Guten Abend zusammen,
eine wirklich sehr interessante Diskussion, die an sich auch im Hifi-Forum hätte stattfinden können. Leider bin ich erst heute auf diesen Thread gestoßen, nachdem mich das "Helligkeitspumpen" durch die Belichtungsautomatik meines "Einstiegs-DV-Camcorders" wieder mal auf das Thema Dynamikumfang brachte. Was auch immer das ist, so hat dessen CCD-Wandler definitiv zu wenig davon.

Im Nachhinein hätte ich mich gerne früher in die laufende Diskussion eingeklinkt, da es nun natürlich schwieriger ist, sich auf ältere Beiträge zu beziehen.
Ich will es dennoch versuchen:
Ein bißchen gewundert hatte es mich, dass der Vergleich der hier besprochenen Kontrastthematik mit dem Dynamikumfang beim Ton so spät angestellt wurde.
In beiden Fällen stimme ich zzzip zu, dass "Bits" an sich keine Bedeutung haben. Weiter verallgemeinert könnte man auch sagen, dass Symbole erst durch eine Interpretation ihre Bedeutung erlangen. Etwas philosophisch betrachtet gilt das übrigens für jede Form an Information, ob analog oder digital, wobei letztere physisch ohnehin nur analog in Erscheinung tritt und nur auf logischer Ebene "digital" existiert.
Soweit ich das richtig verfolgt habe, entstand im Laufe der Diskussion Konsens darüber, dass ein gegebener Zeichenvorrat (in diesem Fall meist ein Binärsystem) keineswegs den Dynamikumfang vorgebe sondern lediglich die Werteauflösung bestimme. Diesem "Dogma" will ich hier mal ganz ketzerisch widersprechen und versuchen, das mit Hilfe des Audiosektors (bei dem ich eher bewandert bin) zu untermauern.
Bisher deutet alles darauf hin, dass sich Bild- und Toninformation in gleicher Weise erfassen lassen, also eine "Analogie" besteht. In beiden Fällen existieren im Zuge der Digitalisierung eine bestimmte Anzahl an Messwerten, die mit einer bestimmten Genaugkeit erfasst werden. Was beim Bild die Auflösung und der Kontrastumfang ist, ist beim Ton der Frequenzgang beziehungsweise der Dynamikumfang. Auf das Bild übertragen sind daher für mich Dynamikumfang und Kontrastumfang synonym zu verstehen. Wer anderer Meinung ist, ist angehalten, mir den Unterschied zu erläutern. Ich lerne genau wie der "freche Bengel" gerne dazu.
Soweit so gut. In mir bekannter Fachliteratur wird nun zumindest in der Akustik vom gültigen Wertebreich (also der Quantisierungsauflösung) direkt auf den Dynamikumfang geschlossen. So beträgt dieser bei einer 16-Bit-Quantisierung gut 96dB (65536 : 1). Da prinzipbedingt nur diskrete Werteabstufungen möglich sind, ergibt sich zwangsläufig eine Abweichung von realem Messwert zu Quantisiertem (durch Auf- oder Abrundung) und damit einhergehend das Quantisierungsrauschen. Teilweise wurde hier ja argumentiert, dass die Anzahl der verfügbaren Werte eben nicht den Dynamikumfang vorgäben, da der "Kontrast" zwischen Minimal- und Maximalwert ja auch mit weit weniger Werten zustandekommen könne. Das lässt jedoch außer Acht, dass dann durch die geringere Auflösung Zwischenwerte "fehlen" und damit das Quantisierungsrauschen ansteigt. Somit dürfte derselbe Dynamikumfang nicht erreichbar sein. Um nochmal das Beispiel mit der 8-Bit und 16-Bit-Auflösung zu bemühen:
Freilich mag Weiß in 8-Bit-Kodierung mit dem Wert 255 ebenso hell leuchten und sich vom Weiß in 16-Bit-Kodierung mit dem Wert 65355 ebenso stark von Schwarz (in beiden Fällen 0) abheben, doch stünden bei 16-Bit-Kodierung mehr Zwischenwerte (und damit weniger Rauschen) zur Verfügung. Bei identischer Auflösung der 8-Bit zu den 16-Bit wäre überhaupt kein Weiß möglich, sondern allenfalls ein Dunkelgrau. Entweder ist also bei einem kleineren Wertebereich tatsächlich weniger darstellbar (Grau statt Weiß) oder aber in gröberer Abstufung und mehr Rauschen.
Um das nochmal mit Tonmaterial zu vergleichen: Sowohl eine 8-Bit als auch eine 16-Bit-Aufzeichnung können natürlich bei Erreichen ihrer maximalen Amplitude (-128 und 127 bzw. -32767 und 32768) gleich laut ertönen, doch begrenzt die 8-Bit-Konserve den Spielraum "nach unten", und zwar durch das schon erwähnte Quantisierungsrauschen (liegt in diesem Fall bei Vollaussteuerung bei rund -48dBFS). Somit wäre es beim Bildvergleich (8-Bit vs. 16 Bit) vielleicht passender, zu sagen, dass bei 8-Bit kein Schwarz sondern lediglich ein verrauschtes Grau möglich ist, sofern dieselbe lineare Abstufung wie bei 16-Bit verwendet wird. So wird auch eine 24-Bit Audioaufnahme bei Vollaussteuerung (0dBFS) nicht lauter als eine mit 16-Bit wiedergegeben, sondern bietet unterhalb von -96dBFS mehr Genauigkeit (weitere 48dB). Eine auf -48dBFS ausgesteuerte 24-Bit-Aufnahme klingt demnach 48dB leiser als eine mit 16-Bit, bietet jedoch (zumindest theoretisch) den gleichen Rauschabstand wie eine 16-Bit-Aufnahme bei 0dBFS.
Zum Schluss will ich noch den Begriff "Signal-Rauschabstand" mit 'hineinwerfen', der gerne mit Dynamikumfang gleichgesetzt, teilweise aber doch nicht synonym zu sein scheint. Bisher war ich der Annahme, dass sich der Dynamikumfang aus dem Verhältnis zwischen Vollaussteuerung des Systems und dem Rauschen ergibt, dieses also den Bereich "nach unten hin" begrenzt. Nun ist es durch Dithering aber möglich, den Dynamikumfang über den Bereich des Rauschabstands zu erweitern. So soll laut Bob Katz eine entsprechend optimal "geditherte" 16-Bit-Aufnahme einen Dynamikumfang von mehr als 110dB bieten, der dann allerdings mit etwas geringerer SNR erkauft wird ("nur noch" ~ 93dB). Interessanterweise scheinen durch Hinzufügen von Ditherrauschen keinerlei Abstufungen mehr zu existieren, da sich die ursprünglich analogen Werte trotz der Quantisierung im Durchschnitt (!) stufenlos rekonstruieren lassen. Durch das hinzugefügte Rauschen verschlechtert sich natürlich der Signal-Rauschabstand, doch dafür wird das Rauschverhalten vom Pegel des Analogsignals abgekoppelt (andernfalls steigt der Fehleranteil paradoxerweise im Gegensatz zu analogen Systemen mit sinkendem Pegel).
Da sich Bild und Ton in ihrer Erscheinung gleichen und bei letzerem der Dynamikumfang direkt über den Wertebereich berechnet werden kann, bezweifle ich, weshalb es beim Kontrastumfang anders sein soll.
Vielleicht ist die Äquivalenz ziwschen Bitanzahl und Blendenstufe doch nicht so naiv wie gedacht.
Und nun in Deckung ...
little-endian