AW: Neue E-3 schiefer Sucher!?
Ich arbeite seit 2 Jahren in der Qualitätskontrolle in Indien. Für mich ist es eigentlich keine Frage des Produktionsstandortes, sondern eine Frage der Kosten. So lange wir billig-billig kaufen wollen, geht das - aus ganz unterschiedlichen Gründen - automatisch zu Lasten der Qualität, auch wenn man in Billiglohnländern produziert.
Richtig!
Würde man im Ausland eine solide Produktion aufsetzen und die entsprechende QS bezahlen wollen, könnten wir auch von dort ordentliche Ware bekommen (Ein Inder oder Chinese ist genauso ein Mensch wie wir und ebenfalls zu bester Qualität in der Lage). So lange wir als Kunden allerdings jeden Mist akzeptieren, so lange wird das nicht passieren.
Das stimmt nur teilweise.
Klar, dass ähnlich ausgebildete Fachkräfte überall auf der Welt ähnlich gut/schlecht produzieren können, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
Am Beispiel STEIFF (ZDF) kann man aber auch lernen, dass selbst bei Stofftieren -und jetzt kommt es!- die Produktion so kompliziert sein kann, dass man dies in China wegen der dortigen Arbeits- und Ausbildungsbedingungen nicht realisieren kann. Laut STEIFF waren z.B. die Schnitte so kompliziert, dass es in China viel zu oft zu Qualitätsproblemen führte. Dieses Beispiel könnte ich anhand zahlreicher Marken ergänzen, die es aber vorziehen, still und heimlich einen Rückzieher zu machen.
(...) Ehrlich gesagt gibt es nicht einen Hersteller von DSLRs, dem ich zur Zeit mein Geld ohne Prüfung in den Rachen werfen würde. Ist ja schauderhaft, was da teilweise an Problemen mit ausgeliefert wird. Derzeit juckt es mich nichtmal nach einer neuen Kamera. Bin ja froh, dass bei meiner jetzt alles zusammen passt.
TORN
Das ist genau das Problem, dass man heute keinem Hersteller mehr zutrauen kann, dass die Produkte von Anfang an gut funktionieren.
In der optischen Industrie rächt sich das noch dramatischer, weil mit zunehmender Komplexität der Geräte auch die Anforderungen an die Produktion und Qualitätskontrolle zunehmen.
Es ist kein Zufall, dass sich das Qualitätsproblem gerade bei der E-3 bemerkbar macht im Gegensatz zu einer E-410 o.ä. Denn bei der E-3 sind die Anforderungen an die Produktion/Qualitätskontrolle einfach höher.
Das Perverse an der Auslagerung der Produktion in ein Billigstlohnland ist, dass das Billigstlohnland ein großes Interesse hat, die Arbeiter zu qualifizieren. Und das kostet in doppelter Weise Geld. Einerseits die Ausbildung an sich und andererseits die "besseren" Löhne für die qualifizierteren Arbeiter/innen.
Und was macht die Industrie? Sie wandert weiter dorthin, wo die Unqualifizierten zu Hungerlöhnen arbeiten.
Es gibt nur ein Mittel, etwas gegen diese "Produktphilosophie" zu tun:
Auf anständige Ware beharren. Selbst dann, wenn es teurer ist.
Ich will für meine Arbeit auch keinen Billiglohn.
Warum soll ich es anderen zumuten?
Ich habe z.B. keine Lust, beim Kauf eines Neugerätes erst einmal ein paar Wochen Tests durchzuführen oder gleich im Laden ein mobiles Testlabor aufzubauen.
Das ist doch ziemlich bescheuert.
Rolf