Im Grunde ist es beides: Die unscharfen Bereiche im Bild und ihre Beschreibung.
Die Übersetzung des Begriffs aus dem japanischen bedeutet ja zunächst nichts weiter als nur die Unschärfe, die Zerstreuung.
Wenn im fachsprachlichen Sinne Bokeh nun nichts anders bedeutet können wir auf den Begriff verzichten.
Die Auffassung von Bokeh als "Die Art und Weise, wie die unscharfen Bereiche im Bild aussehen (Qualität im nicht-wertenden Sinne)." will ja geradezu eine Verwendung des Begriffs der abgegrenzt zur allgemeinen Bedeutung als "der unscharfe Bereich an sich".
In der praktischen Verwendung heut ist wohl so, dass beide Bedeutungen nebeneinander existieren. Die neue Bedeutung als "Unschärfe an sich" dürfte mittlerweile sogar die dominante Verwendung sein.
Jedes Bokeh setzt Unschärfe voraus;
Ja, ohne Frage
jede (objektivbedingte) Unschärfe lässt sich in irgendeiner Form beschreiben, hat/ist also ein Bokeh.
"hat" oder "ist" sind aber zwei Paar Stiefel. Jedes Auto hat eine Farbe. Ist das Auto somit die Farbe?
Darüber, ob die Unschärfe schön oder hässlich ist, sagt der Begriff Bokeh nichts aus.
Ja, so hatte ich das auch verstanden. Da sind wir einig.
Korrekt wäre aus meiner Sicht:
Der Begriff Bokeh steht für die Qualität/das Aussehen der (objektivbedingt) unscharfen Bereiche im Bild.
So sehe ich das im Grunde. Das schließt dann aber aus, dass das Bokeh diese Unschärfe selbst ist (also doch nicht "Im Grunde ist es beides").
Jedes Gesicht eines Menschen hat einen Charakter, einen ihm eigenen Ausdruck. Diesen Charakter, diesen Ausdruck gibt es nur, wenn es dieses Gesicht gibt. Ist der Charakter eines Gesichtes also das Gesicht selbst?
Oder anders gefragt, Ist die Beschreibung das Beschrieben und das Beschriebene seine Beschreibung?
Als Ergänzung noch zwei m.E. falsche Varianten, die man öfter liest:
1. Bokeh ist das Ausmaß der Unschärfe im Bild (Das wäre korrekterweise die Freistellung bzw. die Schärfentiefe).
2. Nur als schön empfundene (also meist weiche) Unschärfe ist ein Bokeh, alles anders ist einfach nur unscharf.
Im Punkt 2 sind wir uns einig.
Im ersten Punkt bezeichnen Sie "das Ausmaß der Unschärfe im Bild" als Schärfentiefe. Die Schärfentiefe ist somit also nicht die Ausdehnung im Objektraum, dessen Objekte im Bild scharf erscheinen sondern das Ausmaß der Schärfe auf dem bild? Also auch nicht die Schärfe selbst, sondern ihre Quantifizierung?
Ach, so ein Kapitel über die Irrungen und Wirrungen des Bokeh-Begriffs unter Hobby-Fotografen könnte doch ganz nett sein in einem Buch.
War aber eh nicht ganz ernst gemeint...
Sorry, da hab ich mich wohl wirklich ziemlich unscharf ausgedrückt. Nein, es war nicht abwertend gemeint. Vielmehr so, dass dafür ein einzelner Thread bei weitem nicht ausreicht. Schon gar nicht wenn er gezielt nach dem Thema frägt. Um für ein Buch zu ergründen wie der Begriff in der Fläche gebraucht wird müsste ich mich durch zahlreiche Foren und anderen zugänglichen Texten wühlen und die unbefangene Verwendung von außen, ohne eigenes Zutun beobachten.
Die Beiträge hier nehme ich durchaus mit Respekt ernst.