Ich glaube kaum, daß ein Hobbyknipser, wie ich es bin, losziehen würde um es einem "Pro zu zeigen". Ich gehe eher davon aus, daß diese Leute sich von Pros inspirieren lassen, ein paar gute Fotos hinbekommen haben, und hoffen, daß sie danach die gleiche Summe dafür bekommen.
Dann werde diese Leute feststellen, daß sie vielleicht nicht die gewünschte Summe bekommen, also verkaufen sie sich billiger. Dabei vergessen aber viele, daß Umsatz != Vorsteuergewinn != Nettogewinn ist.
Ich bin auch selbstständig - und freue mich jedesmal über die "dicken" Rechnungen, die ich schreiben darf, bekomme aber dann wieder einen Brief vom Finanzamt und Co - und bin dann wieder frustriert, weil ich einen Großteil des Geldes wieder abgeben darf.
Ein Hobbyknipser, der sich ein paar Euro dazuverdient, wird das, so vermute ich zumindest, nicht dem Finanzamt melden und damit Rechnungssumme=Gewinn haben. Wenn eine Profi 30 Euro nehmen muß, dann kann der Knipser 15 Euro nehmen und verdient damit (Steuerbetrug!) die gleiche Summe, wie der Profi.
Also ist es dich auch von einer guten Seite zu sehen, wenn der Profi dem Newbie ein paar Euro gibt, denn der Profi setzt es als Betriebsausgaben ab und wird den Newbie zwangsweise dazu animieren, es ebenfalls dem Finanzamt zu melden, da der Profi es ohne Steuernummer ja nicht absetzen kann.
Gut, am Schluß freut sich der Staat am meisten, aber es ist eine faire Lösung, bei der der Newbie was lernt.
Warum beantworten die Profis dann die Fragen nach "Was kann ich für ein Foto verlangen" mit realen Werten und geben den Newbies Anhaltspunkte, wie so eine Aktion läuft? Nein, sie beschimpfen die Newbies lieber (zumindest scheinbar hier im Forum) und werfen ihnen vor, sie würden das Preisgefüge durcheinander bringen!
Ich verstehe das nicht. Wenn ich in meiner Branche gefragt werde, welchen Stundensatz ich habe, dann sage ich das gerne.
Wenn dann jemand sagt, daß sei zu teuer, dann kann ich ihm vorrechnen, welche Ausgaben ich habe - und welche Leistung und vorallem Haftung ich erbringen muß. Wenn ich meinen Nettostundenlohn abzüglich meiner Kosten rechne, und jemandem den sage, dann höre ich von Angestellten oft, daß sie dafür garnicht aufstehen würden.
Ich habe auch oft newbies in meiner Branche - und wenn man mit fair play und einem sauberen Deal arbeitet, dann können alle damit glücklich werden und jeder klann seinen Teil verdienen. Wenn ich ausbilde, investiere ich Zeit, die ich auch bezahlt haben möchte. Wie diese Bezahlung erfolgt (Arbeitskraft, Geld, etc...) ist dabei einzig mein Problem - und die Frage, ob der Newbie damit einverstanden ist.
Also, statt auf Newbies zu schimpfen, zeigt ihnen die Risiken und Probleme auf, damit sie verstehen, welches Risiko sie eingehen, wenn sie in der Profiliga mitspielen wollen. Wenn sie dann trotzdem dort mitspielen, werden sie ihre Preise ganz automatisch den Profis anpassen (Einerseits, weil sie merken, daß man etwas verlangen kann, wenn man Leistung bietet, andererseits, weil sie selber merken, daß das Risiko finanziert werden muß)
Wenn jetzt jemand wie ich, der ein fesstes Auskommen hat, noch mit ein paar Photoaufträgen Geld verdient, das brav beim Finanzamt angibt usw - dann muß ich die gleiche Qualität wie die Profis liefern und habe auch ähnliche Ausgaben ==> daraus ergibt sich der gleiche Preis.
Wenn jemand am Finanzamt vorbei arbeitet und damit billiger sein kann, dann wird früher oder später jemand der richtigen Person einen Tipp geben.
Wenn jemand alles beim Finanzamt angibt, aber trotzdem billiger ist - und damit auch noch Gewinn erwirtschaftet, dann sollten sich die Profis an die Nase fassen, ob sie besser oder zu teuer sind.
Den Rest erledigt die freie Marktwirtschaft, denn der Preise definiert sich bei gleicher Qualität über Angebot und Nachfrage.
Hier haben wir wohl ein ganz klar sehr großes Angebot, aber eine geringe Nachfrage. Deshalb purzeln die Preise.
Vielleicht kann sich ja noch jemand an die Zeiten erinnern, als jeder, der Wind*ws schreiben konnte, sich als Administrator für nen Hungerlohn beworben hat - und heute hat sich die Spreu vom Weizen getrennt... es hat nur ein paar Jahre gedauert.
Vielleicht wird in der Photobranche auch irgendwann festgestellt, daß Preis und Masse die Qualität nicht ersetzen.
So, viel geschrieben - und jetzt gute N8!
