischen E-3 und D300. Und nicht nur das, auch unsere Faustregel in Bezug auf die Sensorgrößen wird ausgehebelt, da die D90 teilweise besser ist, als die D700. Das kann man nur mit einem gewissen Schuss Ironie garnieren.
Jetzt kann man nämlich glauben, dass der technische Fortschritt plötzlich im Sauseschritt dahineilt, nachdem er die letzten Jahre her gemächlich dahingetrottet ist. Oder auch nicht. (Ich bin übrigens auch Nikon-User, allerdings mit einer alten D200, sowohl D300 als auch D700 oder D90 haben mich relativ kühl gelassen, weil
mir persönlich die Verbesserung zu klein ist. Aber selbst mit der D200 besitze ich laut Testprotokoll immer noch eine Kamera, die meiner E-3 in mancher Hinsicht überlegen ist. Eigentlich müsste ich mich jetzt auch irgendwie überlegen fühlen, stattdessen finde ich die ganze Sache ziemlich lächerlich).
Zurück zur Dynamik. Warum machen manche Kameras plötzlich so einen Sprung, andere dagegen nicht? Fotofans sind meistens Materialisten. Sie glauben an Sensoren und Hardware, nicht an die Überlegenheit des Geistes über die Materie, bzw. Software. Damit gleichen sie in gewisser Hinsicht Leuten, die nicht glauben, dass man sie gerade erschossen hat, weil sie keinen Schuss gehört haben, da der Mörder einen Schalldämpfer benutzt hat.
Ich sehe das Problem, dass wir hier immer öfter über Werte und Zahlen reden, die ohne praktischen Wert sind. Die wenigsten können sich den Unterschied zwischen 3dB SNR oder 2 Blendenstufen bildhaft vorstellen, bzw. abschätzen, was es bringt. Das ist schlecht in beide Richtungen, denn man kann die Unterschiede ja sowohl überschätzen als auch unterschätzen. Nur, es gibt kein bildhaftes Bezugsystem, das über Graukeile oder Rauschmuster hinausginge. Man muss schon ziemlich viel Erfahrung haben, um die Auswirkungen abschätzen zu können, dem Anfänger helfen bloße Zahlen und Diagramme - außer suggestiv zu wirken - allerdings gar nichts.