Das ist wohl wahr. Na ja also erst mal C1 wohl zur Seite legen und im Hinterkopf behalten bzw. beobachten wie es mit C1 und MP weiter geht.
Du, es kommt eben auf die Art und Weise an, wie man gerne arbeitet. Ich hatte da mit verschiedenen Forenmitgliedern per PN und einer Vielzahl anderer Fotoleute ausufernde Diskussionen zu; die Geschmäcker können grob im folgenden Spektrum verteilt werden:
|integriert|-------------------|dediziert|
Nahe des linken Endes des Spektrums findet man Adobe: bringt mit Lightroom 4 gleich ein Frontend für Fotobücher via Blurb mit, Flash-Galerien, Mediendatenbank incl. Video, Social-Media-Uploads, FTP-Uploads, GPS-Modul incl. Karten und so weiter. Aperture/iPhoto sind mit der E-Mail-Funktion wohl noch weiter links gelagert; man kann mit den Fotos praktisch alles in einem Programm erledigen und auch gleich an Kunden oder die Familie verschicken (ohne ein separates Mail-Programm zu öffnen).
Nahe des rechten Endes des Spektrums findest Du Hasselblads Phocus: RAW rein, entwickeln, TIFF raus. Je nach Kamera kann man nicht mal entrauschen. Das Ziel ist eine Bitmap-Datei, mit der man dann in der bevorzugten Umgebung weiterarbeitet.
CaptureOne war lange Zeit gaaanz weit rechts im Spektrum: Ein Tethering-Spezialist, vorwiegend für die eigenen digitalen Backs. Mit Versionen 5 und 6 ging es etwas deutlicher Richtung „integriert“; es gab z.B. endlich ein Druckmodul! (Wo man „früher“ für vernünftige Ausdrucke entweder zu Photoshop griff oder gleich ein RIP oder eine spezialisierte Drucksoftware einsetzte.) Die Übernahme der MediaPro-Codebasis von Microsoft zeigt auch, dass PhaseOne gerne mehr abdecken können möchte. Im Gegensatz dazu bundlet Hasselblad ihre Kameras seit kurzem mit Phocus (fürs Tethering und die Spezialfunktionen ihrer Kameras) plus Lightroom 4 (für den Rest, falls es der Kunde gerne integriert mag).
Soll heißen: Wer die Endbearbeitung eh in Photoshop und spezialisierten Plug-ins wie Topaz oder Nik oder NoiseNinja etc. erledigt stört sich nicht an mangelndem Entrauschen auf RAW-Ebene. Er oder sie hat eh schon einen Workflow mit verschiedenen, spezialisierten Programmen und Plugins stehen oder tendiert dazu, Spezialisten den Generalisten vorzuziehen. Sowohl MediaPro als auch CaptureOne sind eher Spezialisten, die sich als Teil einer Drittprogramm-Kette verstehen. Nicht umsonst sind beide Programme Script-bar.
Aber: PhaseOne will wohl auch auf den Marktdruck reagierend mehr integrieren. Was ich aus sämtlichen Gesprächen hier und anderswo heraushörte war, dass die Leute mit einer Vielzahl von Spezial-Tools und Arbeitsabläufen/Scripts in der kleinen Minderheit sind; die meisten hätten gerne mehr oder weniger „alles“ in einem Programm. PhaseOne scheint in einer Zwickmühle, die auch in der Kommunikation noch nicht gelöst ist. In der P.R. kehren sie die freie Wahl heraus; betonen, dass ihre Backs mit x Kameraherstellern und y Objektiven und ihre Software mit z Workflows arbeiten können. Gleichzeitig platzieren sie die Software auf Heft-DVDs für die breite Masse. Sie führen ein Forum aber bestehen trotzdem aufs Case-System und wundern sich dann, wenn die Leute verärgert sind, dass sie da nix außer „Problem? Mach einen Support-Case auf“ schreiben.
PhaseOne ist hier offenbar im Wandel und kommt noch nicht wirklich damit klar. Aktuelles Beispiel ist die D4/5DMkIII-Situation; Studiokunden ersetzen ihre Kameras nicht bei Markteintritt mit neuen Modellen, kaufen sich die Dinger so früh höchstens als einzelne Ersatzkamera. „Never change a running system“ unzo. Ergebnis: x geschlossene Threads im „User-to-User“-Forum und auf beiden Seiten Unverständnis über die Reaktion respektive Erwartungshaltung des Gegenübers.
Schade. Ich bin gespannt, wie die Geschichte weitergeht …