Carsten Bürgel schrieb:
Noch eine Frage, axl*. Ist es denn nicht falsch, dass alle Programm mit dem Integer (daraus resultierendes Clipping) arbeiten und sollte man das nicht korrigieren, um uns Fotografen schon von Grund auf die Möglichkeit zu geben, mit dem kompletten Dynamikumfang arbeiten zu können? Was meinst du dazu?
axl* schrieb:
Für die Beantwortung dieser Frage bin ich nicht kompentent genug. Aber ich habe dem Programmierer Bernhard Hartl mal gemailt und ihn gebeten sich in diesem Forum anzumelden und mal was dazu zu sagen.
Leider arbeiten fast alle Programme intern mit 8 oder 16bit Integern und das ist gerade bei großem Dynamikumfang des Bildes so z.B. bei DRI ein riesiges Problem
Fast alle Bild-Dateien JPG, BMP ... und wie sie alle heissen arbeiten leider nur mit 8 bit je Farbe. 8 Bit Tiefe bedeutet einen Zahlenraum von 0 bis 255
d.h.
Rot: 0..255
Grün 0..255
Blau 0..255
und das für jeden Pixel
Es gibt sehr wenige Bildbearbeitungsprogramme die intern wenigsens mit 16 bit je Kanal arbeiten können - Photoshop CS ist da eine solche sehr "rühmliche" Ausnahme...
eines der wenigen Grafikformate die auch 16bit abspeichern können ist TIFF da sieht ein Pixel dann wie folgt aus
Rot: 0...65535
Grün: 0...65535
Blau: 0...65535
damit ist der abbildbare Dynamikumfang schon erheblich grösser
der ImageStacker arbeitet intern mit Floatingpoint-Variablen und hat damit einen fast unbegrenzten Zahlenraum je Farbe...
Kostet nur das vierfache an Speicherplatz - ich verstehe die ganzen Grafik-Programmierer an dieser Stelle nicht - empfinde die gängigen Standards als ziemliche Krücken
Kann ich leicht so sagen - programmiere normalerweise Spezialanwendungen für die Industrie
Frage mich als reiner Anwender und Hobby-Fotograf immer wieder warum die Bildbearbeitungsprogramme alle so kompliziert sein müssen
Habe das Gefühl, dass die ziemlich viele Altlasten und alte Denkansätze mitschleppen
Vor allem was die Bedienbarkeit für Fotografen angeht liegt meiner Meinung nach noch sehr vieles im Argen...
Zum Thema DRI - und wie arbeitet der ImageStacker
mein ImageStacker liest entweder JPG's oder TIFF's ein
JPG's immer 8bit
TIFF je nach Datei 8bit oder 16bit
der darstellbare Dynamikumfang der 8bit Dateien ist wesentlich kleiner d.h. es müssen entsprechend mehr Fotos zusammengerechnet werden um auf den selben Dynamikumfang wie mit 16bit TIFF's zu kommen
intern arbeitet der Imagestacker mit 32bit Floatingpoint-Darstellung
- alle Bilder werden zusammenaddiert
- die maximale Helligkeit im resultierenden Bild ermittelt
- dann auf 16bit skaliert
der hellste Punkt im Ergebnis-File hat also immer einen Zahlenwert 65535 im R-, G- oder B-Kanal
warum läuft das Programm so schnell
ganz einfach - es ist einfach sehr stark optimiert und ohne jegliche Bibliotheken programmiert - schneller geht's nicht mehr (ausser wenn ich mir die laufende Ausgabe der Zwischenergebnisse auf dem Bildschirm sparen würde - dann gings noch mal um ca. Faktor zwei schneller)
Arbeitsweise beim Erstellen von DRI's
1.) für Bilder mit moderatem Kontrastumfang
- ein RAW-Bild schiessen
- mit PS zwei oder drei Bilder verschiedener Helligkeit daraus entwickeln
- diese mit dem ImageStacker verrechnen
- den TIFF16 Output-File mit Tiefen-Lichter-Funktion auf gewünschte Helligkeit in den Tiefen trimmen
Vorteil dieser Methode: nur ein Bild nötig - damit Bewegungen kein Problem
Nachteil: es kommen keine zusätzlichen Informationen ins Bild
2.) für Bilder mit mittlerem Kontrastumfang
- mit der Kamera eine Belichtungsreihe im AV odr M-Modus schiessen - dabei maximale Breite der Belichtungsreihe wählen - meist +2 0 -2
- mit PS drei oder fünf Bilder mit gestaffelter Helligkeit entwickeln
- diese mit dem ImageStacker verrechnen
- den TIFF16 Output-File mit Tiefen-Lichter-Funktion auf gewünschte Helligkeit in den Tiefen trimmen
Vorteil dieser Methode: die Kamera muss auf dem Stativ nicht berührt werden und schiesst die Bilder in schneller Folge - damit geringe Verwacklungsgefahr
3.) für Bilder mit hohem Kontrastumfang
mit der Kamera im M-Modus zwei oder mehr Belichtungsreihen schiessen
bei Tele-Aufnahmen Fernsteuerung der Kamera über USB mit Notebook
bei WW-Aufnahmen vorsichtig die Zeit verstellen - eine Verschiebung der Bilder degradiert alle Aufnahmen zu Schrott - nur noch mit sehr viel Aufwand zu retten
Da der Imagestacker die Bilder nicht übereinander legt sondern diese verrechnet ist es nicht mehr nötig, die Bilder so eng zu staffeln wie das für das manuelle DRI mit Helligkeitsmaske nötig wäre
Wichtig ist aber, dass alle bildwichtigen (hellen) Teile ein mal RICHTIG belichtet sind
d.h. vor dem Fotografieren am besten mit der Spotmessung alle bildwichtigen Dinge ausmessen und Belichtung daran ausrichten
bei der Entwicklung der RAW's auf die bildwichtigen Dinge hin arbeiten
Da der Imagestacker die Bilder nicht bewertet, kommen meist bessere Ergebnisse zustande wenn man weniger Bilder miteinander verrechnet die aber jeweils die bildwichtigen Dinge sauber belichtet haben
z.B. Nachtszene mit Mond und Gebäuden und Verkehr
1 Bild Mond sauber belichtet
1 Bild Gebäude sauber belichtet
1 Bild Auto-Lichter sauber belichtet
bringt mit Sicherheit bessere Ergebnisse als eine ewige Belichtungsreihe von 10 Bildern die allesamt verrechnet werden
am besten einfach selbst ausprobieren
viel Spass
Bernhard Hartl