8. Welchen Kamera-Typ bevorzugst Du (Mehrfachnennung möglich)?
Eigentlich egal, jedoch höre ich immer wieder, dass DSLMs die Zukunft sind und ich würde gerne mein Equipment "zukunftsorientiert" aufbauen und nicht bald komplett wechseln, falls ich daran bleibe.
Unter den Gründen, warum man spiegellos will, ist "Zukunftssicherheit" wirklich abwegig.
Eine hunderprozentig sichere Wahl gibts so oder so nicht. Der Fotografiemarkt schrumpft seit Jahren. Was die Zukunft bringt, ist eher ungewiß.
Aber die konservative Wahl bei Kameras sind natürlich die Spiegelreflex. Spiegellose befinden sich nach wie vor noch im Aufbau und sind insgesammt eher unsicherer als die beiden Marktführer Canon und Nikon. IMHO zeigt bisher nur Fujifilm wirklich den Ehrgeiz, ein System aufzubauen, das so leistungsfähig ist wie Canikon. Samsung hat sowieso das Handtuch geworfen, Olympus und Panasonic sind erst kürzlich endlich profitabel geworden, Canon EOS M hat nach wie vor nur eine relativ minimale Auswahl an Optiken, Sony E hat zwar mehr Optiken aber trotzdem keine so tolle Auswahl, überhaupt stand Sony kürzlich schon als Gesammtkonzern kurz vor dem Bankrott, usf.
Und Spiegellose gelten
schon seit vielen Jahren als die "Zukunft" ... warum, ist eigentlich nicht so ganz klar, weil viele der angeblichen Vorteile gar nicht der Realität entsprechen.
Eine Behauptung ist, das die Spiegellosen kleiner wären. Es ändern sich aber die Gesetze der Optik nicht, wenn man keinen Spiegelkasten hat - bei gleicher Sensorgröße und Werte der Optiken bleibt die Gesamtkonstruktion also fast immer genausolang wie vorher; was man an der Kamera gewonnen hat verliert man wieder bei den Optiken. Der Grund warum eine gewisse Schrumpfung zu beobachten ist liegt ergo in der verringerten Sensorgröße. Es gibt den Spezialfall dunkle Weitwinkelobjektive, die tatsächlich kleiner werden können, aber hier fehlt vielen Digitalsensoren die Fähigkeit, die dabei auftretenden steilen Winkel auszuhalten. Und will man lichtstarke Weitwinkel haben, braucht man sowieso eine Retrofokus-Konstruktion, genau wie bei Spiegelreflex.
Es gibt einen gewissen Größenvorteil durch den wegfallenden (allerdings doch eher relativ kleinen) Unterbau der Spiegelreflex Kameras. Im Unterbau der Spiegelreflex Kameras befindet sich der Autofokus. Andererseits ist das eben auch wieder ein Vorteil der Spiegelreflex - diese Autofokus Systeme waren den Spiegellosen bis vor Kurzem bei der Performanz generell überlegen und sind es gerade im Billigbereich nach wie vor. Und wenn es tatsächlich so weit kommen sollte, das sensorbasierte Autofokus-Systeme mit dem spezialisierten AF-Chip der Spiegelreflex gleichziehen, kann man die Letzteren übrigends einfach weglassen und auch in der Spiegelreflex mit sensorbasiertem AF arbeiten; hier gibt es kein technologisches Hindernis.
Und ja ein Spiegelkasten ist ein Aufwand. Ein guter EVF ist aber auch nicht so ganz unaufwendig oder gar billig zu haben und hat durchaus auch verschiedene Nachteile, wie natürlich den ständigen Stromverbrauch, der unvermeidliche Lag (selbst bei aktuellen EVFs und gutem Licht schon sichtbar, bei billigeren EVFs und/oder schlechtem Licht erst recht), die eingeschränkte Dynamik (dunkle Passagen sind einfach nur schwarz), das Blenden des Fotografen bei Dunkelheit (man kann den EVF nicht einfach so mal abdunkeln, das geht nur in Grenzen), die oft auftretenden Verzerrungen bei Kunstlicht etc.
Es gäbe da noch viele andere Aspekte, die man diskutieren könnte, wie den erhöhten Stromverbrauch. Aber zusammenfassend: spiegellos ist hauptsächlich eine andere Art, Kameras zu bauen, mit Vor- und Nachteilen gegenüber der klassischen Spiegelreflex-Konstruktion. Nicht mehr und nicht weniger.
Und am Ende sieht man es dem Foto natürlich nicht an, ob deine Kamera einen optischen oder elektronischen Sucher gehabt hat. Und beide haben so ihre Vor- und Nachteile, aber mit beiden kann man eigentlich arbeiten. Wo ist da also der große technologische Vorteil ?
Spiegellose sind eine gute Wahl, wenn man eine Kamera haben will, die sowohl Fotos als auch Video gleichzeitig ganz gut kann. Der Sucher bleibt eben bei Video nicht dunkel; hier müßte man bei DSLR ebenfalls einen EVF verbauen, damit das dort genauso der Fall wäre. Und gerade Panasonic hat in den letzten Jahren bei zusätzlichen Videofähigkeiten die persönliche Nische gefunden und bietet schon eine ganze Weile lang Kameras mit 4K Video an (einschließlich der Kompakten, also z.B. der FZ1000).
Bei Fujifilm mehren sich btw die Anzeichen, das sie sich zukünftig in dieser Ecke ebenfalls sehr fett breitmachen wollen; 4K kann die jüngste Generation ja schon (X-T2, X-T20, und die X-Pro2 wurde kürzlich per Firmwareupdate ebenfalls mit 4K Video nachgerüstet), und demnächst im Februar kommt laut Gerüchteküche die erste spezialisierte Video-Fuji, die X-H1. Und Fujifilm stellt ja unter Anderem seit Jahrzehnten (sündhaft teure) Cineobjektive her, daher macht das auch Sinn, das sie sich für Video interessieren. Ihre neuen, kürzlich vorgestellten Cinezooms für APS-C (5000€ pro Stück) sind auch für das X Mount angekündigt.
Alles in allem rate ich nicht von Spiegellosen ab, aber ich weise darauf hin, das man sich bei der Systemwahl klar sein sollte, das EVF vs OVF nur ein Parameter von vielen ist, und bei Weitem nicht der Wichtigste.
P.s.: Ich bin zu langsam beim Beantworten dieses Threads, jedesmal wenn ich fertig bin sind schon wieder X neue Postings raus ...