Schade, dass Du auf die Punkte nicht detailliert eingehen möchtest.
Auf Nachfrage gerne, aber es wäre ein längerer Text und nicht selten redet man gegen Wände

. Ich erlaube mir dennoch mal eine pauschale Antwort, die den einen oder anderen Aspekt aufgreift.
Die Hauptmotivation für einen Raw-Workflow, ist bei mir nicht die Rettung von Bildern und auch nicht irgendwo zwei- oder dreihundert der Millionen von Pixel noch etwas besser aussehen zu lassen. Es wird hier immer wieder davon gesprochen, was man alles so "raus holen", leider meistens eindimensional auf die technische Qualität fokussiert. Das ist mir aber zu kurz gegriffen.
Die wesentliche Eigenschaft eines Raws ist, dass es unbearbeitet ist. Die Bearbeitung erfolgt am PC und nicht in der Kamera. Folglich muss ich mir bei der Aufnahme auch noch keine detaillierten Gedanken über die Bearbeitung machen. Vor allem aber liegen mir auf Basis des Raws alle Bearbeitungsmöglichkeiten offen und ich kann beliebig viele realisieren, jeweils auf dem Maximum an Bildinformationen, die mir die Kamera bei geeigneter Bedienung liefern kann.
Wenn man JPG fotografiert dann unter der Prämisse ein fertiges Bild aus der Kamera zu bekommen. Je mehr ich nachbearbeiten muss (oder will), desto drastischer schrumpft der Zeitvorteil eines JPG-Workflows. Den Horizont geradezurücken dauert beim JPG genauso lange wie beim Raw. Die Gradationskurve anzupassen dauert beim JPG genauso lange wie beim Raw,... die Liste ließe sich fortsetzen.
Mein Workflow basiert primär auf AfterShot Pro (ASP), ließe sich aber auch z.B. in Darktable oder Lightroom ähnlich realisieren.:
* Dateien in Ordnerstruktur kopieren. Geht manuell schnell und einfach.
* Wenn es viele sind oder ich Schlagworte benutzen möchte importiere ich sie in eine Datenbank in ASP (ist dann meist etwas flotter). Ansonsten wechsel ich mit ASP einfach in den Ordner.
* Ich sichte die Bilder und treffe eine Vorauswahl: Gute Bilder werden als "angenommen" markiert, offenkundig schlechte werden als "abgelehnt" markiert, Bilder bei denen ich mich nicht entscheiden kann, bleiben unmarkiert.
* Ist die Menge angenommener Bilder immernoch recht groß, bewerte ich sie auch mal mit Sternen um die Auswahl weiter einschränken zu können.
* Während des Sichtens kann ich bereits bearbeiten -- Zu keinem Zeitpunkt muss ich Bilder öffnen, schließen oder speichern, das geschieht automagisch nebenbei.
* Die ausgewählten Bilder bearbeite ich dann detaillierter (ja, alles noch in ASP). Einstellungen lassen sich dabei einfach (komplett oder teilweise) von einem Bild aufs andere übertragen. Zudem kann ich auch mit (von mir) vordefinierten Presets arbeiten.
Mit etwas Übung wird man recht schnell dabei.
Viel mehr Zeit kostet eigentlich sich wirklich darüber klar zu werden, wo man tatsächlich hin will bei der Bearbeitung -- bei JPG aus der Kamera lässt man sich diese Entscheidung größtenteils abnehmen. Aber diese Entscheidungen
bewußt zu treffen ist dem Ergebnis IMHO oft wesentlich zuträglicher als der beste Entrauschalgorithmus.
In ASP kann ich zudem auch noch Anpassungen an bestimmten Regionen des Bildes vornehmen, sogar einfache Retuschen durchführen (für mehr braucht man dann Programme wie Gimp).
Der deutlich größte Anteil meiner Bilder kommt aber fertig aus ASP raus.
Während der Bearbeitungsphase können auch verschiedene Versionen eines Bildes mit ggf. komplett unterschiedlichen Bearbeitungen entstehen.
* Wenn ich mit der Bearbeitung durch bin, gehen die Bilder in die Stapelverarbeitung und werden in JPGs exportiert. Die Stapelverarbeitung kann sehr flexibel eingestellt werden, so dass beispielsweise gleich unterschiedliche Ausgabegrößen in vorgegebene Unterverzeichnisse sortiert werden. Auch kann bei verkleinerten Bildern gleich mit nachgeschärft werden.
Dieser Workflow ließe sich im Übrigen auch auf JPG anwenden, nur geht es eben genauso einfach mit Raws mit geringeren Qualitätseinbußen.
JPGs zusätzlich zum Raw zu speichern ist in diesem Workflow normalerweise überflüssig, ja generiert eher nur Aufwand, weil sie auch noch verwaltet werden wollen. Wer später doch das JPG out of cam generieren will, kann entweder das Vorschau-JPG extrahieren (genügt für viele Zwecke) oder das betroffene Bild einfach mit dem Konverter des Herstellers konvertieren.
Zeit spart man nach meiner Erfahrung in erster Linie durch einen effizienten Workflow und geeignete Unterstützung durch Programme -- egal ob Raw oder JPG. Ein reiner Raw-Workflow ist nicht der heilige Gral. Ein JPG-Workflow bringt meiner Ansicht nach aber nur dann einen Zeitvorteil, wenn man die Bilder möglichst gar nicht bearbeiten muss (abgesehen von Dingen, die eine Stapelverarbeitung erledigen kann). Letzteres setzt voraus, dass man mit der JPG-Engine auch die Ergebnisse erreicht, die man haben möchte (dabei ist vollkommen egal wie modern die JPG-Engine ist)... Sofern dies möglich ist, muss man das Ergebnis bereits bei der Aufnahme vor Augen haben und sich darauf festlegen. Ich merke aber fast immer bei der Bearbeitung, dass es so viele unterschiedliche Richtungen gibt, in die ich gehen kann. Deshalb bin ich froh mich zu jeder von ihnen ohne Qualitätsverlust entscheiden zu können (und sei es Jahre später). Mit den Raws steht dir das volle kreative Potential offen.
Und man sollte nicht vergessen, dass die Rawkonverter auch Fortschritte machen und ein Raw dir heute bessere Bearbeitungsmethoden an die Hand geben als vor ein paar Jahren. Wenn du die Raws noch hast, kannst du diese Fortschritte voll ausnutzen!