AW: E-3 Made in China
Hier nun mein Beitrag gemäß der Ankündigung
in Beitrag
https://www.dslr-forum.de/showthread.php?t=254600&page=5#48
Kleiner Erlebnisbericht in Stichworten über einen Outsourcingversuch.
Aussage eines leitenden Managers in einem südostasiatischen Werk,
welches schon seit ca. 20 Jahren zu unserem Konzern gehört:
"Wir sind 30% billiger."
(Hinweis: ... als ein Zulieferer in unserer Nachbarschaft.
Lieferbegin sollte 9 Monate später sein und wurde zugesagt.
Das Produkt war ausgereift und schon jahrelang problemlos in Produktion)
Alle verfügbaren Daten geliefert und Kalkulation angefordert.
Reger Emailverkehr (hunderte Mails) über Wochen mit teilweise
lächerlichen Anfragen über Bauelemente und Änderungswünsche.
Damit wurden mehrere Mitarbeiter hier über hunderte Stunden
von ihrer Arbeit abgehalten.
Kalkulation kommt. Kosten ca. 5% unter dem alten Wert.
Eine Baugruppe vergessen. Ohne diese Baugruppe liegt die
Marge bei nur 5% für den ostasiatischen Standort.
Korrektur verlangt.
Korrektur kommt und ist jetzt völlig undurchsichtig.
Zu den Kosten Zoll und Transport dazugerechnet und so festgestellt
dass das Produkt jetzt 10% teurer ist.
Inzwischen kommen seitens des ostasiatischen Standorts Zweifel auf,
ob die Termine gehalten werden können. Es ist von 3 Monaten Verzögerung die Rede.
Es zieht sich und zieht sich ...
Zwischendurch mehrere Reisen von unseren Mitarbeitern nach Fernost zur Unterstützung.
Etwa zwei Monate vor dem geplanten Produktionsstart in Fernost
wird bei uns ein neuer Plan von Mitarbeitern ausgeheckt,
die von der Materie etwas verstehen:
Die Leiterplatten und sonstigen mechanischen Teile werden weiterhin in
Deutschland bei den aktuellen Lieferanten gefertigt.
Die gesamte Endmontage und Inbetriebnahme soll nicht mehr beim Lieferanten der
Elektronikkomponenten erfolgen sondern bei uns im Hause.
Es wird eine Fertigungszelle geplant und aufgebaut.
Zwei Mitarbeiter werden dafür vorgesehen. Diese beiden jungen Männer
wurden vorher durch "Verschlankungsmaßnahmen" an andere Stelle "eingespart"
und ihr Arbeitsplatz stand auf dem Spiel.
Der ganze Arbeitsablauf wurde im Vorfeld so gut es ging durchgeplant und optimiert.
Zum geplanten Datum des Produktionsbeginns in Fernost lief bei uns die Produktion an.
Ergebnis der ganzen Aktion:
Kostenersparnis für uns ca. 15%
Zwei Mitarbeiter behalten ihren Arbeitsplatz.
Extrem schnelle Reaktionszeiten auf Kundenwünsche.
Der vorherige Zulieferer erhielt später andere Aufträge und konnte
seinen Mitarbeiterstamm unverändert lassen.
Und noch eine Erfahrung:
Nach längerer Zeit (Jahre!) funktioniert die Lieferung von Baugruppen
einigermaßen Termingetreu und die Qualität ist befriedigend.
Ein (mehr oder weniger) führender fernöslicher Mitarbeiter verlässt das Werk.
Von nun an gings bergab...
Lieferverzögerungen und enorme Qualitätsmängel.
Praktisch alles muß nachgearbeitet werden.
Jetzt gehen wieder die Weltreisen los....
Die Konsequenz war, daß Systeme im Wert von mehreren hunderttausend Euro
nicht termingerecht (d.h. nicht um Tage sondern um Wochen verzögert)
ausgeliefert werden konnten, weil Material im Wert von einigen hundert Euro fehlte.