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Meine Argumente gegen MFT sind sehr zahlreich, z.B.:
- Nur historisch erklärbar; früher waren eben selbst APS-C Sensoren sehr teuer und da sah FT valid aus als Alternative. Heute sind APS-C Sensoren sehr billig und Kleinbild-Sensoren werden immer günstiger. Dadurch haben MFT prinzipiell schlechte Preis/Leistung.
- Sensorfläche ist nur durch noch mehr Sensorfläche kompensierbar
- Die beste Leistung eines Sensors passiert bei Grund-ISO, daher sind größere Sensoren immer im Vorteil
- Der wichtigste Teil jeder Kamera ist die Optik; Optiken werden einfacher, wenn sie weniger Offenblende bieten müssen. Die f0.95 Optiken für MFT wären für Kleinbild sehr viel billigere f1.9 Optiken bei identischer Schärfentiefe.
- Der Preis für Optiken dominiert die Kosten für große Systeme; gute Optiken kosten eben was
- Der Vorteil von MFT ist Kompaktheit; aber für meine Fotografie brauche ich Festbrennweiten ca 20mm bis ca 100mm, die sind mir auch mit Kleinbild nun wirklich hinreichend kompakt.
- Allgemein ändern Spiegellose nicht die Gesetze der Optik; spiegellose Weitwinkel können kürzer ausfallen, aber spiegellose Teleoptiken werden größer, dadurch passiert unterm Strich nicht viel.
- Das Gerücht, das Spiegellose kleiner wären, beruht einzig und allein darauf, das die Sensoren kleiner sind.
- Überhaupt habe ich persönlich relativ große Hände und habe da mit Spiegellosen allgemein Probleme, diese überhaupt zu halten und zu bedienen. Von daher interessiert mich der "Vorteil" kleinere Kamera überhaupt nicht.
Es ist doch nun mal so: Man empfiehlt/findet gut, was man selbst hat/gut findet. Die wenigsten können über den eigenen Horizont blicken (da schließe ich mich ein). Selbst wenn man dann mal zweigleisig fährt (DSLR + ML), hat man sich für beide System ja auch aus persönlichen (!) Gründen entschieden. Dr. Zoom schreibt da auch völlig richtig wiederholt "für meine (!) Fotografie".
GRÖßE finde ich als Argument für oder gegen ein System z.T. rein akademisch. Eine Kamera muss auch bedienbar sein und da wird z.B. niemand bestreiten, dass sich beispielsweise eine Fuji XT2 mit konturiertem Griff besser halten lässt als meinetwegen eine sehr kompakte Olympus EP1. Und so kompakt, dass sie in jeder Tasche und Jacke verschwindet, ist eine gut bedienbare Highend ML Kamera leider auch nicht.
Das GEWICHT hingegen lässt sich (auch hier wieder je nach Anwendung) wohl nicht wegargumentieren. Ich habe letztes Jahr eine Hochzeit mit 2 Vollformat-Bodies und 3x 2.8er Zoom fotografiert. Jetzt würde ich mich einigermaßen fit nennen, aber ich war völlig fertig danach. Man muss ein Kamerasystem auch als solches begreifen, nämlich in SUMME. Meine D750 und mein Tamron 24-70 (840g + 825g = 1,66kg) wiegen ziemlich genau DOPPELT so viel wie eine OMD EM5ii + 12-40 2.8 (470g + 382g = 0,85kg). Bei Fuji sind es mit der XT2 und einem 16-55 2.8 507g + 655g = 1,16kg
Und nu? Natürlich fokussiert eine D750 bei schummrigen Licht sicherer als eine Oly oder Fuji (vermutlich! Getestet habe ich es nicht!), natürlich gibt es dank Tamron, Sigma und den vielen AF-D Perlen tolle Objektive für wenig Geld bei Nikon, natürlich hält der Akku 3x so lange ca., das Nikon CLS sucht seinesgleichen, Vollformat stellt ganz anders frei als kleinere Formate. ABER: Nach allem, was ich v.a. von Fuji (aber auch von M43) bisher gesehen habe:
- reicht der AF meist aus
- reicht die Freistellung und das Rauschverhalten aus
- braucht man nicht 100 Objektive, sondern vielleicht 2 Zooms und 3 FBs - und die gibt es überall und das relativiert auch die z.T. hohen Kosten der ML Optiken.
Ich finde ja den Chase Jarvis Spruch "the best camera is the one you have with you" abgedroschen und falsch. Vielmehr sollte es heißen "the best camera is the BEST camera you have with you". Und mit einem kleineren System steigt zumindest die Wahrscheinlichkeit, dass man öfters eine wirklich gute Kamera (mit Mehrwert zum Smartphone) dabei hat. Warum ich immer noch meinen Nikon Krempel habe? 7 Jahre Fotografie, viele Objektivparkumbauten und das blinde Vertrauen zur Technik und der Bedienung lassen sich nicht einfach wegwischen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Eine Oly oder Fuji würde ich mir alleine deshalb schon schlechtreden, weil ich mit der für mich ungewohnten Bedienung das verlorene Freistellpotenzial überhöhen würde. Daher: Solange ich nicht zum Neuanfang gezwungen werde (Diebstahl, Defekt, Nikon konkurs), leb ich einfach mit dem Krempel und mache Fotos.