AW: Erfahrungsbericht Novoflex TrioBalance
Moin,
nachdem ich lange mit mir gerungen habe,
welches Stativ mich auf meine Reisen begleiten soll, habe ich mich für das TrioBalance mit kompakten 4-Segment-Aluminiumbeinen (A2844) entschieden, auf das ich eine Panorama=Q 48 geschraubt habe. Mit dieser Kombination bin ich letzte Woche vom ersten größeren Einsatz zurückgekommen. Und da in der Diskussion zu meiner Entscheidungsfindung angeregt wurde, dass ich hier doch von den ersten Erfahrungen berichten könnte, möchte ich das hiermit tun – zumal es ja noch nicht so ganz viele Berichte über die TrioBalance-Variante gibt. Das Ganze wird leider etwas länglich. Die Executive Summary lautet: Ich bin zufrieden.
Auf die Reise begleitet haben mich meine EOS 6D, die ich mit einem L-Winkel von Really Right Stuff versehen habe, sowie meine EOS 100D mit einer QPL1. Wie in der anderen Diskussion angekündigt, waren hauptsächlich kurze Brennweiten im Einsatz (24mm und 35mm), gelegentlich auch mein EF 70-200mm f/4L IS USM. So viel zu den Rahmenbedingungen.
Mit den gewählten Beinen komme ich auf eine Höhe von ca. 1,30m. In zwei Situationen hätte ich mir ein höheres Stativ gewünscht; ansonsten war das aber für meine Zwecke in Ordnung. Ich bin von meinen bisherigen Stativen Klemmverschlüsse gewohnt, so dass für mich die Drehverschlüsse neu waren. Ich bin jedoch gut mit ihnen klargekommen. Mit einem kurzen Dreh lassen sich alle drei Segmente je eines Beins beim Aufbau gleichzeitig entriegeln bzw. beim Abbau verriegeln. Manchmal habe ich beim Ver- oder Entriegeln nicht weit genug gedreht, so dass sich ein Bein beim Aufstellen einschob oder nach dem Abbau wieder ausfuhr; das passiert mir bei Klemmverschlüssen nicht, kam aber auch hier nur selten vor. Ich habe öfter im Netz gelesen, dass sich die Beine beim Öffnen der Klemmverschlüsse aus der Stativschulter lösen würden (oder könnten), da sie keinerlei Arretierung dort oben haben; dies ist mir kein einziges Mal passiert.
Ich habe mich bewusst gegen einen vollwertigen Kopf entschieden, um eine möglichst leichte und kompakte, aber dennoch stabile Lösung zu haben. Die Nivellierung reichte in den allermeisten Fällen aus, um den gewünschten Bildausschnitt zu erhalten. Allerdings gab es auch eine Handvoll von Situationen, wo dies nicht der Fall war – wenn ich eher steil nach oben oder unten fotografieren wollte. Dort konnte ich mir jeweils damit behelfen, dass ich eines der Beine weniger weit auszog oder weiter abspreizte. Wer seine Kamera häufig über den Winkel hinaus kippt, den die Nivellierkalotte ermöglicht (15°), ist mit einem vollwertigen Kopf sicher besser bedient.
Die Nivellierung des Kopfes war mit Hilfe der Libelle in der Panoramaplatte sehr einfach, wenn ich ihn in die Waagerechte bringen wollte. Die Libelle ist bei dem von mir verwendeten L-Winkel bei aufgesetzter Kamera nicht vernünftig einsehbar. Meist hatte ich die Kamera daher in der einen Hand, richtete den Kopf aus und zog dann die Klemme fest, mit der die Nivellierung arretiert wird – dabei verzieht die Kalotte nicht. Wenn die Kamera bereits auf dem Kopf ist, braucht man beide Hände: Da es keine Friktionskontrolle gibt, muss eine Hand die Kamera halten, die andere betätigt die Arretierung der Kalotte. Die Ausrichtung habe ich dann mit Hilfe der eingebauten Wasserwaage der Kamera vorgenommen. Die Präzision der Libelle entspricht übrigens ziemlich genau der der eingebauten Wasserwaage der Kamera, was für mich ausreichend ist.
Relativ schwierig ist die Ausrichtung der Kalotte, wenn die Kamera nach oben oder unten geneigt werden, aber der Horizont gerade bleiben soll. Für eine solche Ausrichtung wären zwei Röhrenlibellen anstelle der Dosenlibelle erheblich besser geeignet. Da ich eine solche nicht dabei hatte, blieb mir nur die Nutzung der in der Kamera eingebauten Wasserwaage. Eine feinfühlige Ausrichtung, bei der man den Bildausschnitt im Sucher kontrolliert und gleichzeitig das Ganze waagerecht halten will, ist alles andere als einfach. Wenn ich den Liveview für die Wahl des Bildausschnitts verwendet habe (was manchmal aufgrund der Lichtverhältnisse nicht vernünftig ging), war die Ausrichtung des Horizonts bei geneigter Kamera einfacher möglich. Ob ich das mit mehr Übung, vollwertigen Kugelköpfen und Friktionskontrolle besser hinbekomme, weiß ich nicht – ich bin bislang Mehrwegeneiger gewohnt, bei denen ich mich um eine Dimension nach der anderen kümmern kann.
Ich habe praktisch immer entweder die Spiegelvorauslösung verwendet oder die Kamera vor der Auslösung in den Liveview versetzt. Ausgelöst habe ich dann meist mit 2 oder 10 Sekunden Vorlauf direkt an der Kamera. Ich habe keine Testaufnahmen unter kontrollierten Bedingungen gemacht, sondern kann lediglich über das berichten, was sich aus den Anforderungen in verschiedenen Situationen ergab. Aufnahmen bei wenig Wind mit Zeiten zwischen 1/10 Sekunde und 1/5 Sekunde bei 192mm sind jedenfalls ebenso scharf geworden wie welche mit 8 Sekunden bei 200mm und ordentlichem Wind – für letztere hatte ich allerdings das unterste Beinsegment vorsichtshalber nicht ausgefahren. Ich habe nur eine einzige Aufnahme mit langer Brennweite und einer Zeit von 20 Sekunden gemacht, ebenfalls bei ordentlichem Wind und dieses Mal mit 150mm, die deutlich verwackelt ist – ob Gründe außer dem Stativ selber dabei eine Rolle gespielt haben mögen, kann ich nicht sagen. Die Aufnahmen mit 24mm und 35mm sind auch bei 20 Sekunden Belichtungszeit (allerdings ohne Wind) ausnahmslos scharf geworden.
Einer der Gründe, die mich zu diesem Stativ greifen ließen, ist die kompakte Bauform. Das Packmaß meiner Kombination ist von der Länge her mit knapp 52cm bei weitem nicht das kürzeste auf dem Markt, für mich aber im grünen Bereich. Als sehr angenehm empfinde ich den geringen Umfang des Stativs, der sich u.a. aus dem Verzicht auf eine Mittelsäule ergibt. Dadurch passt das Stativ sehr gut seitlich an den von mir auf dieser Reise verwendeten Rucksack (Manfrotto Off Road). Die seitliche Anbringung des Stativs habe ich nicht als problematisch empfunden.
Das wäre soweit das, was mir nach sechs Wochen intensiver Nutzung einfällt. Mein vorläufiges Fazit ist vermutlich wenig überraschend: Für meine Bedürfnisse auf Reisen und Wanderungen ist das Stativ sehr gut geeignet; im Sommer werde ich es wohl mal auf Städtetouren ausprobieren. Ich würde in Zukunft zusätzlich eine kleine Röhrenlibelle für den Blitzschuh der Kamera mitnehmen. Und vielleicht probiere ich irgendwann auch mal die Wanderstöcke aus – bislang habe ich mich immer noch nicht mit solchen anfreunden können und ich glaube auch eher nicht, dass ich mir das permanente Geschraube antun möchte. Aber versuchen könnte man es mal.