Freiland-Stativtest Triopod - Teil 1 (der Haupttest: “Geht es oder geht es nicht ?”)
Ich möchte im Folgenden Bildergebnisse eines umfangreichen Freilandtests mit dem Triopod Stativ speziell aus dem Bereich Makrofotografie präsentieren, also ein Anwender Test vom Novoflex Triopod Stativ.
Der Test besteht aus drei Teilen:
Teil 1 - Geht es oder geht es nicht ?
Teil 2 - Geht es noch kleiner ?
Teil 3 - Misslungenes
Einer der Hauptkritikpunkte hier im Forum ist ja die angeblich fehlende Stabilität des Stativs.
[dieser Gedankensprung mit dem "seis drum" entsteht, weil hier meine Zusammenfassung mit Zitaten der Kritiker-Argumente von der Moderation gelöscht wurde]
Seis drum. Ich wollte es jetzt genau wissen.
Denn so ein Stativ mit solchen schlechten Eigenschaften wäre speziell für Makrofotografen natürlich völlig inakzeptabel. Da Theorie allein aber noch keine guten Bilder macht, habe ich zu den kritisierten Aspekten
Schwingungsstabilität und
Einstellgenauigkeit einmal Fotos gemacht.
Fragestellung: Wenn die Geräte auf dem Novoflex-Stativ ruhen …
a)
kann man den Motivausschnitt schnell und hinreichend genau so einstellen, dass man auch kleinere Objektivfeldabmessungen ohne Probleme fotografieren kann ?
b)
reicht die Stabilität des Stativs aus, um eine gute Bildschärfe zu erhalten, auch unter widrigen Bedingungen ?
Der
Freilandtest fand am 16.8. im heimischen Garten statt. Es herrschte schönstes Aprilwetter, passend zum Test komplett bewölkt und vor allem windig. So musste ich trotz Pflanzenklemme immer wieder mit dem Einstellschlitten nachfokussieren, wenn der Wind das Motiv aus der Fokusebene in eine neue Position geschoben hatte.
Objektfeldabmessungen 8,5 x 6,5 bzw. 10 x 7,5 Millimeter; also ein
ABM (FT) von 1,7:1 - 2:1 (umgerechnet bei gleichem Bildeindruck auf KB-Format etwa 3,4 :1- 4:1). Das kann eine Ausrüstung schon an ihre Grenzen bringen. Es wurde mit unterschiedlichen Blenden getestet - geringe
Schärfentiefe sollte es dem Stativ leicht machen, die Fotos durch Vibrationen, Torsion o.ä. zu verderben. Ein Blitzgerät kam bei diesem ersten Test nicht zum Einsatz; damit hätte ich sonst Schwächen des Stativs durch “Einfrieren” vertuschen können.
Zum
Testmotiv selber: Ich suchte eine recht kleine, scharf begrenzte und damit gut zu vermessende morphologische Struktur vor relativ kontrastarmen und ruhigen Hintergrund; es sollte nicht bodennah, sondern mit ausgezogenen Beinen getestet werden. Deshalb wählte ich im Garten einen Roseneibisch (Hibiskus) aus. Erst wollte ich die Ameisen an den Nektarien nehmen, die waren ohne Blitzgerät aber einfach zu schnell. Die den Griffel umwachsende Röhre aus Staubblättern (Columna) sieht zwar interessant aus, war mir für eine Ergebnisdiskussion aber zu unübersichtlich, die angefeuchteten Narben bei der kontrastarmen Beleuchtung dagegen zu diffus. So diente als Motiv schließlich eine
Blütenknospe in 120 cm Höhe, deren Kelchblätter an den Spitzen zu einer kleinen Röhre zusammengewachsen waren (Durchmesser 0,55 mm). Scharf gestellt wurde auf den vorderen Rand.
Zum Einsatz kamen als Stativ eine Triopod-Stativschulter (Kauf Ende 2013), die Beine waren 4-Segmenter aus Carbon, allerdings aus der 1. Serie vom Quadropod (Kauf 2009), also gerade die, denen der kritische Tester bereits bescheinigt hatte: “in meinen Augen … einfach untauglich“.
Aber ich habe nun mal nichts anderes …
Quelle:
https://www.dslr-forum.de/showpost.php?p=12483300&postcount=182
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Testbedingungen:
(weitere Angaben zu Geräten und Technik werden aus Platzgründen nur auf Wunsch nachgeliefert)
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Die spannende Frage war nun: Sollte es jetzt wegen mangelnder Stabilität gar keine hinreichend scharfen Fotos geben oder müsste ich wegen des geschilderten “Zurückschwingens” den Test unter den Bedingungen gar genervt frühzeitig aufgeben ?
Ergebnis:
3 ausgewählte Testbilder (alle ISO 1250, Blende 5.6, 1/250, kein Blitzgerät)
1.v.L. - JPEG “ooc” (also direkt aus der Kamera, unbearbeitet, in LR nur komprimiert auf Forengröße)
2.v.L. - leicht beschnitten, aus RAW entwickelt mit LR
3.v.L. - 1:1-Crop aus einem RAW zur Beurteilung von Schärfe und Fokusebene
Meine Bewertung:
- ich war bei der
Wahl des Bildausschnittes durch das Stativ nicht eingeschränkt (eine Mittelsäule fehlt natürlich, das kann die Sache bei Einsteigern etwas erschweren); ich konnte aber den Bildausschnitt wie gewohnt sowohl in senkrechter wie auch waagerechter Achse gezielt und mit hoher
Einstellgenauigkeit, also millimetergenau, verschieben. Entweder über die Kugel selber oder die Panoramadrehplatte, aber auch mit “starker” Friktion; zumindest bei den Werten, die ich in der Makrofotografie verwende; von daher ist das natürlich subjektiv (dennoch empfehle ich speziell bei solchen Vergrößerungen, die Kugel immer über die Hauptklemmung zu fixieren und nicht allein mit einer straff eingestellten Friktion zu arbeiten - man erhält dadurch eine bessere Bildschärfe).
Das Motiv kam fast immer so auf’s Bild wie gewünscht; das kritisierte Zurückschwingen konnte ich nicht beobachten. Das Einstellen dauert auch nicht auffällig lange; die guten Werte des CB5 Kugelkopfes bezüglich Feststelldrift (Verschiebung des Bildausschnittes) werden durch das Stativ nicht verschlechtert. Da es dafür keine direkten Beweisfotos gibt, muss man mir das jetzt glauben oder auch nicht … selber ausprobieren oder aus der Qualität der hier gezeigten Bilder seine Schlüsse ziehen
- bezüglich der
Stabilität habe ich zumindest bei der Art von Fotos, die ich gerne mache, keinen Grund zur Klage. Und dafür gibt es Beweisfotos. Ich konnte auf dem Stativ Strukturen unter einem Millimeter mit Hilfe der 10-fach-Lupe reproduzierbar immer wieder auf den Punkt scharf stellen, auch unter schwierigen Bedingungen. Wenn zum Auslösezeitpunkt bei der Blütenknospe der vordere Röhrenrand im Kamerasucher “scharf” war, dann kam das auch so auf das Bild. Hätte ich mit der
Einstellgenauigkeit nur etwa 0,3 mm daneben gelegen (z.B. weil das Stativ, wie hier behauptet, zu instabil gewesen wäre), würde das sofort auffallen, weil dann nämlich der gegenüberliegende hintere Rand oder eben gar nichts scharf geworden wäre.
- die Bildergebnisse sind
reproduzierbar - dass das Stativ “eine deutliche Flex um die Mittelachse” (fehlende “Torsionsfestigkeit”) hat und damit unberechenbar wird, kann ich in diesem Praxistest nicht nachvollziehen; zumindest hat das aber
keine sichtbaren Auswirkungen auf das fertige Bild , und das sollte ja eigentlich die Hauptsache beim Fotografieren sein
- die Aussage, dass das Stativ höchstens “
Durchschnitt” sei, trifft meiner Meinung nach
nicht zu; das Stativ ist auch mit den Rohrsegmentbeinen voll makrotauglich; sicher hätten die Ergebnisse auch noch etwas schärfer ausfallen können, hätte ich für den ersten Test nicht ohne Kunstlicht und mit hohen ISO-Werten von 1250 - 1600 arbeiten müssen
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Eine berechtigte Frage zum Schluß:
Warum sieht das Jpeg direkt aus der Kamera (ooc, 1.v.L.) nicht genauso scharf aus wie das entwickelte RAW ? Wurde da etwa nach dem Test bei der Entwicklung getrickst ?
Nun, die kamerainterne Schärfung von Jpegs ist bei mir immer auf das Minimum (von 3. Stufen) eingestellt, die kamerainterne Jpeg-Kompression stand auf “normal” und nicht auf “fine“ oder “super fine“. Bilder mit hohen ISO-Werten brauchen bei einer so “alten” Kamera (E3, 2008) und detailreichen Motiven immer ein gewisses Maß an Nachbearbeitung, die RAWs wurden aber nicht überschärft.
Außerdem war bei der Knospe der Rand der Terminalröhre zu allem Überfluss noch überbelichtet (was ich im LiveView nicht sehen konnte). Das (ansonsten unbearbeitete) Kamera-Jpeg wurde wegen der Dateigröße für das Forum ein zweites Mal in Jpeg komprimiert. Also alles nicht gerade qualitätssteigernd. Folge: Die Jpegs direkt aus der Kamera können nicht optimal sein.
(Teil 2 folgt)