AW: Re: Wechsel von Kleinbild auf Fujifilm X?
Das ist nicht besonders sinnvoll als Vergleich, da ich mir mit einem Kamerasucher nicht die Welt angucken will. Eine Kamera ist weder ein Fenster noch ein Fernglas, sondern ein Gerät, um Bilder zu machen.
Es soll tatsächlich Leute geben, die ihre Umgebung auch durch einen Kamerasucher betrachten um sie dann zu fotografieren. Auch einmal über einen längeren Zeitraum. Und ich sehe auch keinen Grund wieso ein Fernglas etwas anderes darstellen sollte als eine Kamera mit gleicher Brennweite.
Der Sucher soll deshalb beim Fotografieren helfen, und nur der EVF zeigt mir das Bild an, das ich am Ende bekomme. Belichtung, Gradation, Farben – alles da, so wie es am Ende rauskommt. Dazu noch das Histogramm, alle Fokusfelder, Fokushilfen, Zoomfunktionen und jede Menge Infos. Sogar Split-Screen geht. Es geht mir bei Kameras um das Foto – nicht darum, die Welt so zu sehen wie ich sie mit meinen Augen sehe. Ich will die Welt im Sucher so sehen, wie die Kamera sie sieht, denn das wird dann mein Bild.
Natürlich zeigt der EVF genau das an, was man nachher bekommt...
...wenn man ein Video dreht.
Beim Fotografieren ist das aber eine ziemliche Fehleinschätzung. Der EVF zeigt so etwas wie eine "mögliche Vorschau" an, mehr ist einfach physikalisch unmöglich.
Extrem lange Belichtungszeiten kann der EVF ja nicht schon in "Echtzeit" voraussehen, sondern bestenfalls darstellen, während das Bild entsteht ("live bulb"). Und dieser Modus wäre dann auch ziemlich unergonomisch, wenn man durch die Kamera schauen will um den passenden Bildausschnitt zu finden.
Extrem kurze Belichtungszeiten, kann unser Gehirn gar nicht erfassen. Das sieht man schön, wenn man einen Wasserfall mit 1/1000 oder kürzer einfriert. Um das darzustellen, müsste man das Bild ja aufnehmen und um ein vielfaches länger zeigen, was wieder zu einem "ruckeln" bei Kameraschwenks führen würde. Und somit würde man auch nicht jedes mögliche Bild dieses Schwenks einzeln sehen.
Dazu ist die Darstellung auf einem nicht geeichten Display zur Beurteilung von Farben innerhalb des Bruchteils einer Sekunde vieleicht auch nicht gerade ideal.
Ich bevorzuge es ein möglichst realitätsnahes Bild zu sehen und der Kamera dann zu sagen, wie sie es interpretieren soll. Ein EVF ist für mich schon ein zusätlicher Filter auf den ich gerne verzichte. [Er ist aber besser als gar kein Sucher und für Videos sicher gut nutzbar.]
Wenn ich mit einem Hochhausfenster Fotos von der Stadt machen will, wäre das elektronische Fenster in der Tat besser. Zum Rausgucken bevorzuge ich ein normales Fenster.
Wieso? Das echte Fenster kann Dich ja nicht in Sekundenschnelle aus Stuttgart nach Singapur blicken lassen.
