Hallo - will auch mal meinen Senf dazu geben

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Das Problem, was der TO hat (ich übrigens auch) ist, einzuschätzen wie gravierend die Qualitätsunterschiede sind.
Natürlich muss man Abstriche machen, wenn man sich ein günstigeres Stativ kauft. Nur wie groß sind diese und sind die evt. für einen Hobbyfotografen zu verschmerzen?
Ich kann mir gut vorstellen, dass einige von Euch auch ihr Geld mit der Fotografie verdienen- da kann man keine Abstriche machen. Ihr werdet sicherlich auch nicht "nur" eine EOS 600D haben, sondern eine noch bessere Kamera. Die 600D ist auch eine Consumer-Kamera - sie ist auf ein möglichst gutes Preis-Leistungsverhältnis ausgelegt. Man wird damit sicher auch keine Ergebnisse wie mit einer 1D hinbekommen. Als Hobbyfotograf wird man das aber verschmerzen können.
Hier treffen also 2 Welten aufeinander Hobby vs. Profi. Die Frage hätte also anders formuliert werden sollen: Welches Stativ besitzt für 200 Eur das beste Preis-Leistungsverhältnis.
OK - das wird jetzt ganz schön Offtopic - daher schnell weiter zu konkreten Fragen

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Ihr sprecht davon, dass z.B. das vorgeschlagene System zu instabil ist. Was meint ihr damit genau? Zusammenbrechen wird das Stativ ja wohl nicht, außerdem kann ich mir auch nicht vorstellen, dass bei normalem Wind das Stativ anfängt zu wackeln (oder etwa doch?)
In Hinsicht auf die Erschütterung, die die Kamera selbst verursacht, würde mich interresieren, ob die Spiegelvorauslösung (die fast jede Kamera hat) diese komplett beseitigt.
Zur Mittelsäule - warum genau ist die so ungeeignet für die Makrofotografie?
Danke schon mal für die Antworten.
Viele Grüße
Micha
Ich versuche mich mal an einer Antwort aus meiner Sicht. Erstens: ich verdiene kein Geld mit der Fotografie, sonst haette ich 800 Euro fuer Stativ und Zubehoer mit Sicherheit einfach so gekauft und nicht einen sehr seltsamen Blick meiner besseren Haelfte dafuer bekommen.
Was sind wichtige Punkte bei einem Stativ? Stabilitaet, Gewicht, Einstellbarkeit/Komfort. So schaut es zumindest bei mir aus.
Stabilitaet geht meist zu Lasten des Gewichts, dh je stabiler etwas wird umso schwerer. Bei Stativen hat man dann die Wahl zu Carbon zu greifen, macht den Spass aber direkt teuer. Beim Kopf geht Stabilitaet nur ueber Qualitaet. Ich habe mir jetzt einige Koepfe angeschaut, weil auch ich wollte zuerst keine 400 Euro und mehr fuer sowas ausgeben. Im Endeffekt habe ich sehr viele Dinge gesehen die mich das Fuerchten gelehrt haben, einschliesslich eines Fachverkaeufers der mich meine A77 mit 70-400 nicht auf einen Kopf setzen lassen wollte. Ob er mehr Angst um sein Equipment oder um meins hatte lasse ich mal dahingestellt. Haette er nur mal nicht mit seinem Marketingzettelchen rumgewedelt nach der seine Kombination 35kg !! tragen sollte.
Die Gewichtsangaben sind oftmals geschoent, weil sie bei genauer senkrechter Last ueber dem Kugelkopf gemessen werden. Da traegt natuerlich fast jeder Kopf ein grosses Gewicht. Oftmals ist der Kopf aber etwas schraeg eingestellt, dann wirken da deutlich groessere Kraefte. Die namhaften Hersteller geben daher die Last an wenn der Kopf geneigt ist. Mein RRS BH40 traegt nur 8kg, mein alter Cullmann angeblich 23kg. Nur eins dazu: der Cullmann war selbst in senkrechter Stellung nicht davon zu ueberzeugen Kamera plus Tele wirklich zu halten, dass rutschte immer leicht nach. Der RRS haelt das dagegen selbst mit Friktion schon sicherer, wenn ich dann den Schieber richtig zudrehe kann ich damit Golf spielen.
Das Cullmann Stativ war ok, bis auf die Verschluesse, aber dazu spaeter mehr. Das Feisol ist aber eine ganz andere Liga, extrem leicht aber steht wie eine Eins.
Und hier sind wir direkt bei der Einstellbarkeit und dem Komfort. Mein Cullmann Kopf hatte eine Kameraplatte die nicht gegen Verdrehen gesichert war. Was ein Spass, wenn der Kopf dann tatsaechlich mal fest war hat sich die Kamera munter auf der Platte gedreht. Auch hier wieder egal wie fest man angezogen hat. Die RRS Platte sitzt perfekt unter der Kamera, gibt es naemlich speziell fuer meine Kamera (und viele andere Modelle). Ausserdem kann ich noch zusaetzlich meinen Kameragurt einschrauben, beim Cullmann war immer wechseln angesagt.
Dann kommt das Ansetzen der Kamera, mit dem Arca Swiss System ist das nach 3 Malen einfach und ohne hinzuschauen moeglich, bei Cullmann hast du die Kamera immer so auf dem Stativ sitzen wie du es grade nicht brauchst.
Bei Cullmann habe ich keine Platte fuer die Stativschelle gefunden, bei RRS gibt es auch da wieder zig Varianten, fuer viele Objektive sogar passgenau. Gut, dass gab es fuer mein Sony jetzt nicht aber mit einer Universalplatte ist das auch wunderbar fest und angenehm zu bedienen. So packe ich also eine A77 mit 70-400, dass sind gute 2kg, ohne Probleme auf Feisol plus RRS Kopf und der ganze Spass laesst sich immer noch sehr leicht und locker bedienen. Sollte ich irgendwann tiefer in den Makrobereich eintreten wollen gibt es auch dafuer noch genuegend Zubehoer und ich muss nicht einmal RRS kaufen.
Das Cullmann Stativ war einfach nur ein Graus in der Einstellbarkeit, entweder Beine drin oder draussen, dazwischen fummelt man sich einen Wolf ab weil man immer 2 Haende braucht um was zu verstellen, mit angesetzter Kamera nicht wirklich ratsam. Dazu sind mir im Winter dann die Beine eingefroren und durch den Frost wurde wohl das Plastik etwas sproede und mir ist eine Klemme eingerissen. Da wars fuer mich rum und ich habe Geld investiert.
Ein billiges Stativ muss nicht direkt zusammenbrechen, um noch auf die zweite Frage einzugehen. Viel problematischer ist das Schwingungsverhalten dieser Dinger. Bei Belichtungen zwischen 1/10 und 2 Sekunden hat man eigentlich am meisten mit den Eigenschwingungen zu kaempfen. Selbst mit Spiegelvorausloesung vibrieren die Dinger einfach zu lange nach. Je nach dem was man draufpackt kann es aber auch schonmal Knack machen, ist mir bei dem Dreiwegeneiger von Cullmann passiert, dass war einfach zuviel, obwohl die angegebene Tragkraft haette ausreichen muessen.
Mittelsaeule ist immer Mist weil sie die Stabilitaet nochmal verschlechtert, dass Ding ist meist nicht wirklich gut eingepasst und dann wackelt das wie ein Kuhschwanz je weiter man ausfaehrt. Natuerlich gibt es auch Stative mit sehr guten Mittelsaeulen, dass kostet dann aber auch wieder. Bei Makro, also 1:1 und mehr, brauchst du aber einen sehr genauen Bildausschnitt und dazu auch wirklich ein stabiles Arbeitsgeraet, wenn da irgendwas wackelt kannst du das Stativ auch weglassen und aus der Hand knippsen.
So, langer Text, eventuell werden jetzt die Beweggruende etwas klarer.
