Vor ein paar Tagen habe ich mir die V1 mit dem 10-30 Kit gekauft als Kompaktkamera zum Schnäppchenpreis. Normalerweise fotografiere ich mit einer M8 und Oly Pen. Die V1 ist für mich die ideale Kompaktkamera, das Kitobjektiv hat genau den Brennweitenbereich, den ich mag. Da ich gerne mit Blendenvorwahl und Zeitautomatik fotografiere, kommt mir das perfekte Handling mit der Wippe entgegen, mit der man die Blende einstellen kann und die ich problemlos mit dem Daumen bedienen kann ohne das Auge vom EVF zu nehmen.
Der AF ist wirklich flott und präzise. Die Bildqualität ist für eine Kompakte hervorragend. Denn damit vergleiche ich sie.
Die Physik lässt sich nicht überlisten, deshalb erwarte ich von dieser Kamera bzw. diesem Sensor keine Wunder. Einschränkungen bei der Bildqualität und -isbesondere- bei der Bildgestaltung überraschen mich nicht.
Dass diese Kamera so oft als Einsteiger-Systemkamera bezeichnet wird, die unbedarfte Knipser anspricht, kann ich nicht nachvollziehen. Ich finde, dass die vielfältigen Modi und Einstellmöglichkeiten eher überfordern. Andererseits bietet die Kamera doch klug gemachte Möglichkeiten, direkt Einfluss zu nehmen auf entscheidende Aufnahmeparameter wie z.B. Belichtungskorrektur oder AEL/AFL-Sperre.
Manchmal frage ich mich, ob die Tester, die alle das Gleiche geschrieben haben, sich wirklich Mühe gemacht haben, diese Kamera zu verstehen.
Als Systemkamera käme sie für mich nicht infrage. Da gibt es Besseres wie z.B. µFT oder die Fuji X-Serie. Aber besser ist nur das, was man auch nutzen kann und will. Wer besonderen Wert auf die Vorteile der V1 legt, muss sich nicht vorwerfen lassen, eine schlechte Wahl getroffen zu haben.
Nicht jeder braucht Bilddaten, die groß genug sind, um ständig Plakate drucken zu müssen, nicht jeder ist scharf darauf, selektive Schärfe, die hier oft als Freistellen bezeichnet wird, als DAS gestalterische Mittel anzuwenden. Der Hype um das sogen. Freistellen ist mir suspekt. Mit der Leica fotografiere ich oft mit Offenblende, weil die Objektive bis zum Rand scharf sind und so ihr Potential bei der Reportagefotografie voll ausspielen können. Mit der V1 und einem 1,8/18,5mm ließe sich da aber auch einiges machen. Aber man sollte erst gar nicht auf die Idee kommen, Vergleiche mit größeren Sensoren anzustellen in einem Bereich, wo der kleinere Sensor physikalisch weniger zu bieten hat. Früher konnte man oft nicht genug Schärfentiefe haben und hätte das diesbezügliche Potential eines kleinen Sensors gerne gehabt. Also sollte man es auch nutzen und nicht auf die Freisteller schielen.