Kleine Anregung zum Realitätsabgleich: So billig waren (Farb-)Filme überhaupt noch nie regulär zu haben. Von sehr guten ganz zu schweigen.
Genau so ist es!
Diese Hausmarkenfilme in deutschen Drogerien zu diesen absoluten Verramsch-Preisen waren eher eine Marktanomalie. In dieser ausgeprägten Form gab es das auch in keinem anderen Land.
Im derzeitigen Marktumfeld mit der aktuellen Nachfrage ist es einfach nicht mehr möglich, zu solchen Dumpingpreisen anzubieten.
Deswegen hatten sich über die Jahre sukzessive auch alle Filmhersteller aus diesem ruinösen Marktsegment zurückgezogen. Fujifilm ist jetzt eben das letzte Unternehmen, dass sich aus diesem Bereich verabschieden muss, weil sich zu diesen Kosten nicht mehr produzieren lässt.
Ich hatte die Problematik hier vor einigen Monaten ja bereits ausführlich erläutert.
Noch mal zur Erinnerung:
"offizielles update zu dem Thema:
Aus für Drogeriemarktfilme?
Für die Eigenmarken: Ja.
Kodak hatte sich letzes Jahr schon aus dem Bereich verabschiedet (da defizitär). Fujifilm zieht jetzt nach. Wurde mir auf der Photokina bestätigt.
Was aber erhalten bleibt ist das generelle Angebot von Film im Drogeriemarkt. Die Originalmarken.
Man wird also auch in Zukunft im Drogeriemarkt Film kaufen können.
Überraschend ist diese Entwicklung nicht. Kein Hersteller kann davon leben, seine Produkte zu verschenken. Und bei einem Preis von 88 Cent für einen ISO 400/27° Rossmann-Film im Dreierpack muss man von Verschenken sprechen.
Ziehen wir die 19% Mwst. ab, sind wir bei bei 71 Cent. Abzüglich Händlermarge liegt man bei unter 60 Cent.
Für einen relativ guten (angesichts des Preises), komplett verpackten 400er Film.
Ein absolut lächerlicher Preis. Das sind Ramschpreise.
Vor 10 bis 15 Jahren, mit 2 (2004) -3 (1999) Milliarden verkauften Filmen pro Jahr, war das noch wirtschaftlich möglich. Heutzutage, mit nur noch 3-5% der damaligen Menge, ist das einfach nicht mehr darstellbar.
Es ist ein kleines Wunder, dass diese Filme überhaupt so lange angeboten wurden!
Das gab es auch nur in Deutschland, in keinem anderen Land der Welt gab es Filme auf diesem Verschenk-Niveau.
Der deutsche Fotomarkt ist auch extrem hart, extrem wettbewerbsintensiv.
Man darf auch nicht vergessen, dass diese großen Handelsketten brutale Verhandler sind: Dort als Hersteller seine Produkte zu verkaufen ist wahrlich kein Spaß.
Deswegen bietet Ilford beispielsweise seine Filme auch generell nicht über solche Handelsketten an. In die Lücke mit dem Kodak BW 400 CN, den es ja beispielsweise bei Rossmann gab, wird Ilford ganz bewusst nicht springen.
Denn für sie wäre es ein Verlustgeschäft.
Bei meinem Ferrania Werksbesuch letzten Herbst sprach ich auch mit dem Vertriebschef der alten Ferrania (der unterstützt das neue Team).
Die Produktion von Hausmarken-Filmen war bei Ferrania über Jahrzehnte eines der Kern-Geschäftsfelder.
Die Hausmarken sind über sehr lange Zeit im Bieterverfahren vergeben worden: Die Filmhersteller gaben an die ausschreibende Handelskette ein Preisangebot für eine definierte Menge ab, und der günstigste Preis bekam den Zuschlag.
Beim letzten Bieterverfahren, an dem die alte Ferrania teilnahm, bekam ein Anbieter mit einem Preis von 45 Cent pro komplett verpacktem 400er CN-Film den Zuschlag.
45 Cent!!!
Absolute Ramschpreise.
Auf dem Niveau konnte Ferrania nicht mehr mithalten und stieg aus dem Hausmarkengeschäft aus.
Völlig verständlich.
Film ist ein absolutes High-Tec Produkt. Im industriellen Maßstab bei hohen Qualitätsanforderungen extrem aufwendig in der Produktion.
Ich kann nur jedem empfehlen
- mal das Film-Museum in Wolfen zu besuchen (Erklärung der Filmproduktion anhand der original Anlagen
http://www.ifm-wolfen.de )
- das hervorragende Buch von Robert Shanebrook zu lesen:
http://www.makingkodakfilm.com/
Wer die aktuellen Fuji-Hausmarkenfilme mag, muss trotzdem nicht traurig sein, weil er sie weiterverwenden kann. Zumindest mittelfristig.
Er greift jetzt halt zum Fuji C200 oder zu den AgfaPhoto Filmen. Bei Lupus Imaging sagte man mir auf der Photokina, dass sie mittelfristig ihr aktuelles Angebot in dieser Form weiterführen. Mit frischem Film.
Die haben also wohl entsprechend datierte Lieferverträge.
Und die AgfaPhoto Filme sind ja nun auch schweinebillig.
Und mit Gold 200, Ultramax 400, Superia 200, 400, 800 stehen ja auch sehr günstige und qualitativ noch signifikant bessere Filme zur Verfügung.
Diese Filmtypen stehen aus meiner Sicht ohnehin bei vielen Fotografen zu unrecht etwas im Schatten. Das sind durch die Bank alles hervorragende Filme.
Also ich gehe davon aus, dass sich die Einstellung der Drogerie-Hausmarkenfilme mittel- und langfristig positiv auswirken wird:
- die Fotografen gehen auf qualitativ bessere Filme, werden zufriedener mit ihren Ergebnissen
- Kodak Alaris und Fujifilm machen mit diesem Geschäft keine Verluste mehr, was deren Ertragssituation und somit auch die Filmproduktion stabilisiert.
Die "Geiz-ist-geil" Mentalität liefert keine Nachhaltigkeit.
Nicht bei Textilien, nicht bei Lebensmitteln, und auch nicht bei Filmen".
BG,
Henning