Wattn Unsinn. Erstens hat der Spiegel sogar zB Kodak überdauert, zweitens sind Umlenkspiegel in der Präzisionsoptik gang und gäbe, drittens könnte man mit gleichen Argumenten jedes Teil einer Kamera, das man nicht mehr braucht, ja sogar die Kamera als eigenständiges Gerät, so bezeichnen und viertens ist der Begriff 'Evolutionsversager' Bildzeitungsniveau...
C.
1. Kodak? Kodak kam nach dem Spiegel und ging vor ihm. Die beiden braucht man nicht miteinander zu vermengen.
2. Dass sie "gang und gäbe" sind, bedeutet nicht, dass sie die ideale Lösung darstellen - oft sind gängige Lösungen jene, die es a) überhaupt zulassen, b) den entscheidenden Vorteil liefern oder c) die wenigsten Nachteile. Der Spiegel lässt auf praktikable und wirtschaftliche Art die Durchsichtmethode zu, ohne das Aufnahmemedium aus der optischen Achse zu bewegen, wobei z.B. die Retrofokusbauweise bei WW-Gläsern erforderlich wird. Da wir aber Bilder (und Spielzeug) und keine Schwingspiegel (bezahlen) wollen, würde jeder (zumindest Hersteller) sofort darauf verzichten, wenn es eine vergleichbare TTL-OVF-Technologie gäbe.
3. Kann man das?
Im von mir geschilderten Fall: Entscheidend ist, dass ein Vergleichsobjekt vorliegt und z.B. im laufe der Entwicklungsgeschichte eine Konvergenz auftaucht (dann wird es relativ eindeutig). Betrachtet man die Sucherkamera mit Blende, Zeit, Verschluss, Aufnahme- und Speichermedium und Guckloch als einfachste erforderliche Variante, dann ist das gleiche Modell mit Schwingpiegel komplexer (Spiegelkasten, Retrofokus...). Im Laufe der Geschichte wurden immer mehr, immer komplexere Funktionsmodule im Strahlengang integriert (AE-Messung, AF-Messung inkl. zweitem Spiegel etc.). Diese Komplexität hat sich solange gesteigert, bis nun mit den digitalen Spiegellosen alle Funktionen, die in Abhängigkeit dieses Strahlengangs integriert waren, in Sensor und EVF vereinen (versuchen, die Entwicklung ist aber klar). Das führt dazu, dass sich die Kameraarchitektur vereinfacht - die Komplexität des Gesamtsystems veringert sich und "kehrt zurück" zu der einfacheren Architektur der Sucherkamera, die mittlerweile ebenfalls über einen TTL-Sucher verfügt.
Von diesem Zeitpunkt an rückwirkend betrachtet - ex post, wie ich bereits schrieb - handelt es sich bei der (D)SLR-Architektur um einen technologischen Umweg, der uns einen TTL-Sucher bereitstellte, den wir ansonsten (vielleicht) erst vor einigen Jahren mit den ersten EVF bekommen hätten. Evolutionsversagen deswegen, weil die Spiegel-Variante nur temporär und unter gesteigerter Komplexität eine Lösung ermöglichte, die dessen Urspung (die analoge Gucklochkamera) nicht, dessen Nachfahre die Spiegellose digitale dann doch lieferte und den Schwingspiegel in die so gern beschworene Obsolezenz überführt.
Das ist keine Bewertung über gut/schlecht oder ob man haben darf oder nicht. Es soll nur aufzeigen, dass TTL-Sucher den Spiegel nicht zwingend brauchen.
Und bitte nicht so verstehen, dass moderne Sensoren und EVF die einfachere oder niederwertiger Technologie als Schwingspiegel & Co seien.
4. Je nach Standpunkt oder Unterschungsabsicht kann man auch von Marktversagen sprechen. Meine Untersuchung bezog sich aber auf den technischen/technologischen Aspekt, nicht auf des Käuferverhalten. Da ist Evolutionsversagen treffender.
Klingt nach Bild? Den Zusammenhang muss der Rezipient erstmal rekonstruiert haben, was?
Verzeihung, ging nicht kürzer.