Überhaupt nicht. Das Katzengejaule ostasiatischer Musikdarbietungen geht mir an manchen tagen gleich schwer runter wie Wagner an anderen. Die Kunst als solche mag man diskutieren, das Kunstwerk als Artifakt einer individuellen Vision eben nicht. Es mag dem einzelnen Betrachter entsprechen oder nicht, es darf aber kein demokratischer Akt werden, ein Kunstwerk zu beurteilen.
Was ein
Reich-Ranicki verzapft hat, war seine (vordergründig) unterhaltende Dummheit, die er öffentlich gemacht hat. Er selbst jedoch hat im Leben nichts außer leere Worthülsen produziert und die meisten der von ihm Verrissenen werden länger im Bewusstsein bleiben als das inzwischen verblichene Kritikaster.
Aber jeder taugt zu was, und so taugt MRR als abschreckendes Beispiel für die Frage nach dem zu viel oder zu wenig in der Kunst.
Muss mir alles gefallen? Nein.
Muss ich deswegen was mir nicht gefällt als untragbar bekämpfen? Nein.
Also ist Kunstkritik als Versuch der Ein-und Zuordnung (etwas anderes schaffen die kritisierenden Dilettanten meist ohnehin nicht) zu akzeptieren -- einen Einfluss auf die tatsächliche Rezeption des Werks in der Zeit stellt sich keinesfalls dar. Ein wirklich großer Künstler wird, das ist seine Tragik, den Kritikern um Jahrzehnte voraus sein -- sonst wäre es nicht große Kunst, wenn das das kleine und auf Stereotypen beschränkte Kritikerhirn sofort verstehen könnte.
Was du beschreibst, die "Wissenschaft hinter den Zeichen", interessiert sich eben genau nur für das im Moment Verkäufliche. Es ist eine Illusion zum glauben, der Staat unterhielte eine Universität als Trägerin der Wissenschaft, um den Studierenden oder Professoren ein losgelöstes und aller finanziellen Sorgen entbundenes Leben zu bereiten. Wenn sich die Fakultät nicht rechnet, wird sie eben "praxisgerechter" (-> wie von der Wirtschaft als Arbeitsmarkt gewünscht) aufgestellt. Die wissenschaftlichen Querdenker sind bestenfalls Professoren, denen durch die sichere Anstellung die Zeit und durch die Studenten die Masse gegeben ist, neue Ideen zu elaborieren. Das aber als Privatvergnügen, nicht als Auftrag.
Das wir es mit Wissenschaft, -mismen und -ien zu tun haben, zeugt nur von der Unfähigkeit, mit unscharfen Begrifflichkeiten umgehen zu können.
Ich stecke in einer Schublade, also bin ich.
