Gestern musste ich die Diskussion aus wichtigen Gründen verlassen. Drum komme ich nun erst. Im Gerthsen steht an genannter Stelle im Kapitel Wellenoptik -> Beugung des Lichtes -> Auflösungsvermögen optischer Geräte:
Auch an der Pupille des menschlichen Auges findet wie an einer Lochblende von etwa 4mm Durchmesser eine Beugung statt. (Es folgen Einzelheiten des Auges)
Der Winkel, den die Randstrahlen der inneren Beugungsscheibe mit der Sehachse einschließen, ist 1,47'. Das heißt, ein Stern erscheint dem Betrachtenden als leuchtende Scheibe der Größenordnung 1'. Das Bild auf der Netzhaut ist etwa 5µm groß; das ist der mittlere Abstand zweier Zäpfchen. Daraus geht hervor, dass die Unterteilung der Netzhaut gerade so weit getrieben ist, wie es zur vollen Ausnutzung des Auflösungsvermögens des Auges erforderlich ist.
Soweit eines der Standardwerke der Physik an Universitäten.
Nun sind wir wieder dran. Die genannte Auflösung von 1' ist 1/60°. Mit der sehr guten Schätzung bei so kleinen Winkeln (sin(fi)=tg(fi)=fi im Bogenmaß) gilt: Die 1° ist mit pi=3 etwa 1/60 im Bogenmaß. Davon 1/60, also 1/3600 ist die Minute. Somit haben wir mit genannter als akzeptabler Obergrenze etwa 4000 Pixel/Betrachtungsabstand statt meiner gestern schnoddrig aus allen threads zur Tiefenschärfe abgeschriebenen 2000.
Woher der Faktor 2? Ich habe mir zurecht gelegt, dass das Ziel der Auflösung ist, zwei helle Punkte auseinander halten zu können. Folglich bedarf es eines dunklen Punktes dazwischen. Ob das so stimmt???
Nehmen wir also die 4000 Punkte/Betrachtungsabstand als Standardauge. Damit bildet die d700 (5000 Punkte entlang der Diagonale) das Auge bestens ab. Die d800 (9000 nicht 15000Pixel, der Faktor ist sqrt(3)) ist weit darüber hinaus.
Wer somit bei der d800 eine Verbesserung in der Detailsichtbarkeit unter Standardbedingungen durch Ausprobieren behauptet, hat dieses durch sorgfältige statistische Auswertung abzusichern. Solange wird das Probieren leicht durch die Physik des Auges geschlagen und die Probierer befinden sich im weiten Reich des Aberglaubens, der bekanntlich Berge versetzt.
Aber Ihr dürft Euch natürlich gerne an der neuen Kamera begeistern. Ich bin auch keineswegs neidisch, werde mein Geld aber anderweitig verwenden.
Gruß, Wolfgang