Huhu, schöner Themenwechsel - ich danke.
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Ich komme gern dem Wunsch nach, etwas über mein Albtraum-Bild zu schreiben. Zunächst: Ich hatte keine Lust, ein stereotypes Horror-Bild zu machen - kein Angriff, ich liebe Horror, Slasher, Monster, Zombies, Freaks, Untote, Vampire, ich habe auch seit meiner Kindheit ein inniges Verhältnis zum literarischen Grusel, Poe was a friend of mine, ABER --- momentan beschäftigt mich realer Horror mehr.
In einer Zeit, in der viel zu viele Menschen, darunter zahlreiche mir bekannte Kunst- und Kulturschaffende drohen, in einem sozialen Abgrund zu landen, gehört Obdachlosigkeit zu den sichtbaren Wunden unserer Gesellschaft.
Ich hätte auch direkt aus dem Fenster meines schicken Corner-Offices die Unruhen vor dem Café mit Herz fotografieren können (wo täglich kostenlos Essen ausgegeben wird) , oder ich hätte im Stockwerk unter uns bei der Caritas Krankenstube für Obdachlose vorgeschauen können, um die Jungs mit den fehlenden Gliedmassen zu fotografieren, oder die, die unten im Hof sitzen, unweit des Restaurants und immer noch rauchen und heimlich trinken ...
Ne, da habe ich lieber ein kleines Stück weiter, auf der anderen Straßenseite, neben dem schönen Luxushotel mit Hafenblick etwas anderes, symbolischeres aufgenommen: zwei Schlafplätze unter der Brücke, schräg von oben, genau so wie ihn Touristen sehen können, wenn sie auf diesem breiten Balkon stehen, um die Landungsbrücken zu fotografieren.
Der Titel ist eine Anspielung auf (Sozial)Darwinismus - und das einhändige Klatschen ist eine Anspielung auf die wohl berühmteste Übung im Zen.
in der japanischen tradition der zen-meditation werden die indischen mantren, gebete und gesänge als hinderlich betrachtet. der weg zur inneren stille soll allein über die stille gefunden werden. das einzige, was bleiben darf, ist die beobachtung des eigenen atems und die ruhigstellung des geistes durch die beschäftigung mit einem paradoxen gedanken, einem koan. der bekannteste ist die aufforderung: höre den klang einer klatschenden hand.
(Archivfund)
Im Zusammenhang mit Darwin soll es darauf hindeuten, dass wir es am Ende immer mit einer Dualität zu tun haben - konkret: dass wir uns als Mensch darin unterscheiden, dass nicht nur die Starken von uns überleben sondern auch, dass wir gemeinsam dafür sorgen, dass auch die Schwachen und Kaltgestellten ein würdevolles Leben, ohne Schlafstellen unter der U-Bahn-Brücke, führen können ...
Nicht Clap. Clap-Clap.
Amen.