Ich weiss. Deshalb verstehe ich ja auch die Forderung nach Umrechnung nicht. [..]
aber das macht doch auch niemand wirklich
Doch, leider machen das die Leute schon.
Ich bin ja auch der Meinung, dass man eigentlich nichts umrechnen muss. Man könnte die Daten auch so verwenden, wie sie sind. Setzt natürlich entsprechenden Sachverstand voraus.
Das Problem ist aber, dass die Leute (angestachelt von den Herstellern) zumindest einen Teil der Daten umrechnen - nämlich die Brennweiten. Und das ist viel schlechter, als würde man gar nichts umrechnen. Wenn man schon umrechnet, dann bitte alles. Und bitte stets im Hinterkopf behalten, dass es sich um eine reine Vergleichsumrechnung handelt, nicht um real existierende Werte.
Viele Einsteiger verstehen das nicht richtig und nehmen die Brennweiten-Umrechnung als Naturgesetz hin. Das erklärt die zahlreichen Fragen nach der "echten Brennweite" einer Kamera - und das Unverständnis darüber, dass die Brennweitenangaben auf APS-C-Objektiven "noch nicht umgerechnet" seien.
Und da fangen dann auch die Irrtümer an. Ich erinnere mich an viele Diskussionen, wo jemand meinte, eine Kompakte mit Anfangslichtstärke 2,0 sei deutlich lichtstärker als eine DSLR mit Kit-Zoom - und somit auch besser für Konzerte und andere Lowlight-Situationen zu gebrauchen.
Dass kleine Sensoren bei gleicher ISO viel mehr rauschen, wird gern verdrängt; man liest allenthalben, das sei erst bei höheren ISO-Werten relevant. Dass aber auch Basis-ISO am kleinen Sensor nicht so rauschfrei ist und man mit demselben Anspruch eine DSLR mit Kit-Zoom nehmen und dort den ISO-Wert um mehrere Stufen hochschrauben könnte, ist den Leuten zu wenig bewusst.
Es herrscht eine Vorstellung vor, Basis-ISO sehe an allen Kameras mehr oder weniger gleich gut aus, und erst höhere ISOs machten den Unterschied zwischen kleinen und großen Sensoren. Teilweise dieselben Leute, die begeistert sind von der ISO100-Qualität ihrer Kompakten, scheuen an ihrer DSLR den Sprung auf ISO1600 - obwohl das in den meisten Fällen immer noch rauschärmer wäre. Wo liegt der Unterschied? An der DSLR sieht man dank niedrigerer ISO-Werte, dass es noch besser geht. An der Kompakten lässt sich nichts Niedrigeres als ISO100 oder ISO80 einstellen, und mangels Vergleich (und dank teilweise intensiver Aufbereitung innerhalb der Kamera) findet man das eben auch okay.
Am Ende ist man damit aber nur ein Opfer von Psychologie und Marketing.
Die Umrechnung aller relevanten Daten (Brennweite, ISO, Blende) kann auch dem unerfahrenen Einsteiger dabei helfen, die Fähigkeiten von Kameras verschiedener Sensorgrößen neutral zu vergleichen und Fehlkäufe (gerade im Hinblick auf Available Light) zu vermeiden. Das ist doch was.
Aber genau mit dem von Dir ausgeführten Gedankengang kann man den erheblichen Vorteil von Mittelformat gegenüber Kleinbild erklären.
Da kommt dann aber das Problem auf, dass viele digitale Mittelformatkameras und Kamera-Rückteile eher auf Studiofotografie mit ausreichend Blitzleistung optimiert sind und ihre Sensoren gar nicht besonders lichtstark konstruiert sind. Also zumindest wenn es um Lowlight geht, ist man mit Kameras bis zu KB-Format in der Regel besser bedient - trotz geringerer Sensorfläche. Dass Auflösung und Dynamik an den MF-Kameras besser sind, ist wieder ein anderes Thema. So oder so kann man hier nicht von vergleichbaren Sensoren reden, und insofern verbietet sich auch die modellhafte Umrechnung.
Solange Du von analogem KB und MF sprichst, stimmt der Vergleich natürlich.