Ach komm, das ist doch kein Argument. Je empfindlicher das Motiv gegen projektive oder andere perspektivische Verzerrungen wie z. B. stürzende Linien, desto weniger taugt ein Weitwinkelobjektiv. Für Gruppenaufnahmen ist bei hohen Ansprüchen an die Wiedergabetreue jedes Weitwinkel zu weit.Siehst du, da haben wir doch des Pudels Kern: mach' doch mal 'ne Gruppenaufnahme mit 'nem 24er auf Kleinbild und schau dir die Personen am Rande an.... in der Landschaftsfotografie ...
Ich las ein mal von einem Fotografen, der für den Produktkatalog eines Nutzfahrzeugherstellers LKWS zu fotografieren hatte. Der Auftraggeber wollte unter anderem von jedem Modell eine unverzerrte Frontaufnahme, die perspektivisch so wirken solle wie eine Konstruktionszeichnung. Zufrieden war der erst, als der Fotograf nach mehreren Versuchen mit kürzeren Brennweiten schließlich zum (geliehenen) 1200-mm-Supertele griff. Und selbst wenn die Kamera Mittelformat statt Kleinbild war – was lehrt uns das über den Unterschied zwischen Weitwinkel und Superweitwinkel? Genau: gar nichts. Und über den zwischen mittlerem und langem Tele? Ebenso wenig. Genau wie das Beispiel der Gruppenaufnahme.
Der Witz mit der Landschaftsfotografie ist doch der, daß diese das Sujet mit dem niedrigsten Anspruch an perspektivischer und geometrischer Wiedergabetreue überhaupt ist. Und wenn hier trotzdem das Objektiv (fast) jeder Aufnahme seinen eigenen Charakterstempel aufzudrücken vermag, dann will das etwas heißen.
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