Moin,
im Grunde hat Bolle_1 natürlich recht, dass es schwierig ist bei dieser Informationslage eine Empfehlung abzugeben. Gerade bei den zur Auswahl stehenden Kameras finde ich die Sache jedoch sehr einfach: Features angucken. Wenn man das nicht will, geht man einfach in den Laden, kauft eine der beiden und wird glücklich – denn beide sind sehr gute Kameras, auch wenn ich die 5D Mark II nicht so gut kenne, da ich sie selber nie besaß.
An welchen Stellen ist die 5D Mark II besser als die 6D? Da sind zum einen die 6 Hilfssensoren für den Autofocus, über die erstere zusätzlich verfügt. Da sind zweitens die kürzeste Verschlusszeit von 1/8000 Sekunde (gegenüber 1/4000 Sekunde) sowie die kürzeste Blitzsynchronzeit von 1/200 Sekunde (gegenüber 1/180 Sekunde). Da ist drittens die mit 150000 Auslösungen angegebene Lebensdauer des Verschlusses (gegenüber 100000). Da ist viertens die PC-Buchse, die bei der 6D nicht vorhanden ist. Und da sind fünftens die drei Custom-Programme (gegenüber zweien). Wenn eines davon ein Ausschlusskriterium oder zumindest sehr wichtig für dich ist, ist die 5D Mark II die richtige Wahl.
Dazu kommen einige weitere Unterschiede, die sich nur individuell bewerten lassen: die immer wieder gern angeführte »Haptik«, worunter verschiedene Forenten unterschiedliche Dinge verstehen. Da musst du die Kamera einmal selber in die Hand nehmen und schauen, ob du dich mit ihr wohlfühlst. Die 5D Mark II ist auch ein wenig größer und schwerer als die 6D, was manche als Vorteil, manche als Nachteil empfinden. Eine Rolle spielen kann auch, dass die 5D Mark II CF-Karten verwendet, die 6D hingegen SD-Karten. Für manchen ist auch das ein entscheidender Unterschied; aus meiner Sicht spielt das nur eine Rolle, wenn ich eine zweite Kamera habe und dort die gleichen Karten verwenden will.
Ebenfalls eine individuelle Sache ist auch die Ergonomie, sprich die Frage, ob dir die Bedienung der Kamera liegt. Meiner Ansicht nach ist keine der EOS-Kameras wirklich schlecht zu bedienen. Für manche ist allerdings der als Joystick ausgelegte Multi-Controller auf der Rückseite der 5D Mark II unverzichtbar; andere sind der Meinung, dass der scheibenförmige Multi-Controller auf der Rückseite der 6D zumindest bei der geringen Anzahl an AF-Feldern kein Problem darstellt und im Hochformat sogar besser bedienbar ist. Auch die Knopfbelegung und die Menüführung sind bei beiden Kameras unterschiedlich. Bei jedem Modellwechsel muss man ohnehin auch immer ein wenig umlernen. Falls du deine 60D parallel betreibst, liegt dir die 6D insgesamt wahrscheinlich näher – die Knöpfe sind ein wenig gewandert, aber die Kameras sind sich sehr ähnlich.
Ein letzter Punkt kann noch für die 5D Mark II sprechen: der Preis. Vermutlich wirst du die 5D Mark II derzeit günstiger bekommen können als die 6D. Wenn man ganz penibel ist, gibt es noch ein allerletztes Argument für die 5D Mark II: Der Sucher zeigt 98% des Bildes an (bei der 6D sind es nur 97%).
Was spricht nun für die 6D? Vieles ist ähnlich wie bei der 5D Mark II. Und einiges besser. Auch da musst du wieder schauen, was davon für dich relevant ist. Der eine findet WiFi toll und GPS überflüssig, die andere genau umgekehrt; die dritte findet beides toll, der vierte beides überflüssig. Daher auch hier einige Unterschiede, die mir in den Sinn kommen (ohne Wertung, was davon wichtig sein könnte, und ohne Anspruch auf Vollständigkeit). Alle Angaben entstammen den Handbüchern und Webseiten von Canon, wo die einzelnen Aspekte auch ausführlicher erläutert werden.
Die 6D hat einen neueren Bildprozessor (Digic 5+ gegenüber Digic 4). Außer der Vignettierung können bei JPGs auch die chromatischen Aberrationen in der Kamera herausgerechnet werden, HDR-Aufnahmen (nur JPG, ohne Speicherung der Einzelbilder) und Mehrfachbelichtungen (bis zu 9 Aufnahmen, additiv oder mittelnd) in der Kamera erstellt werden und eine Multi-Shot-Rauschunterdrückung (nur JPG) angewandt werden. Der CMOS-Sensor verfügt über lückenlose Microlinsen.
Die Belichtungsmessung erfolgt in 63 Zonen mit der iFCL-Methode mit einem Dual-Layer-Sensor (gegenüber 35 Zonen mit einer Methode, die keinen mir bekannten Namen trägt). Der ISO-Bereich umfasst die Werte von 100 bis 25600 (gegenüber 100 bis 6400); er lässt sich nach unten bei beiden Kameras bis ISO 50 erweitern, nach oben bis 102400 bei der 6D bzw. 25600 bei der 5D Mark II. Ein Safety Shift lässt sich bei der 6D außer für Blende bzw. Zeit (wie bei der 5D Mark II) auch für den verwendeten ISO-Wert einstellen. Belichtungsreihen können mit bis zu 7 Bildern bei einer Spreizung von +/-5 Lichtwerten aufgenommen werden (gegenüber 3 Bildern bei +/-2 LW).
Die Geschwindigkeit bei Serienbildern ist etwas höher (4,5 gegenüber 3,9 Bildern pro Sekunde). Dabei nimmt der Puffer im JPG-Modus bis zu 1250 Bilder auf (gegenüber 310), im RAW 17 (gegenüber 14), bei RAW+JPG ist die Kapazität gleich. Es gibt bei der 6D zusätzlich einen Modus für leise Auslösung außerhalb des Liveview, in dem die Serienbildgeschwindidkeit bis zu 3 Bilder pro Sekunde beträgt.
Der Autofocus verfügt über 11 anwählbare Messfelder (gegenüber 9); die Empfindlichkeit der mittleren Sensors liegt bei -3 LW (gegenüber -0,5). Welches Messfeld gewählt wird, kann für unterschiedliche Kamerahaltungen unterschiedlich eingestellt werden. Für die Schärfenachführung wird der Algorithmus AI Servo AF III verwendet (gegenüber AI Servo AF), der einige Konfigurationsmöglichkeiten bietet: AI Servo Reaktion, Nachführung Beschleunigung/Verzögerung, AI Servo Priorität 1. Bild, AI Servo Priorität 2. Bild. Die Feinabstimmung des Autofocus kann bei Zoom-Objektiven getrennt für die beiden Brennweitenextrema erfolgen.
Der Monitor auf der Rückseite hat 104000 (gegenüber 920000 Pixel bei gleicher Größe). Im Sucher und auf dem Monitor kann eine Wasserwaage (eine Richtung) angezeigt werden. Die Akkulaufzeit wird bei der 6D etwas höher angegeben als bei der 5D Mark II. Allerdings muss man sich angewöhnen, das GPS bei Nichtbenutzung auszuschalten, sonst ist der Akku selbst bei Nichtbenutzung ganz schnell leer.
Auf Video gehe ich hier nicht ein, weil ich davon keine Ahnung habe.