... interessant, was man hier wieder alles so liest.
Beispiel:
"... ein Argument, das m.E. für Nikon oder Canon spricht: Der Bildstabilisator im Objektiv hat den großen Vorteil, dass du die Wirkung des Stabi im Sucher beurteilen kannst ... Du siehst, wie sich das Sucherbild nach Antippen des Auslösers in Sekundenschnelle beruhigt. Bei Systemen mit Stabi in der Kamera kannst du das höchstens an einer Skala mit Zahlen oder Punkten ablesen."
In der Praxis geht es hauptsächlich darum, ein ruhiges Sucherbild zu haben, wenn man mit MF arbeiten kann/will; viele wollen hier aber auf Teufel komm raus eben AF haben, dann hilft das ruhige Sucherbild beim Zielen; das ist aber rein von dem Bildwinkel abhängig und wird erst dann kaufentscheidend, wenn man die 800 mm KB-äquivalente Brennweite erreicht.
Beispiel:
"500/4 mit 1,4x Konverter in Frage. Wie ich meine, der beste Kompromiss aus Lichtstärke, Brennweite und Gewicht ..."
Es kommt da aber darauf an, welche Kamera dahintersteckt: Ein Bigma an einer Crop2.0-Kamera, da sind es KB-äquivalente 1400 mm (obwohl mit Konverter an sich nicht mehr nutzbar), an der KB-Kamera dann 700 mm; am Crop und an einem KB-Sensor mit sehr hoher Auflösung müsste man dann aber auch zusätzlich ziemlichen Aufwand bei der Stabilisierung betreiben, wodurch Stativ und Kopf wieder recht teuer werden - also ein Teufelskreis (bei 1400 mm ist z.B. auch das Einbein schon ein suichtbar qualitätsmindernder Faktor, ein Zweibein sollte es da schon mindestens sein).
"500/4 mit 1,4x Konverter" an einer KB-Kamera sind aber zumindest bei Singvögeln wieder von der Brennweite her gesehen ziemlich knapp, will man nachher nicht wieder stark die elektronische Schere ansetzen.
* * *
Dabei ist doch eher wichtig,
WAS der Fragesteller
WO fotografieren will und
WIEVIEL Geld er dafür berappen kann.
Er schreibt vom Ansitz im heimischen Garten.
Nun, ich weiß ja nicht, wie sein Garten aussieht. Aber neben diversen Makromotiven, die man in einer "normalen" Gartenwelt findet (und die hier ja ausdrücklich nicht angefragt wurden) sind das (nach Größe (+) und Häufigkeit (-) geordnet) Singvögel, Rabenvögel, Tauben, dann je nach Monat abends noch Igel und Katzen (oft jede Menge).
Da ich mal annehme, dass es eher "Wildlife" sein soll (und Igel auch die teuren ISO-Boliden von Nikon und Canon an ihre Grenzen treiben), läuft dann alles oft auf Singvögel hinaus, da Rabenvögel z.B. oft nicht so angesehen sind.
Hier
http://www.fotocommunity.de/fotograf/rgrum/957598
zeigt sich z.B. bei Herrn "R.Grum" in der Praxis, wie sich der Wechsel vom "Bigma" Supertele-Superzoom (50-500) auf eine sehr teure Festbrennweite mit Telekonverter (300 mm + EC20 an E5) und Crop 2.0-Kamera auswirkt (wie ich meine: sichtbar qualitätssteigernd). ooc (also ohne EBV-Beschnitt) sind das dann 1200 mm KB-äquivalent.
Leider muss ich also hier wieder mal einige Illusionen dämpfen:
- will man Superqualität wie in den Tierzeitschriften, muss man bei jedem System einen gebrauchten Kleinwagen investieren, wenn man einen gut funktionierenden AF haben will (nur mit MF ist der Kamerasucher das entscheidende Kriterium, bei Spiegellosen ist prinzipiell die LiveView-Lupe besser bei wenig Sonne, aber da sind die Supertelelinsen noch nicht so weit)
- kann man sich beschränken, geht es natürlich auch anders
- für Stativ und Kugelkopf wird bei diesen kleinen Bildwinkeln gleich nochmal viel Geld für den Unterbau fällig (Stativ, Kopf)
- möglichst nicht in der EBV zu stark nachvergrößern; will man Qualität am heimischen Beamer oder beim Ausbelichten größerer Formate, sollte man nicht mehr als 30% wegschneiden, auch wenn man größere Sensoren hat (ich gehe dabei mal davon aus, dass es nicht das Ziel ist, die Bilder nur auf Webgalleriegröße zusammenzuschrumpfen)
Es gibt nicht wenige professionelle Tierfotografen (freie Wildbahn, kein Garten), die aus verschiedenen Gründen daher lieber zum Cropsensor greifen (obwohl sie schon eine KB-Kamera haben), bevor sie beim Telekonverter aufrüsten und/oder in der EBV die Schere ansetzen müssen (in der Reihenfolge)
Fazit (vorläufig): Was braucht man also mindestens:
- Brennweite, möglichst ohne lichtschluckenden Telekonverter, sofern es die Motive zulassen, zumal, wenn man nicht mit Tarnzelt arbeiten kann/will
- Tarnzelt/Ansitz und/oder viel Zeit und eine ungestörte Stelle
- das hier leider wieder mal angesprochene Canon-Super-Tele ("solange es das angekündigte lichtstarke Telezoom mit eingebautem 1,4x Konverter von Canon noch nicht gibt") wird in der Regel deutlich über jedem Budget stehen, genauso wie viele anderen lichtstarken neugerechneten Teleobjektiv-Empfehlungen, die mit Konverter deutlich an die 8000 Euro heranreichen; diese ganzen Lösungen sind für geschätzte 80% der Tierfotografen in diesen Foren also deshalb nichts, weil sie ganz einfach zu teuer sind (sonst müssten die Verkaufszahlen der Firmen auch höher sein)
- je größer der Crop-Faktor, umso eher kann man auch "alte" Linsen per Adapterring (natürlich ohne AF) anbringen. Nicht umsosnt gibt es dazu bei Novoflex ein breit gefächertes Angebot. Dann braucht man aber einen optischen Top-Sucher (keinen Tunnelblick) oder einen EVIL-Sucher mit Restlichtverstärker.
Ich sehe das so: Für den Großteil der Forenten heißt es aus verschiedenen Gründen: Gebraucht kaufen und evt. sogar eine Adapterlösung und damit auf den AF verzichten, Lichtstärke möglichst nicht über 5.6 (eine Gebrauchte "alte" Canon (stimmt: 40d) mit einem mittel-lichtstarken (4.0) 300er (+ TC) ist da gerade so verschmerzbar, auch finanziell), also evt. sogar ein Zweitsystem nur für Supertele-Motive ! (
manifredo kann hier dem TO sicher wertvolle Tips geben, denn er ist diesen Weg gegangen; ich weiß nur nicht, ob er noch in diesem Forum ist seit der Sache von damals)
M. Lindner