Was das Rauschen anbetrifft, wage ich auch zu bezweifeln, dass die 6D gegenüber den aktuellen mFTs drei Blendenstufen besser ist. Was ich in einschlägigen Vergleichen sehe, sind etwa zwei Blendenstufen, bei DXO sind es nicht einmal so viel.
Aber die eigentliche Frage ist, inwieweit dieser Wert in der Praxis relevant ist, was im wesentlichen von der Aufnahmesituation und von der Ausgabegröße abhängig ist. Die Ausgabegröße wird bei diesen Diskussionen fast nie berücksichtigt.
In den Anfängen der Digitalfotografie hatte man noch den Film als Maßstab. Über diese Messlatte sind wir längst hinaus, egal ob mit mFT oder Vollformat oder sogar einer Kompaktkamera wie LX100 oder RX100. Also was ist jetzt unser Maßstab? 100%-Ansicht bei 16 oder mehr Megapixeln? Der Profi wird das ganz praktisch anhand des Aussehens bei einer geforderten Ausgabegröße aus dem dazu geeigneten Betrachtungsabstand bewerten. Wenn der Kunde damit zufrieden ist, ist er es auch. Wir Amateure stoßen uns die Nase auf dem Monitor, häufig ohne wirklichen Praxisbezug. Alles ist relativ, man braucht für eine Bewertung immer einen Bezugspunkt. Ich wage zu behaupten, dass wir häufig den Bezugsrahmen für eine praxisbezogene Einschätzung aus den Augen verloren haben.
Als ich auf meinem Epson 3880 Fotos eines befreundeten Fotografen auf A2 für eine Ausstellung gedruckt habe, war ich erstaunt. Die Fotos stammten teilweise aus eine LX-Kompaktkamera (noch mit 1/1.7"-Sensor), sonst von mFT (meist noch GF1), dabei waren viele low-light-Fotos (in Tempeln etc.). Niemand hat an der Qualität irgendeinen Anstoß genommen. Low-Light-Fotos leben sowieso im wesentlichen von der Stimmung, oft trägt ein bisschen Bewegungsunschärfe dazu bei. Aktuell bin ich an der Produktion eines Fotobuchs in 30x30cm (Bildgröße meist ca. 18x24) über einen Event beteiligt, in dem Fotos von einem GH4-Fotografen und einem D4s-Fotografen gezeigt werden (Digitaldruck). Ich bin mal auf das Ergebnis gespannt. Natürlich sehen die Dateien des D4s bei hohen ISOs auf dem Bildschirm noch sauberer aus. Aber ich bezweifle, dass es der Betrachter des Buchs bemerkt.
Deshalb muss man bei der Wahl des Systems immer das "Gesamtpaket" betrachten. Klar, im Idealfall habe ich für jede Anwendung die ideale Kamera mit dem idealen Objektiv. Aber das werden sich schon die wenigsten leisten können und wollen. Deshalb werde ich es jetzt mit mFT, einem guten 2.8er Standardzoom und ein paar lichtstarken Festbrennweiten dazu versuchen und die KB-Ausrüstung muss gehen. Das Rausch-Niveau liegt etwa auf dem der 5D und ist besser als die 400D mit 17-55/2.8 IS, die ich davor hatte, und schon damit konnte man verdammt schöne Low-Light-Fotos machen. Teilweise hat mFT einen Vorteil aufgrund der größeren Schärfentiefe bei Offenblende. Der AF der Spiegellosen wird sich eher noch weiter verbessern, alle Hersteller feilen an ihren Algorythmen oder führen Hybrid-Systeme ein etc. Ich persönlich kann mir für ein paar Grenzsituationen, wo das in der Praxis nicht mehr aussreichen sollte, nicht ein komplettes zweites System leisten. Und insgesamt ist mir die Tragbarkeit und Unauffälligkeit des mFT-System gegenüber KB-DSLR viel wichtiger.