AW: Chile und Hawai'i - Char unterwegs
Die Technik, die dahinter steckt, ist unglaublich faszinierend!
Definitiv. Ich war auch schwer beeindruckt.
So, das hier hat jetzt nur noch sehr begrenzt mit Landschaft zu tun, aber es passt ziemlich gut hier rein, zumal wenn ihr an Details interessiert seid

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Ich war am Teleskop ja nicht primaer, um Fotos zu machen. Also, eigentlich schon, aber eben nicht Fotos vom Nachthimmel. Also, eigentlich schon, aber eben nur von bestimmten, sehr kleinen Teilen des Nachthimmels, und das wiederum nicht mit meiner Kamera, sondern eben mit dem Teleskop. Das Ganze sieht dann in etwa so aus:

(Copyright: ESO / Henning Avenhaus et al.)
Was man hier sieht, ist ein Stern. Das Ganze ist logarithmisch skaliert, damit man ausserm dem hellen, ueberbelichteten Fleck in der Mitte des Bildes ueberhaupt noch was sieht, bei linearer ("normaler") Skalierung waere drumherum alles schwarz. Was man so auch sieht: Acht helle Punkte um den zentralen Punkt herum. Das sind Artefakte, die die adaptive Optik erzeugt.
Was man sich ueberlegen muss: Das Bildfeld entspricht etwa 3"x5" (" = Bogensekunden = 1/60 Bogenminute = 1/3600 Grad), diagonal also vielleicht 6". Zum Vergleich: Das neue 800er von Nikon hat einen diagonalen Bildwinkel von 3° 10‘. Das gezeigte Bildfeld entspricht in etwa dem eines 1500000mm-Objektives (1.5 Millionen mm) an FX. Die tatsaechliche Brennweite des Teleskops betraegt uebrigens 120m bzw. 120000mm. Aber es ist auch noch ein deutlicher Crop.
Durch die adaptive Optik wird die Aufloesung besser, als vom Seeing her zu erwarten waere. Das Seeing waren irgendwas um die 0.7", die tatsaechlich erreichte Aufloesung bewegt sich im Bereich von 0.1". Das Teleskop ist im Wesentlichen beugungsbegrenzt. Braucht man noch hoehere Aufloesungen, braucht man einen groesseren Spiegel oder ein Interferometer. Die Aufloesung ist auch hoeher als die, die Hubble bei dieser Wellenlaenge erreichen kann (Hubble hat allerdings andere Vorteile). Ein anderer Vergleich: Um diese Aufloesung zu erreichen, braeuchte man am 800er von Nikon einen FX-Sensor mit etwa 6 Gigapixel Aufloesung. Das 800er koennte diese Aufloesung logischerweise nicht liefern, allein schon aus Gruenden der Beugung.
Am Rande: Der Stern, um den es hier geht, ist bei idealen Bedingungen mit blossem Auge gerade so zu sehen. Mit einer Belichtungszeit von etwa 1/3s war er am Teleskop schon heftig ueberbelichtet (die full-well-capacities sind mit denen eines DSLR-Sensors bei vielleicht ISO 400 vergleichbar). Und: Ohne Nachfuehrung wuerde der Stern innerhalb der Drittelsekunde etwa einmal komplett durch das gezeigte Bildfeld bewegen.
Was man in dem Bild uebrigens auch sieht, ist das, worum es eigentlich geht: Vor allem rechts sieht man einen leicht helleren Ring. Dabei handelt es sich um Staub im Orbit um diesen Stern, der vom Stern angeleuchtet wird und das Licht reflektiert. Genau genommen ist es eine Gas- und Staubscheibe, die um diesen sehr jungen Stern herum noch existiert. Diese Scheiben sind es, wo wir vermuten, dass Planeten entstehen (auch die Erde ist im Wesentlichen so entstanden). Um diesen Planetenentstehungsprozess besser zu verstehen, versuchen wir, Bilder von diesen Scheiben zu machen.
Blendet man den Stern aus (das ist nicht ganz einfach und wuerde hier jetzt zu weit fuehren) und skaliert das Ganze ein wenig anders, dann sieht man die Scheibe alleine, ohne den Stern (der Fleck in der Mitte ist ausgeblendet worden, weil die Bilder da ueberbelichtet waren):

(Copyright: ESO / Henning Avenhaus et al.)
Wie man sieht, hat die Scheibe auch Spiralstrukturen. Wenn man jetzt davon ausgeht, dass die Spiralarme "trailing" sind, also nachgezogen werden, weiss man auch, dass sich die Scheibe wohl im Uhrzeigersinn drehen muss.
Der Abstand vom Stern bis zur Innenkante der Scheibe am Himmel begraegt uebrigens groessenordnungsmaessig irgendwas wie 1/2000 des Vollmonddurchmessers