Immer die gleiche Diskussion. Leute, verschiedene Technologien und Lösungsansätze für das gleiche technische Problem haben oftmals unterschiedliche Vor- und Nachteile. Über die Gewichtung derselben kann man sich noch viel länger streiten als hier schon 38 Seiten. Das bringt aber wenig.
Offenbar ist die Canon-Technik (ich sage mal bewusst nicht "Sensor", denn es dürfte auch mit der Ausleseelektronik und was nicht noch allem zusammenhängen) schlechter dazu geeignet, deutlich unterbelichtete Stellen "hochzuziehen" als die Sony-Technik. D.h. bei Sony ist die Intensität des Rauschens weniger abhängig von der ursprünglich eingestellten ISO-Stufe als bei Canon. Nungut. Und was sagt uns das?
Dass Canon deswegen, wie immer gefolgert wird, in der Sensortechnik hinterherhinkt, sehe ich nicht unbedingt. In anderen Situationen (ich weiß es von High-ISO) würde ich den Canon-Sensor nicht hergeben wollen. Subjektiv gefielen mir im Vergleich die Bilder der 6D bei ISO 6400+ deutlich besser als die der D800. Deren Besitzer sah das sogar ähnlich.
Hätten wir statt zu wenig Licht eher das Problem zu hohen Dynamikumfangs des Motivs gehabt und daher unterbelichten müssen, hätte es dann vermutlich umgekehrt ausgesehen.
Jetzt kann man sich lange die Köpfe einschlagen, welche dieser Situationen nun die relevantere ist. Die einen konstatieren, dass man, wenn man ISO 6400 und mehr braucht, ja sowieso schon verloren habe und das Bild vergessen könne. Die anderen halten umgekehrt ein Bild, das einen derart hohen Dynamikumfang erfordert, dass man unterbelichten und die Tiefen hochziehen muss, für von vornherein versaut. Eine Frage des Geschmacks bzw. der Situationen, unter denen man fotografieren muss oder will.
Aus welchen technischen Unterschieden die abweichenden Eigenschaften der beiden Technologien resultieren, kann man nur vermuten. Ebenso, ob es Canon an dieser Stelle tatsächlich "nicht besser kann" oder die nachteiligen Eigenschaften bewusst hingenommen werden, um Vorteile an anderer Stelle zu erkaufen (High-ISO-Leistung, Voraussetzungen für die Dual-Pixel-Technik, Auslesegeschwindigkeit, was weiß ich).
So wie ich die Canon-Produktpolitik sehe, kann ich mir zumindest gut vorstellen, dass die Bekämpfung dieses von DxO so hervorgehobenen Nachteils aus Canon-Sicht keine allzu hohe Priorität genießt: Die Vorteile des Systems liegen im Bereich AF und Geschwindigkeit und der Verfügbarkeit diverser hochwertiger langer und lichtstarker Objektive. Außerdem liegt ein Schwerpunkt auf Video. Müsste ich vor diesem Hintergrund ein Entwicklungsbudget vergeben, würde ich auch lieber auf High-ISO-Leistung und Dual-Pixel-AF optimieren als ein unter diesen Gesichtspunkten eher spezielles Problem mit rauschenden Schatten zu bekämpfen.
Bei Canon muss man für optimale Ergebnisse "Exposure to the Right" ernst nehmen und eher reichlich belichten. In den Situationen, in denen man aus Dynamikgründen absichtlich unterbelichten muss, ist das ein Nachteil. Sonst ist es egal.