Wir können uns wohl darüber einig sein, dass der Messsucher Vorteile bei Bildkomposition und Timing bei dynamischen Objekten (d.h. mehr als eins) im Bild hat, Stichwort: über den Rand hinaus sehen.
Das ist jetzt aber nur ein ganz klitzekleines Vorteilchen, wenn ich das mal so sagen darf. Zumindest empfand den in den letzten 30 Jahren analoge Kleinbildfotografie so gut wie kein Fotograf mehr kaufentscheidend.
Die M-Objektive sind auch nicht erst gut, seit es den Chip gibt. Es geht nicht nur um Kontrast und Auflösung sondern auch um Unschärfewiedergabe und Farbtemperatur. Zweifelsohne sind wir dann hier im subjektiven Bereich angekommen.
Ja sicherlich, nur sieht den aber keiner mehr bei einem 400 ASA-Film. Da sumpft doch alles im Korn ab, von den Farben gar nicht mehr zu reden. Bei modernen feinkörnigeren Filmen bleibt immer mehr übrig, nur sind die dann bei der Disziplin Reportage/Street wiederum immer schlechter zu brauchen. Der Witz ist doch, die Leica-Linsen sind gerechnet worden, um aus dem Drecksformat KB überhaupt noch ein klein wenig BQ rauszukitzeln. Immer, wenn wirklich Bildqualität gebraucht wurde, hat kein Mensch beim Film zu der KB-Patrone gegriffen.
Nur heute lassen genau diese Linsen es krachen vor einem Chip. Ich finde, das ist eine großartige Geschichte.
Was du geschrieben hast, ist kalte Logik und wer hat da bei seinem Hobby schon Lust drauf?
Na eben genau nicht, wenn das kein echter Mythos? Der Klassiker sozusagen. 1. Akt: Geburt und steiler Aufstieg einer Heldin. 2. Akt: Der Fall, Niedergang und jahrzehntelanges Siechtum. 3. Akt: die Wiedergeburt, gespeist aus alten Tugenden. Schneewittchen wird wachgeküsst, Phönix aus der Asche...
Ich glaube, diese Storry macht einen Reiz der Leica aus. Sie schlägt sozusagen die Brücke zwischen Vergangenheit und digitaler Moderne, die ja häufig ob der Schnelllebigkeit als unbehaglich empfunden wird. Nur die M6 funktioniert in dieser Geschichte heute nicht mehr: Sie ist halt 2. Akt, Siechtum.

Der Knaller an der Geschichte ist doch: Ein Konzept, was Jahrzehnte nicht konkurrenzfähig war, wird unverändert genommen, der Film durch Digitaltechnik ersetzt und fertig ist eine Maschine, die leistet, was keine der Konkurrentinnen zu leisten vermag.
Übrigens ist die Konkurrentin Olympus OM, die Leica seinerzeit mit vom Thron gestürzt hat, selbst auf der Strecke jämmerlich verreckt.

Und kommt jetzt als Replique wieder, also Retro-Kitsch. So wie übrigens die Fuji auch.