AW: E-1 Nachfolger gesucht, E-3 begrabbelt... kurzer Eindruck...
Hallo,
wenn ich das Konzept richtig verstanden habe, ist die E-3 keine Amateurkamera, also nicht als Kamera gedacht um Fotografieren zu zelebrieren. Sie ist vielmehr eine Reporterkamera für den rauhen Einsatz. Dabei ist es beispielsweise wichtig, dass sich nicht etwas verstellen kann, wenn die Kamera wo anstreift, was beispielsweise mit dem Daumenrad bei Canons leicht passiert (wofür es eine Arretierung gibt, aber man muss einmal die Ruhe haben, diese einzuschalten).
Die E-3 ist für den Zweck sehr gut gerüstet, denke ich: Man kann das Display abbrechen, den Blitz abbrechen und sie funktioniert immer noch. Man kann im strömenden Regen damit stehen (geht sonst nicht bei vielen Kameras), man kann sich draufstellen, sie kann weitestgehend gefahrlos auf den Boden fallen, man kann Objektive auch in etwas staubigerer Umgebung wechseln. Display und Blitz abbrechen habe ich nicht probiert (alles andere schon), sagt aber Olympus und halte ich für glaubwürdig.
Der Autofocus funktioniert vor allem mit den neuen Ultraschallmotor-Objektiven (getestet mit 12-60mm) extrem schnell und zielsicher, die Belichtungsautomatik funktioniert sehr zielsicher und sogar der Weißabgleich, was bei SLRs immer ein heikler Punkt ist.
Das ist schon ein bisserl mehr als eine "gepimpte E-510", die allerdings in ihrer Klasse auch großartig ist.
Die Bedienung der E-3 ist sehr logisch, aber unkonventionell. Falls hier jemand schon einmal zwischen Nikon und einem anderen System umgestiegen ist: das ist sicherlich eine schlimmere Umgewöhnung. Deswegen ist aber weder Nikon noch das andere System schlechter. An jedes System muss man sich erst gewöhnen.
Es ist von einer DSLR nicht zu erwarten, dass sie so leicht bedienbar ist wie eine 35-mm-M-Leica. Wenn man sich den Sensor und die gesamte Bildelektronik bei einer DSLR wegdenkt, dann ist sie so einfach wie eine M-Leica. Auch die E-3.
Dass FF-Kameras der kommende Trend sind, glaube ich nicht, weil Objektive für FF, die sowohl telezentrisch gerechnet sind als auch eine Detailabbildung bieten, die einem KB-FF-Sensor adäquat wären - beispielsweise mit 20Mpx - in eine Preisklasse kommen wie Hasselblad-Objektive und daher nur für einen sehr kleinen Anwenderkreis in Frage kommen.
Ich sehe als Nachfolgesystem von KB eher FT (mit dem Vorteil erheblich kleinerer Objektive) und in FF eher die Nachfolge der bisherigen Mittelformatkamera. APS liegt eher auf der Höhe der früheren Kleinbildkamera, hat aber größere Objektive als FT und nur einen physikalischen Vorsprung beim Bildrauschen um eine ISO-Stufe (bei etwa selber Größe und selbem Bildwinkel wäre ein FT-Objektiv um eine ganze Blende lichtstärker, was sich also - auch hinsichtlich Schärfentiefe - aufhebt). Und wenn man so will, die Digital-Hasselblad als Nachfolger der Großbildkamera.
Was mich persönlich an der E-3 stört - was so wie alles gesagte nur meine Meinung ist -, ist ein für die Funktion belangloses Detail, nämlich der erschreckend billige Deckel für das Kartenfach.
Gerade eine Kamera ist freilich sehr individuell. Da entscheidet nicht nur der Bauch sondern auch "Details" wie Größe der Hände, Kraft und / oder Lust, Platz um eine volumniösere Ausrüstung mitzuschleppen. Allgemeingültig ist nichts. Das wollte ich damit nur auch unterstreichen.
lg fewe