Machen wir uns nichts vor. Es gibt Bilder, da tun sich die etablierten Konverter nicht viel. Es gibt auch Bilder, da erhält man bei Anwendung mit dem einen oder anderen das bessere Ergebnis oder kommt schneller zum Ziel.
Aus Erfahrung kann ich nur sagen, man muss sich für einen vorrangig entscheiden und sich in diesen Konverter einarbeiten. Gehöre selbst auch zu der Fraktion, die mal nach links und rechts schielt
Ich denke, in der Frage »welcher RAW-Konverter ist besser?« spielen drei Sachen mit rein:
1) Eingewöhnung / »Wissen«
2) Verwendete Kamera / Objektive
3) Persönlicher Geschmack, auch beeinflusst durch Aufgabenbereich / Motive
Zu Punkt 1) kann anekdotisch Alexs Raw-Converter-Shootout: Porträt (Capture One) hinzugezogen werden, der hier bereits als Thread verlinkt wurde. Direktlink auf den Artikel:
https://h25p.squarespace.com/blog/2014/10/3/raw-converter-shootout-portrt-capture-one
Er macht nicht grundsätzlich etwas »falsch«, geht aber sagen wir mal suboptimal an die Aufgabe heran. Sein erstes Problem war, dass ihm nach dem Weißabgleich das Bild zu gelb war. Er korrigiert das über die Gradationskurve, kombiniert mit Farbsättigung. Dann ist ihm aber der Hintergrund zu rötlich und die Stirn immer noch ein bisserl zu gelb, also greift er zum Farbeditor. Später muss er zusätzlich in den Tonwerten rumschieben und nochmals den Farbeditor bemühen.
… aber eigentlich wären für die ersten Korrekturen die Weißabgleichregler sowie das Farbbalance-Werkzeug gedacht. Dann hätte er später beim Anpassen der Brillenfarbe mehr »Hubraum« in den Gradationskurven gehabt. Alternativ die Brille kurz mit einer Ebene markieren und dort gezielt nachregeln.
Er ist sich offenbar Lightroom gewöhnt und scheint in C1 die HSL-Regler zu vermissen.
Womit der Vergleichstest auch Punkt 3) illustriert – seine Referenz ist offenbar ACR/Lightroom, aber jeder RAW-Entwickler liefert mehr oder weniger unterschiedliche Ergebnisse. Will man die Ergebnisse eines RAW-Konverters möglichst nahe kommen muss man oft auch mehr Aufwand betreiben. Ich weiß nicht, womit Nikon die D800 ausliefert, aber falls das
nicht ein Adobe-Produkt sein sollte ist die Wahl von ACR als Referenz einfach nur eine Sache des persönlichen Geschmacks.
Und je nachdem, was man mit seiner Software machen will / muss sind manche besser geeignet als andere. Wer z.B. keine Bibliothek will wird mit Lightroom nicht sonderlich glücklich werden, wer zwischendurch mit einem Hasselblad-Back arbeiten muss kann C1 vergessen. Und so weiter.
Zu Punkt 2) – Capture One mag z.B. die DNG aus meiner M9, aber die ORF aus meinen Olympus PEN bekomme ich nicht so einfach so hin, wie ich es will – da komme ich mit ACR schneller ans Ziel.
So oder so stimmt natürlich – wirklich Welten liegen nicht mehr zwischen den Ergebnissen der verschiedenen RAW-Konverter. Ist ja auch nicht unbedingt Hexerei, ein Bayer-Muster rauszurechnen bzw. Farben zu verrechnen …
Cheers,
-Sascha